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Der Kampf gegen die Straffreiheit
GEGEN DIE STRAFFREIHEIT DES MASSENMORDES DER UNIVERSITÄT "LA CANUTA" VOM 18. JULI 1992!

Hinterbliebene der Ermordeten der Universität La Cantuta
Am 18. Juli 1992 wurden 9 Studenten und ein Dozent der Nationalen Universität für Pädagogik "Enrique Guzmán y Valle", bekannter als "La Cantuta", in Lima vor den Augen von rund 50 Zeugen von Regierungssoldaten entführt und später ermordet. Wie üblich in solchen Fällen, verweigerten die militärischen Stellen jede Auskunft über ihren Verbleib und die Justiz lehnte eine Untersuchung ab.

Im April 1993 tauchten Dokumente aus Kreisen der Armee auf, die detailliert über die Ermordung der Verschleppten informierten und die paramilitärische "Gruppe Colina" dafür verantwortlich machten, deren Mitglieder, hohe Offiziere der Armee und des Nationalen Nachrichtendienstes, namentlich genannt wurden. Aufgrund von Informationen, die bei der Zeitschrift "Sí" eingingen, führte die Staatsanwaltschaft im Juli und Dezember des gleichen Jahres eine Reihe von Ortsterminen durch und
Hinterbliebene der Ermordeten der Universität La Cantuta
entdeckte Leichenreste und persönliche Gegenstände der Verschwundenen der Universität "La Cantuta", mit denen diese Anschuldigungen bestätigt wurden.

Das Regime des Diktators Alberto Fujimori konnte in diesem Fall zwar nicht verhindern, dass die Schuldigen identifiziert und vor Gericht gestellt wurden, doch es sorgte durch gesetzgeberische und juristische Manöver dafür, dass der Fall der Militärjustiz übergeben wurde, wodurch garantiert war, dass die direkten Täter Minimalstrafen erhielten und die obersten Befehlshaber der Armee und der Präsidentenberater Vladimiro Montesinos Torres, die nach den vorliegenden Beweisen die Bildung der "Gruppe Colina" angeordnet und deren Verbrechen autorisiert hatten, freigesprochen wurden. Außerdem verbüßten die Verurteilten nur einen geringen Teil ihrer Strafe, denn sie gehörten zu den Begünstigten des Amnestiegesetzes vom Juni 1995, mit dem Militär-, Polizei- und Zivilpersonal, das im Zusammenhang mit dem "Kampf gegen den Terrorismus" Straftaten begangen hatte, eine Generalamnestie gewährt wurde.

Nach dem Sturz von Fujimori im November 2000 wurde das Amnestiegesetz aufgrund eines Urteils des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte widerrufen und erneut Haftbefehl gegen die Begünstigten erlassen, darunter gegen die Mitglieder der "Gruppe Colina". Diese wurden daraufhin fast alle wieder verhaftet, und man leitete Verfahren vor der Ziviljustiz gegen sie ein. Doch die Beschlüsse der Militärgerichte, darunter die Einstellung des Verfahrens gegen die Armeeführung durch den Obersten Militärgerichtsrat sind formal gültig und bilden ein juristisches Hindernis für eine neue Anklage vor Zivilgerichten, da der Fall als verhandelt und abgeschlossen gilt. Auf diese Art wird weiter die Straffreiheit der Hauptverantwortlichen dieser und anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit begünstigt, wie eine Resolution des Obersten Militärgerichtsrat vom 15. August 2004 zeigt, mit der der Freispruch des ehemaligen Präsidentenberaters Vladimiro Montesinos, des damaligen Chefs des Oberkommandos der Armee, Nicolas Hermoza Rios, und des Ex-Oberbefehlshabers des Heeres, General (i. R.) Luis Perez Documet, für die Verbrechen an der Uni "La Cantuta" bestätigt wurde.

DOKUMENTE UND STELLUNGNAHMEN

  PLÄDOYER GEGEN DAS VERGESSEN. FÜR UNSER ERINNERUNG, FÜR UNSERE GESCHICHTE. Worte von Gisela Ortiz, Vertreterin der zehn Familien des Falles "La Cantuta", bei der Zeremonie der öffentlichen Entschuldigung, die der peruanische Staat in Erfüllung des Urteils des Amerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte ausrichtete. 25. Oktober 2007.  »

FALL CANTUTA: "14 JAHRE DES KAMPFES ... BIS WIR GERECHTIGKEIT ERHALTEN". 18. Juli 1992 - 18. Juli 2006! Angehörige der Opfer der Universität La Cantuta. Juli 2006.   »

ÜBER DIE BEVORSTEHENDE FREILASSUNG VON ANGEKLAGTEN, DIE SCHWERER MENSCHENRECHTS-VERLETZUNGEN BESCHULDIGT WERDEN. Coordinadora de Derechos Humanos - Perú (Koordination für Menschenrechte). Lima, den 20. Januar 2005.   »

NEIN ZUR STRAFFREIHEIT DES MASSENMORDS IN DEN GEFÄNGNISSEN EL FRONTÓN, LURIGANCHO UND CALLAO! WIR FORDERN DIE BESTRAFUNG DER VERANTWORTLICHEN! Kommission von Studenten in Gefangenschaft (Comisión de Estudiantes Detenidos). Juli 2004.    »

DIE ILLEGALEN HINRICHTUNGEN VON STUDENTEN DER UNIVERSITÄT "LA CANTUTA"- Asociación de Familiares de Presos Políticos y Desaparecidos (Assoziation der Angehörigen von politischen Gefangenen, Verschwundenen und Opfern des Völkermords). Juni 2004.    »

BERICHT DER INTERAMERIKANISCHEN KOMMISSION FÜR MENSCHENRECHTE ÜBER DEN FALL "LA CANTUTA". Auszüge aus dem Abschlussbericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission. August 2004 »

CHRONOLOGIE DER EREIGNISSE

 22.05.1991 Die Armee richtete an der Universität "La Cantuta" eine Militärbasis ein und führte eine nächtliche Ausgangssperre und die Kontrolle der Studenten beim Betreten und Verlassen des Universitätsgelände ein. Außerdem schleuste sie Agenten in die Universität ein, die über die Aktivitäten und politischen und ideologischen Überzeugungen von Studenten und Dozenten informierten.

 18.07.1992 In den frühen Morgenstunden drangen Mitglieder der "Gruppe Colina" mit Unterstützung von Soldaten der Militärbasis in der Universität "La Cantuta" in das Studentenwohnheim ein und entführten in Gegenwart von rund 50 Zeugen neun Studenten und einen Dozenten.

 30.07.1992 Die Menschenrechtsorganisation "Asociación Pro Derechos Humanos" (APRODEH) reichte vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte eine Klage gegen den peruanischen Staat wegen der Entführung, Folterung und Ermordung von neun Studenten und eines Dozenten der Universität "La Cantuta" durch Soldaten der Armee ein.

 20.08.1992 Die diversen Habeus-Corpus-Akten, die von den Angehörigen der Opfer eingereicht worden waren, wurden von der Justiz zurückgewiesen.

 4.11.1992 Der peruanische Staat bestritt vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte die Festnahme der Verschwundenen der Universität "La Cantuta" durch Soldaten der Armee und fügte hinzu, dass es an dem betreffenden Tag auch keine Polizeioperation in der Universität gegeben habe.

 2.04.1993 Der Abgeordnete Henry Pease Garcia informierte das Plenum des Kongresses über ein Dokument, das ihm vermutlich aus Militärkreisen zugegangen sei und in dem enthüllt werde, dass der Dozent und die neun Studenten der Universität "La Cantuta" mit Wissen der obersten Befehlshaber der Armee und des Oberkommandos der Streitkräfte, sowie des Chefs des Nationalen Nachrichtendienstes von einem Kommando aus Offizieren und Unteroffizieren der Armee ermordet worden seien. Daraufhin sah sich der Kongress genötigt, am gleichen Tag eine Untersuchungskommission einzurichten.

 13.04.1993 Die Militärjustiz griff in die Angelegenheit ein und eröffnete ein Ermittlungsverfahren, hinter dem die klare Absicht stand, die Zuständigkeit für den Fall an sich zu ziehen und eine Untersuchung der Untersuchungskommission des Kongresses oder der Ziviljustiz gegen die obersten Befehlshaber der Armee zu verhindern.

 6.05.1993 Der dritthöchste Offizier des Heeres, General Rudolfo Robles Espinoza, beschuldigte in einem offenen Brief die obersten Befehlshaber der Armee und den Präsidentenberater und Verantwortlichen für den Nationalen Nachrichtendienst der Armee, Vladimiro Montesinos Torres, ein geheimes Einsatzkommando zu unterhalten, dass für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich sei, und bezog sich dabei ausdrücklich auf die Verschleppten der Universität "La Cantuta".

 24.06.1993 Die Untersuchungskommission des Kongresses veröffentlichte zwei Abschlussberichte, einen der Mehrheit, die zu dem Schluss kam, dass es eine Beteiligung von Militärs an den Ereignissen gegeben habe und strafrechtliche Verantwortung von Offizieren vorliege, sowie die Empfehlung aussprach, den Fall Zivilgerichten zu übertragen und den General Hermoza Rios wegen Verdunkelung eines Verbrechens abzusetzen. Der Minderheitsbericht leugnete die Beweise und sprach sich für die Untersuchung des Falles durch die Militärjustiz aus. Zwei Tage später verabschiedete das Plenum des Kongresses den Bericht der Minderheit, und der Fall wurde der Militärjustiz übergeben.

 12.07.1993 Die Zeitschrift "Sí" veröffentlichte eine Exklusivreportage, in der sie enthüllte, dass Reste einiger der Studenten in der Schlucht Chavilca im Distrikt Cieneguilla im Osten von Lima vergraben seien. Daraufhin veranlasste die Staatsanwaltschaft eine Suchaktion, bei der in Cieneguilla verkohlte und zerkleinerte menschliche Knochen- und Gewebereste, sowie persönliche Gegenstände, darunter zwei Schlüsselbunde, gefunden wurden, die sich später als Eigentum von zwei der verschwundenen Studenten erwiesen.

 2.11.1993 Aufgrund neuer Informationen der Zeitschrift "Sí" führte die Staatsanwaltschaft eine Suchaktion auf einem Gelände in der Nähe der Wasseraufbereitungsanlage La Atarjea außerhalb von Lima durch, das bis dahin als Schießübungsplatz der Polizei benutzt wurde, und fand dort weitere Leichenreste und persönliche Gegenstände, die von den Angehörigen der Opfer wiedererkannt werden.

 16.12.1993 Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen 11 Offiziere und Unteroffiziere der Armee.

 17.12.1993 Mit der Begründung, dass eine Zuständigkeit der Militärjustiz bestehe, weil die Beschuldigten Militärangehörige seien und bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet sei, legte der Ermittlungsrichter des Militärgerichts bei dem Untersuchungsrichter des Zivilgerichts Widerspruch gegen die Einleitung eines Verfahrens ein.

 18.12.1993 Der Richter des Zivilgerichts ordnete die Verhaftung der Mitglieder der "Gruppe Colina" an. Da sich das Militärgericht widersetzte, kam es der Strafkammer des Obersten Gerichtshofes zu, über die Zuständigkeit zu entscheiden.

 3.02.1994 Die Strafkammer des Obersten Gerichtshofes kam zu keiner Entscheidung über die Zuständigkeit für den Fall "La Cantuta", da anstatt der nach dem Gesetz erforderlichen vier Richter nur drei zu Gunsten der Militärjustiz stimmten, während 2 sich dafür aussprachen, den Fall der Ziviljustiz zu übergeben.

 7.02.1994 Der Abgeordnete der Regierungspartei Julio Chu Meres legte einen Gesetzentwurf vor, der vorsah, dass der Zuständigkeitsstreit zwischen der Ziviljustiz und der Militärjustiz vom Obersten Gerichtshof mit den Stimmen von nur drei Richtern entschieden werden konnte. Der Kongress verabschiedete das Gesetz mit den Stimmen der Regierungspartei in den frühen Morgenstunden des 8. Februar.

 11.02.1994 Auf der Grundlage des am 8. Februar verabschiedeten Gesetzes entschied die Strafkammer mit 3 gegen 2 Stimmen, dass der Prozess der Militärjustiz übergeben werden sollte.

 21.02.1994 Die Kriegskammer des Obersten Militärgerichtsrats verurteilte 10 Offiziere und Unteroffiziere der peruanischen Armee wegen der Entführung, des Verschwindenlassens und der Ermordung von neun Studenten und dem Dozenten Muñoz der Universität "La Cantuta

 3.05.1994 Das Urteil vom 21.2. wurde im Wesentlichen vom Obersten Militärgerichtsrat bestätigt.

 10.05.1994 Die Kriegskammer des Obersten Militärgerichtsrats leitete im Fall "La Cantuta" ein formales Verfahren gegen den Vorsitzenden des Oberkommandos der Armee, den General des Heeres (i. R.) Nicolas Hermoza Rios, und den General des Heeres (i. R.) Luis Perez Documet, sowie den Präsidentenberater Vladimiro Montesinos Torres ein.

 15.08.1994 Das Militärgericht sprach den Chef des Oberkommandos der Streitkräfte, General (i. R.) Nicolás De Bari Hermoza Ríos, den General (i. R.), Luis Pérez Documet und den Präsidentenberater Vladimiro Montesinos Torres im Fall "La Cantuta" frei. Der Oberste Militärgerichtsrat bestätigte drei Tage später den Freispruch.

 14.06.1995 In den frühen Morgenstunden verabschiedete die Regierungspartei in einer Überraschungsaktion ein Gesetz, mit dem eine Generalamnestie für alle Straftaten erlassen wurde, die Militär-, Polizei- und Zivilpersonal im Zusammenhang oder in der Folge des "Kampfes gegen den Terrorismus" begangen haben. Das Gesetz trat am selben Tag in Kraft.

 15.07.1995 Aufgrund des Amnestiegesetzes verfügte der Oberste Militärgerichtsrat die Freilassung der Verurteilten im Fall "La Cantuta".

 November 2000 Nach dem Sturz und der Flucht des Präsidenten Alberto Fujimori nach Japan wurde die Provinz-Sonderstaatsanwaltschaft für Menschenrechte gegründet, die die Untersuchung im Fall "La Cantuta" wiederaufnahm.

 22.02.2001 Der peruanische Justizminister Diego Garcia-Sayán machte auf einer Sitzung mit der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte die offizielle Zusage, bei einem großen Teil der Beschwerden, die der Kommission über Verstöße des peruanischen Staates gegen die Amerikanische Konvention für Menschenrechte vorliegen, darunter der Fall "La Cantuta", den ausgesprochenen Empfehlungen nachzukommen, um Peru zur Rechtsstaatlichkeit zurückzuführen.

 14.03.2001 Der Interamerikanische Gerichtshof bezog sich in seinem Urteil im Fall "Barrios Altos" ausdrücklich auf die Unvereinbarkeit des Amnestiegesetzes von 1995 mit der Amerikanischen Konvention für Menschenrechte.

 3.09.2001 Der Interamerikanische Gerichtshof entschied in seinem Beschluss zur Auslegung des Urteils im Fall "Barrios Altos", dass dieses allgemeine Gültigkeit hat, also auch für den Fall "La Cantuta" anzuwenden ist.

 13.09.2001 Die Oberste Ermittlungsbehörde der Ständigen Strafkammer ordnete an, ein Ermittlungsverfahren gegen den Ex-Staatschef wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit im Fall "Barrios Altos" und "La Cantuta" einzuleiten. Dieses Ermittlungsverfahren ist eine der Grundlagen für den Antrag auf Auslieferung des Ex-Präsidenten, den die peruanische Regierung an die japanischen Behörden stellte.

 16.10.2001 Aufgrund des Urteils des Interamerikanische Gerichtshofs über das Amnestiegesetz widerrief der Oberste Militärgerichtsrat die Amnestie für die Verurteilten im Fall "La Cantuta" und erließ Haftbefehle gegen sie. Die Mehrheit tauchte unter, wurde jedoch im Laufe der folgenden zwei Jahre gefasst.

 28.10.2002 Die Direktion gegen den Terrorismus übergab der Staatsanwaltschaft ihren Untersuchungsbericht im Fall "La Cantuta", in dem sie die Bildung der "Gruppe Colina" und deren Verantwortung für dieses Verbrechen nachwies und Vladimiro Montesinos Torres, Nicolas Hermoza Rios, Juan Nolberto Rivero Lazo, Hector Salazar Monroe und Luis Perez Documet der Mittäterschaft beschuldigte.

 24.01.2003 Das 1. Untersuchungsgericht gegen Korruption eröffnete ein Strafverfahren gegen 26 Beschuldigte wegen Mittäterschaft bei den Straftaten der Entführung, des gewaltsamen Verschwindenlassens und des vorsätzlichen Mordes im Fall "La Cantuta".

 15.07.2004 Der Oberste Militärgerichtsrat bestätigte seine Resolution vom 18. August 1994, mit der Vladimiro Montesinos, und die Ex-Generäle Nicolás Hermoza Ríos und Luis Pérez Documet von den Verbrechen der Universität "La Cantuta" freigesprochen wurden.

 24.08.2004 Aufgrund einer Verfassungsbeschwerde des Ombudsmannes von Peru, der Defensoría del Pueblo, faste das Verfassungsgericht einen Beschluss, in dem es feststellte, dass die Verletzung der Grundrechte durch Angehörige von Armee und Polizei kein Dienstvergehen darstellen und folglich in die Zuständigkeit von Zivilgerichten fallen.

 6.09.2004 Die Rechtsberaterin der Menschenrechtsorganisation Asociación Pro Derechos Humanos (APRODEH) und Anwältin der Angehörigen im Fall "La Cantuta" reichte bei der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte eine Beschwerde gegen die Bestätigung des Freispruchs von Vladimiro Montesinos und den Generälen Nicolás de Bari Hermoza und Luis Pérez Documet im Fall "La Cantuta" durch den Obersten Militärgerichtsrat ein.

  21.01.2005 Aufgrund einer Resolution des Verfassungsgerichts vom 7. Dezember, mit der festgelegt wird, dass die Höchstdauer der Untersuchungshaft 36 Monate beträgt, ordnete die Richterin des 5. Untersuchungsgerichts für Fälle von Korruption, Antonia Saquicuray, die Freilasssung der ehemaligen Mitglieder der Gruppe "Colina" Nelson Carbajal García und Fernando Rodríguez Zalbabescoa an. Beide sind unter anderem wegen der Massaker an der Universität "La Cantuta" und im Fall "Barrios Altos" angeklagt und befanden sich 41 Monate in Haft, ohne dass ein Urteil gegen sie ergangen wäre. Entrüstet über die Freilassung der Mörder, führten die Angehörigen der Opfer in den folgenden Tagen verschiedene Protestaktionen durch.

  31.01.2005 Die Angehörigen der Opfer der Verbrechen an der Universität "La Cantuta" und "Barrios Altos" legten beim zuständigen Gericht Einspruch gegen die Freilassung von ehemaligen Mitgliedern der Gruppe "Colina" ein.

  1.02.2005 Die Richterin des 5. Untersuchungsgerichts für Fälle von Korruption, Antonia Saquicuray, ordnete die Freilassung von César Héctor Alvarado Salinas, eines weiteren Mitglieds der Gruppe "Colina", an.

  10.02.2005 Das Verfassungsgericht verhinderte die Freilassung weiterer Mitglieder der Gruppe "Colina", indem es einen Beschluss fasst, nach dem im Fall einer Zusammenfassung mehrerer Fälle gegen einen Beschuldigten die Höchstfrist für die Untersuchungshaft von 36 Monaten nicht vom Zeitpunkt des Haftbefehls im ersten Fall an gerechnet wird, sondern unabhängig für jeden Fall. Die Freilassung von zwei Mitgliedern der Gruppe "Colina" beruhte auf dem Haftbefehl im Fall "Barrios Altos" vom April 2001. Die Höchstfrist für die Untersuchungshaft im letzten Fall, dem der Ermordung von Bauern in El Santa, dagegen äuft erst am 14. Februar 2006 ab.

  13.02.2005 Der Oberstaaatsanwalt Pablo Sánchez reichte vor dem Antikorruptionsgericht die Anklageschrift gegen die Mitglieder der paramilitärischen Gruppe Colina ein, die von Vladimiro Montesinos und Santigo Martin Rivas angeführt wurde. Die Anklage schließt die Gründer und Förderer, die Anführer und die Mitglieder der Gruppe Colina mit ein. Sie alle werden des Mordes in 35 Fällen beschuldigt: 15 im Stadtteil Barrios Altos in Lima, 9 Bauern der Provinz El Santa, des Journalisten Pedro Yauri in Huacho und von 9 Studenten und einem Dozenten der Universität La Cantuta. Für Vladimiro Montesinos, Julio Salazar Monroe, Juan Rivero Lazo, Nicolás Hermoza Ríos, Alberto Pinto Cárdenas, Federico Navarro, Víctor Silva Mendoza und Santiago Martin Rivas wurde die höchste im peruanischen Strafgesetzbuch vorgesehene Strafe von 35 Jahren Haft und die Zahlung von 100.000 Soles für jedes Opfer beantragt. Für weitere 49 Angeklagte verlangte der Staatsanwalt je nach Grad der Beteiligung an den Straftaten der Gruppe Colina Haftstrafen zwischen 5 und 30 Jahren. Der Staat wurde als mitschuldig an den Verbrechen der Grupe Colina betrachtet und soll zur Zahlung der Entschädigung an die Hinterbliebenen der Opfer beitragen.

  17.08.2005 In einem Sondergerichtssaal der Marinebasis Callao begann die Hauptverhandlung im Prozess gegen die Gruppe Colina. Den 55 Angeklagten, darunter der ehemalige Berater des Diktators Fujimori, Vladimiro Montesinos, die Majore der Armee (i.R.) Santiago Martin Rivas und Carlos Pichilingüe Guevara, der ehemalige Chef des Vereinigten Oberkommandos der Streitkräfte, Nicolás de Bari Hermoza Ríos, und der ehemalige Chef des aufgelösten Nationalen Nachrichtendienstes (SIN) Julio Salazar Monroe, wurde vorsätzlicher Mord, Anstiftung zum Mord, Entführung, zwangsweises Verschwindenlassen und Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Der Ex-Präsident Fujimori wurde nicht in das Verfahren mit eingeschlossen, da er als ehemaliges Staatsoberhaupt eine juristische Sonderstellung einnimmt. So wurden gegen ihn zwar in den Fällen Barrios Altos und La Cantuta Strafverfahren eingeleitet, die allerdings vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt werden.

  16.09.2005 In einem vorgezogenen Schuldspruch wurden Julio Chuqui und Marco Flores, zwei Mitglieder der Gruppe Colina, zu 6 bzw. 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Urteile gegen beide wurden vor Abschluss des Verfahrens verkündet, da sie geständig waren und sich mit den vom Staatsanwalt beantragten Strafen einverstanden erklärt hatten. Gisela Ortiz, Schwester eines der ermordeten Studenten der Universität La Cantuta und Sprecherin der Hinterbliebenen, erklärte, dass sie keinen Einsrpuch gegen die Strafe einlegen werden, obwohl ihnen das Strafmaß sehr niedrig erscheint.

  29.11.2006 Der Amerikanische Gerichtshof für Menschenrechte fasst den Beschluss, dass ein neues Gerichtsverfahren vor einem Zivilgericht gegen die politisch Verantwortlichen eingeleitet werden soll. In seiner Urteilsbegründung vertritt das Gericht, dass es sich bei der Verschleppung und illegalen Hinrichtung der 9 Studenten und des Dozenten der Universität La Cantuta um Verbrechen gegen die Menschlichkeit handelt, die nicht straffrei bleiben dürfen und für die es weder eine Verjährungsfrist noch irgendeine Art von Amnestie geben kann. Dsamit annullierten die Richter das Urteil des Prozesses vor einem Militärgericht, das einige der Mitglieder der Gruppe Colina, Montesinos, Nicolás de Bari Hermoza Ríos und Luis Pérez Documet freigesprochen hatte, woraufhin diese von dem neuen Verfahren vor einem Zivilgericht ausgenommen wurden. Desgleichen verfügte das Gericht, dass das Urteil von 20 Jahren Haft gegen den Chef der Gruppe Colina, Martin Rivas, annulliert wird und dieser zusammen mit den anderen Beschuldigten erneut vor ein Zivilgericht gestellt wird. In einem anderen Teil des Urteils stellt das Gericht fest, dass die Flucht ins Ausland des Expräsidenten Alberto Fujimori, einem der Hauptbeschuldigten, eine wichtige Ursache für die Straffreiheit des Falles ist. In diesem Sinne fordern sie dazu auf, dass der peruanische Staat die Bemühungen um eine Auslieferung Fujimoris aus Chile verstärkt und die Länder der Region zusammenarbeiten, damit diese erfolgt.

  25.10.2007 Der peruanische Staat erfüllte einen der Punkte des Urteils des Amerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte und bat die Angehörigen der Ermordeten der Universität La Cantuta öffentlich um Entschuldigung. Die Zeremonie fand im Justizministerium statt und wurde von der Justizministerin Maria Zavala geleitet, die die Bitte um Entschuldigung des peruanischen Staates darbot und daran erinnerte, dass der Mord "von einer paramilitärischen Gruppe ausgeführt wurde, die durch die Förderung und mit der Genehmigung eines diktatorischen Regimes gebildet wurde".

  14.11.2007 Der ehemalige Kommandant der Division der Sondereinsatzkräfte des Heeres, Luis Pérez Documet, wurde von der Justizpolizei aufgrund eines Haftbefehls wegen der Ermordung der neun Studenten und eines Professors der Universität La Cantuta im Jahre 1992 verhaftet.