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AUGENZEUGENBERICHTE ÜBER DAS MASSAKER IN DEN GEFÄNGNISSEN VON 1986

AUGENZEUGENBERICHTE AUS DEM GEFÄNGNIS LURIGANCHO


Ich beziehe entschieden Position, dass der 2. Teil der 4. Kampagne unter der Orientierung, die APRA - mit dem Völkermörder García Pérez an der Spitze - frontal anzugreifen, und die Angriffsspitze dabei gegen die reaktionären Streitkräfte zu richten, der krönende Abschluss des erfolgreichen Plans zur Zerstörung des feudal-bürokratischen Staates war. Der Erfolg ist überragend, und der Volkskrieg, der siegreiche Weg vom Land in die Stadt, entwickelte sich weiter mit dem Aufbau der Republik der Neuen Demokratie, den großartigen Eroberungen, den Hunderten von Volkskomitees und der spezifischen Politik der "Leuchtenden Gefechtsstände" unter der Losung "Den neuen Plan des Massenmordes gegen die Kriegsgefangenen der Regierung der APRA vereiteln!"

Das Führungskomitee wurde seiner Verantwortung gerecht und übermittelte am Dienstag, den 17., die politischen Richtlinien für den koordinierten Kampf. Alles wurde entsprechend des Plans vorbereitet. Wir wurden aufgefordert, unser Versprechen zu bekräftigen, "unbeugsamen und heldenhaften Widerstand zu leisten". Der Operationsplan mit seinen vier Phasen wurde in allgemeiner Form noch einmal durchgegangen, die vorbereitenden Übungen wurden mehrere Male wiederholt, alle Gruppenführer mit dem Bewusstsein ihrer Verantwortung und der Bereitschaft, die Aufgaben zu erfüllen, die jedem Apparat zukamen.

Ich möchte unterstreichen, dass der Plan der Partei vollständig und minutiös umgesetzt wurde, ein Umstand, der den Erfolg der Partei und der Revolution zusätzlich aufwertet.

Mittwoch, den 18., Beginn der Aktion: 4.30 Uhr: Ein Gefängnisaufseher wird überwältigt, 5 Uhr, Verbarrikadierung. 8.20 Uhr: Die Führung gibt bekannt, dass die Aktionen in den Leuchtenden Gefechtsständen El Frontón und Callao erfolgreich waren. Bei uns wird die Intervention des Wachpersonals neutralisiert. Sie ergreifen Maßnahmen, beziehen Beobachtungsposten auf den Dächern. Wir überwachen die Bewegungen der Reaktion mit Hilfe der Informationen aus dem Radio. 11 Uhr: Die Führung teilt mit, dass die normalen Häftlinge sich neutral verhalten und vor allem Druck ausüben, damit ihr Besuch hereingelassen wird. Zur gleichen Stunde macht ein Hubschrauber der Armee einen Erkundungsflug. 16 Uhr: Die Führung informiert, dass nach ihrer Einschätzung die Reaktion jetzt nicht stürmen wird, sie werden nachts kommen. 7.30 Uhr: Die Richterin Isabel Marín kommt und fordert uns auf aufzugeben, da sie um unser Leben fürchtet. 20 Uhr: Alarm in allen Apparaten. 22 Uhr: Mitglieder der Gewerkschaft - Sanguinetti - kommen noch einmal und informieren uns, dass in dem Moment ein Protokoll unterzeichnet wird, mit dem der Gefängnisdirektor Lazarte und die Gewerkschaft die Kontrolle des Gefängnisses dem Oberkommando der Armee überträgt. 23 Uhr: Das angrenzende Gebäude der TBC-Kranken wird geräumt. 0.30 Uhr: Angehörige der Armee und der Guardia Republicana umstellen in Gruppen das Gebäude und beginnen mit den Vorbereitungen, es zu stürmen. Sie haben 3 Kisten TNT dabei. Es ist von einer Bazooka [1] die Rede. 1 Uhr: Sie werfen mehrere Sprengladungen und beschießen uns. Der Angriff erfolgt in mehreren Phasen. Die erste zielt darauf ab, uns einschüchtern. Mit der zweiten versuchen sie, durch Schüsse und Brechgasbomben unseren Widerstand zu brechen. In der dritten dringen sie mit Gewehrfeuer und Granaten ein. Sie wollen uns lebend, um uns alle zu vernichten. Das Codewort DPBC27 [2] im Militärfunk = vollkommene Vernichtung. Die Nummerierung der Patronenhülsen 8/14 IV RM bedeutet 18. Division. Der Widerstand der Kommunisten und Kämpfer ist erbittert. Wir setzen alle Schritte des Plans um bis auf einige Einschränkungen in der vierten Phase, dem Kampf Mann gegen Mann. Die Sprechchöre der Parolen sind durchdringend. 2 Uhr: Sie sprengen ein Loch in die Wand, durch das sie eindringen wollen. An derselben Stelle entsteht ein Brand, der etwa eine Stunde dauert. In der Zeit sammeln die Apparate ihr Kontingent und beziehen erneut ihre Positionen. Der Durchbruch wird unter Kontrolle gebracht. Die Reaktion wirft TNT-Sprengladungen und gibt ständig Maschinengewehrsalven auf uns ab. Nach mehreren Anläufen gelingt es ihnen, einige Schritte weit ins Innere vorzudringen. Sie bringen etwa sieben Kämpfer in ihre Gewalt und treiben sie ins Freie. Sie sind die ersten, die sie exekutieren. Gleichzeitig bringen sie Sprengladungen an der Tür an und sprengen ein Loch in die Mauer. 2.30 Uhr: Durch die Maueröffnunf dringen Gruppen von jeweils 25 oder 30 Polizisten der Guardia Republicana ein, insgesamt etwa 50. Sie rücken im Entengang vor, geben Schüsse auf halber Höhe ab, halten inne und laden nach, in diesem Rhythmus. Wir verlassen nach und nach die Verbarrikadierungen und suchen uns neue Positionen. Unser einziger Schutz sind die Säulen. Sie nehmen unsere Barrikaden ein und beginnen, die Kämpfer, die sie erwarten, um sie anzugreifen, oder die in Bewegung sind, einzeln zu erschießen. Sie umzingeln uns in einem Winkel und kreisen uns gruppenweise ein. Es zeigt sich heldenhafter Widerstand der Kämpfer. Einige beginnen, sich durch das Loch in der Mauer ins Freie zu bewegen. Weitere folgen im Gänsemarsch oder in Gruppen. Die Führung verlässt mit der vorletzten Gruppe das Gebäude. Als wir ins Freie kommen, sehen wir etwa 50 Soldaten und Polisten der Guardia Republicana. In kurzer Entfernung zwei Guardias, die dazu abgestellt sind, einen nach dem anderen zu erschießen. Auf dem Boden liegend exekutieren sie alle. Der Befehl lautet, alle umzubringen und sich davon zu überzeugen, dass sie tot sind. In diesem Moment sagt einer: Wer ist Díaz Martinez? Sie greifen sich drei Kämpfer, diese sagen nichts, und sie schießen ihnen in Mund und Kopf.[3] In diesem Moment steht einer auf und sagt: "Ich kenne ihn", und zeigt auf ihn. Ein Spitzel gibt ihn preis. Er ist verwundet. Sie fragen ihn: Wo ist der Genosse Gonzalo? Er schweigt, und sie geben mehrere Schüsse auf ihn ab, ebenso wie auf den anderen. Dann beginnen sie die Leichen zu zählen. Ich hört nur bis 112 … Sie machen weiter, während sie sie aufeinander stapeln. Doch sie kommen nur bis zur Hälfte. Wie es scheint, nehmen sie die besten Schuhe mit und stechen auf einige ein. Ungefähr um 5.30 Uhr: (Sie erhalten den Befehl, sich zu sammeln. Offenbar zieht sich eine Gruppe zurück und die anderen fahren fort, die Leichen zu zählen). Jemand befiehlt: "Es ist zu Ende ... gehen wir ... sammeln". Sie reden vom "Major" und der "Kompanie Alpha". Es herrscht Ruhe, alle liegen auf dem Boden, tot. Ich höre das Geräusch eines Wagens am hinteren Tor, und tatsächlich kommen zwei Armeelastwagen mit jeweils vier Soldaten ins Innere gefahren. In dem Moment erhebe ich mich [4] und laufe in das Gebäude und von dort zum Hauptweg, bis ich zur Pampa komme.

Der Ausführende der Schüsse auf Díaz Martínez und andere: General Torres. Diese Information kommt von der Direktion dieses Gefängnisses.

2. Ich gedenke der Führer, Kader, Basismitglieder der Partei und Kämpfer, die revolutionären Heroismus bewiesen und ihr wertvolles Leben für die Erfüllung des Plans des 2. Teils der 4. Kampagne "Den Großen Sprung mit goldenem Siegel abschließen!" hingaben, indem sie in den Leuchtenden Gefechtsständen die Politik anwandten "Den neuen Plan des Massenmordes entlarven!" Diese Ereignisse zeigen der Welt einmal mehr, dass wir ein Beispiel sind, eine immense Flamme, die in alle Winkel der Erde leuchtet und der Weltrevolution dient. Wir haben einmal mehr bewiesen, dass wir die wirklichen Veränderer unseres Landes sind, geleitet von der ideologischen und politischen Grundlage für die Einheit der Partei, dem Marxismus-Leninismus-Maoismus und den Leitgedanken des Vorsitzenden Gonzalo, bewährte Waffe für die Veränderung, die unseren historischen Optimismus verstärkt, denn durch den Aufbau der herausfordernden Volksrepublik der Neuen Demokratie ist sie zu einer Tatsache, zu einer pulsierenden Wirklichkeit geworden.

Heldenhafte Genossen und Kämpfer, die Besten unseres Volkes, ihr habt das Versprechen erfüllt, das ihr gegenüber dem Vorsitzenden Gonzalo, dem Chef unserer Partei und unserer Revolution, der glorreichen Kommunistischen Partei Perus, dem Marxismus-Leninismus-Maoismus und den Gonzalogedanken, abgegeben habt, und habt euer Blut vergossen, um eurer Verpflichtung nachzukommen, unsere moralische Überlegenheit unter Beweis zu stellen und unseren Status als Kriegsgefangenen zu verteidigen, ein Vorbild, das in die Analen der Geschichte unseres Volkskrieges eingehen wird.



Ruhm den gefallenen Guerrilleros! Ruhm den Helden des Volkes!

Das vergossene Blut ertränkt die Revolution nicht, es nährt sie!


Tomás, Überlebender des Massenmords.





[1] Vier Löcher, durch die die Schüsse der Bazooka eindrangen. Es handelte sich um ein großes Tor im oberen Teil.

[2] Dieser Code ist ungefähr.

[3] Die drei Mitglieder des Führungskomitees wurden auf dem Boden liegend exekutiert.

[4] In ihrer Verzweiflung und Furcht, die ihre schwarzen Seelen zerfrisst, dachten die Reaktion und die mörderischen Hyänen, dass sie in ihrer blinden Wut alle vernichtet hätten.



* * *



Am Schluss sahen wir einige Transporter der Armee mit Soldaten, dann Panzerwagen, einen Lastwagen und auch Transporter der Guardia Cicil (GC) und der Guardia Republicana (GR) und Tankwagen beider und einen Wasserwerfer der Einheit für Sondereinsätze (USE). Die ersten, die ankamen, waren die von der GC. Das war etwa um 21.15 Uhr. Wir näherten uns ihnen, um ihnen mitzuteilen, dass wir den Streik aufheben würden, denn es sei notwendig, unter den Häftlingen und den Angestellten selbst Ruhe herzustellen, und dass die Leitung des INPE (Staatliche Gefängnisverwaltung) bereits davon unterrichtet sei.

In Wirklichkeit verhielten sich die Häftlinge ruhig, doch unsere Absicht war, dem vorzubeugen, was die Polizei und die Armee vorhatten. Etwa um 21.20 Uhr sprachen wir mit dem Direktor, Herrn Lazarte, und er informierte uns, dass die GR ihm gesagt habe, er solle ein Gesuch aufsetzen, um das Eingreifen der GR im Gefängnis zu fordern, und dass er ihnen gesagt habe, er wolle diese Verantwortung nicht übernehmen, denn laut Gesetz Nr. 330 über das INPE sei er als Direktor die oberste Autorität, und dass er als solche das Eingreifen einer anderen Autorität weder anfordern noch erlauben würde, außer man würde ihn mit Gewalt dazu zwingen.

Als wir zusammen mit Herrn Lazarte auf dem Weg zum Kommando der GR waren, trafen wir in der Tür des Verwaltungsgebäudes den Staatsanwalt und teilten ihm sofort mit, dass die Gefängnisangestellten ihren Streik aufheben würden. Lazarte seinerseits sagte ihm, dass er in keinem Moment das Eingreifen der GR oder der Armee verlangt habe. Ich fuhr nach Canto Grande, um den Kollegen dort mitzuteilen, dass der Streik aufgehoben sei, und kehrte mit anderen Aufsehern zurück. Man teilte uns mit, dass der Staatsanwalt in der Station der GR sei. Wir gingen dorthin und fanden einen General des Heeres vor, der anhand eines Modells die Örtlichkeiten des Gefängnisses erklärte. Er gab auch Befehle aus und einigte sich dabei mit einer Kommandotruppe, zusammengesetzt aus Armee, GR und GC. Das heißt, er traf Entscheidungen.

Daraufhin sagte der Staatsanwalt, dass er ein Protokoll über das, was sich anbahnte, aufnehmen werde, und in der Zeit wurde ich zu dem General vorgelassen. Ich teilte ihm den Entschluss der Angestellten mit, den Streik zu beenden oder vorläufig aufzuheben, und er sagte zu mir, "das ist gut", fuhr dabei jedoch fort, zusammen mit dem Staatsanwalt das Protokoll aufzusetzen. In einem Moment ergab es sich, dass der Staatsanwalt sich nicht an die Namen des Obersten der GR und des Generals des Heeres erinnerte, doch diese gaben sie dort nicht an, und da wurde mir klar, dass sie auf Befehl irgendeiner höheren militärischen Instanz agierten (des Oberkommandos der Armee, darum stehen in diesem Protokoll weder der Name des Obersten noch des Generals). In dem Moment forderten beide den Staatsanwalt auf, das Büro der Polizeistation der GR zu räumen, da der Raum von Soldaten für die Einnahme des Gebäudes, wo die Terroristen seien, benötigt werde. Das missfiel dem Staatsanwalt, doch er zog sich zurück, um einen anderen Ort für die Fertigstellung des Protokolls zu suchen. Er sagte, er werde sich beim Obersten Staatsanwalt beschweren. So kam es, dass wir in den 1. Stock des Büros des Richters gingen, wo wir das Protokoll zu Ende führten. Das war kurz vor 23 Uhr.

Das Protokoll wurde vom Direktor, den Vertretern der Angestellten und dem Staatsanwalt selbst unterzeichnet. In dem Dokument sagte der Staatsanwalt zu, den Gefängnisangestellten Anfang August eine Kopie zukommen zu lassen, da es keine Kopie gab.

Der Staatsanwalt sah besorgt aus und sagte, dass er sich ins Innere des Gefängnisses begeben werde, wenn der Richter käme. Denn der Richter war nicht da. Wir versuchten, ihn telefonisch zu erreichen, und uns wurde gesagt, er sei in Chorrillos für die Ausfertigung einer Urkunde, und das würde länger dauern. Tatsache ist, dass der Richter nicht da war. Nur der Staatsanwalt und seine Sekretäre, niemand sonst. Der Staatsanwalt zog sich um 23.30 Uhr zurück, nachdem er erfahren hatte, dass der Richter nicht kommen würde.

Noch ein Detail: Bevor der Staatsanwalt ging, erschien Salazar, der Berater von Aquézolo, dem Direktor des INPE. Ich benutzte seine Anwesenheit, um ihm ein Schreiben über die Aufhebung des Streiks zu übergeben, obwohl er davon bereits seit 20 Uhr Kenntnis hatte. Wie gesagt, Salazar hatte keinerlei Kontakt mit dem Staatsanwalt. Er kam nur, um sich umzusehen. Noch nicht einmal mit den Militärs wechselte er ein Wort. Wie es scheint, war seine Absicht, bis kurz vor 24 Uhr zu bleiben, und sonst nichts.

So etwa um 24 Uhr rückte die GR ohne Erlaubnis des Direktors oder der diensthabenden Angestellten durch das Haupttor ein. Alle Angestellten, die wir Zeugen waren, wussten, dass die GR und die Armee mit oder ohne unseren Widerstand ins Gefängnis eindringen würden. Es ging so weit, dass sie einige der Angestellten, die am Tor waren, von dort vertrieben. Den Direktor ignorierten sie ebenfalls. Sie koordinierten nichts mit ihm.

Nachdem die Polizisten im Inneren des Gefängnisses waren, herrschte rund eine halbe Stunde vollkommene Stille. Sie rückten mit Megaphonen, Bomben mit Zündschnüren und all diesen Dingen an. Außerdem hatten sie drei große Spulen mit Stromkabeln, sowie Verlängerungskabel dabei, und auch vier Kisten mit Grananten, von denen sie sagten, es seien Tränengasbomben. Ich erinnere mich nicht mehr an die Uhrzeit, als die erste Explosion zu hören war, denn unmittelbar darauf gab es rund zehn weitere, die das ganze Gefängnis erschütterten. Einige der Kollegen, die standen, wurden auf den Boden geworfen, weil die Druckwelle so stark war. Von diesem Zeitpunkt an konnten wir nichts mehr sehen, denn die Soldaten hatten alles abgeriegelt.

Ich habe niemanden lebend gesehen. Nur Kommentare zwischen einigen Gefängnisangestellten und Polizisten, die sich durch die Arbeit angefreundet hatten. Sie erzählten uns, dass die Häftlinge, die sich ergeben hatten, auf kriminelle Weise niedergeschossen wurden und allen der Gnadenschuss versetzt wurde, so dass ihre Gesichter derart entstellt waren, dass Erkennungsdienst- und Fingerabdruckexperten herangezogen werden mussten, um sie zu identifizieren.

Nach dem, was erzählt wird, glaube ich, dass sich rund 60 ergeben hatten, und sie dann gleich mit Hilfe von Listen ausgesondert wurden, um zu sehen, ob sie Führer von Sendero Luminoso waren oder nicht. Es wird gesagt, dass sie zu fragen begannen, wo Abimael Guzmán und Antonio Díaz Martinez seien, und da keiner antwortete, einen nach dem anderen liquidiert haben. Der letzte, der erschossen wurde, war Díaz Martinez, denn er wurde erkannt. Es wird erzählt, dass sie ihm mit einem Sturmgewehr einen Schuss in den Nacken und einen weiteren ins Gesicht gegeben haben.

Ein Aufseher sagt, dass er, als er am nächsten Tag hinging und all die entstellten Körper sah und dass sie von 1 bis 124 nummeriert waren. Er sagt, dass er auch die Waffen der Häftlinge gesehen hat: Armbrüste, Abschießvorrichtungen für Pfeile und eine Art kugelsichere Westen sowohl für Brust als auch für den Rücken, die aus den Töpfen für das Essen gefertigt und mit Zement verstärkt waren. Sie waren wie primitive, handgemachte kugelsichere Westen.

Er erzählt uns auch, dass er Reste von Kugeln aus Bazookas, von Granaten, Rauch- und Gasbomben gefunden hat, und es wurde davon gesprochen, dass drei Terroristen, die zusammen mit der Geisel übergeben wurden, auch liquidiert wurden. Und schließlich wird gesagt, dass die von der Armee einem Aufseher eine Pistole an dem Kopf hielten, damit er ihnen die Tür zu dem Bereich öffnete, wo die Terroristen waren.

Es heißt, die von der Armee griffen von der Rückseite aus an, und dann hörte man eine Serie von Schüssen, die nicht aus einer normalen Maschinenpistole stammten, sondern aus FAL-Sturmgewehren, denn die Detonationen waren heftig, und dann begann man laute Schmerzenschreie zu hören. Das war wohl so etwa um 4 Uhr morgens, zur gleichen Zeit, als die Geisel übergeben wurde, die sie mit der braunen Uniformjacke über dem Kopf herausführten, damit man erkennen konnte, dass es ein Angestellter war. Und er wurde von einem anderen Angestellten herausgeholt, der sich einen weißen Helm mit einem roten Kreuz darauf aufsetzte, denn andernfalls hätten ihn die Llapan Atic (Eliteeinheit der Guardia Republicana) erschossen.

Es war so etwa 8 Uhr morgens, als wir erfuhren, dass alle tot waren. Wir waren beim Direktor, als wir davon hörten. Dass sie alle in die Luft gesprengt hatten. Der Platz, wo wir uns befanden, lag zwischen der Krankenstation und dem Ort der Operation, wodurch wir zwangsläufig alle Verwundeten, die herausgebracht wurden, sahen. Zum Beispiel sahen wir einen Offizier der GR und einige Polizisten, die verletzt waren. Doch keiner von ihnen war durch Schüsse verletzt worden, sondern durch den Druck der Bomben und durch Steine, die hochgeschleudert wurden.

Ich sah all das, weil ich mich an einem erhöhten Platz befand. So bemerkte ich auch einen Polizisten, der eine Wunde am Kopf hatte und eine Viertelstunde in der Krankenstation war. Und nach kurzer Zeit sah ich ihn zurück in den Kampf laufen, um weiter am Massaker teilzunehmen, während er schrie: "Ich werde mich an diesen Terroristen rächen". Und er rannte wie gehetzt, als wäre der Teufel hinter ihm her. Danach sah ich drei oder vier andere verwundete Polizisten, doch sie waren nur leicht verletzt. Ich habe keinen Häftling gesehen, der in die Krankenstation gebracht worden wäre.

Über die in El Frontón habe ich in den letzten Tagen herumgefragt, und aus einer vertrauenswürdigen Quelle erfuhr ich folgendes: Dass so etwa um 7 Uhr morgens drei Polizisten der GR als Geiseln genommen wurden, und als sie einen Aufseher ergreifen wollten, hat er sich mit einer Kette, die er in der Hand hatte, gewehrt und konnte entkommen. Dann kam so etwa um 10 Uhr der Gefängnisdirektor zusammen mit dem zuständigen Richter, woraufhin ein Protokoll über die Situation der Häftlinge und die Geiseln der GR angefertigt wurde. Und danach versuchten sie, mit den Vertreter der Aufständischen zu reden, die ihnen einen Forderungskatalog übergaben, in dem sie unter anderem die Einhaltung der schriftlichen Abmachungen vom Juli und auch vom Oktober des vergangenen Jahres verlangten (in dem Fall verlangten sie die Erhöhung des Etats für die Verpflegung; jetzt sind es 5000 Soles täglich, und sie wollten 10000 Soles). Sie forderten auch die Absetzung von Aquézolo als Direktor des INPE und Verantwortlichem für das Massaker vom 4. Oktober, sowie andere Dinge mehr. Ich glaube, es waren insgesamt 26 Punkte. Doch was am stärksten hervorstach, war, dass die mit einer gemeinsamen Kommission aus Vertretern der Regierung, Angehörigen und Anwälten verhandeln wollten. Das war es, was sie verlangten.

Im Laufe des Vormittags erschien der Stellvertretende Innenminister Augustin Mantilla, bekleidet mit einer Tarnuniform der Marine; dann kamen der zuständige Richter, der Staatsanwalt und der Direktor des Gefängnisses, die mit den Häftlingen verhandelten (die die Anwesenheit ihrer Angehörigen und Anwälte forderten), und schickten sich bereits an, die Sache zu klären, als die Friedenkommission ankam. Sie redete mit ihnen, und ihr wurde gesagt, dass es eine gemeinsame Kommission sein solle, das heißt, dass sie mit den Beteiligten sprechen sollten. Da die Friedenskommission ihre Ziele nicht erreichte, zog sie ab.

Was den Stellvertretenden Minister Augustin Mantilla angeht, so wies er das Zivilpersonal an, sich zurückzuziehen, da das Oberkommando der Armee die Kontrolle über das Gefängnis übernehmen würde. Das war der Zeitpunkt, zu dem der Richter, der Staatsanwalt und der Direktor ein Schriftstück aufsetzten, in dem sie erklärten, dass sie nicht um die Intervention der Marine ersucht hatten und die Absicht hatten, die Probleme ohne Intervention, auch nicht von Seiten der GR, zu lösen, und dass sie jede Verantwortung ablehnten, wenn das, was Mantilla anordnete, bereits beschlossene Sache sei. Es war etwa 15 Uhr, als der oberste Direktor der Gefängnisverwaltung, Auqézolo, (von dem einige sagen, er wäre "Australia" …) den Zivilisten erklärte, alles läge in den Händen des Oberkommandos der Streitkräfte. Darum wurde um 18 Uhr die Erklärung unterzeichnet. Sofort, fast zur gleichen Zeit, am 18. begann der Beschuss mit Bazookas, Maschinenpistolen und Gewehren. Am nächsten Tag kam die Marine zu dem Schluss, dass sie mit den eingesetzten Waffen nichts erreichen würde, die Intervention nicht schnell beenden konnte, und - was kurios ist - mir wurde erzählt, dass die Terroristen bis zu diesem Moment und auch die ganze Nacht hindurch keinen Gebrauch von den Maschinengewehren und den FAL-Sturmgewehren in ihrem Besitz gemacht hatten und nur mit ihren Parolen auf die Schüsse antworteten, die auf sie abgegeben wurden. Um 7 Uhr kam ein Boot an, das Waffen, Mörser und neues, frisches Personal brachte. Damit begannen die Marineinfanteristen die Sache zu übernehmen. Man sagt, sie sahen aus wie Studenten, Techniker der Marine, aber mit Beratern mit ausländischem Einschlag.

Als sie ihre Mörser in Stellung brachten, begannen die Häftlinge, ihre Waffen einzusetzen und töteten einen Techniker. Daraufhin fingen sie an, den ganzen "blauen Pavillon" zu bombardieren und zu demolieren, denn sie erfuhren, dass es dort einen Tunnel gab, der groß genug für alle Häftlinge war, das heißt für rund 152, von denen am Ende 28 oder 25 verletzt übrig blieben. Zu diesem Zeitpunkt fand tatsächlich ein Schusswechsel zwischen beiden Seiten statt, und es starben zwei Offiziere, ein Korvettenkapitän und vom anderen weiß ich den Dienstgrad nicht. Dann töteten sie 15 Häftlinge, die herausgerannt kamen, sie brachten sie einfach so um, kaltblütig, ohne dass sie eine Waffe, irgendeine Art der Verteidigung gehabt hätten. Sie schossen sie mitten auf dem Weg nieder.

Gegen 13 Uhr - so scheint es - ging den Gefangenen die Munition aus, und die Schüsse kamen nur noch von einer Seite. Die Marine beherrschte die Situation, und zu diesem Zeitpunkt begann die Befreiung der Geiseln, zwei Polizisten der GR, von denen einer an Erstickung gestorben war. Später, etwa um 10 Uhr vormittags erschien der Generalsekretär der APRA, der Senator Armando Villanueva zusammen mit dem Marineminister in einem Hubschrauber und stellte den Tod der Offiziere fest. Da geschah es, dass die normalen Häftlinge, die sich daneben im "Chaparral" befanden und bis dahin nicht interveniert hatten, glaubten, dass mit der Ankunft von Villanueva das Feuer eingestellt würde, und rannten in Scharen heraus, um ihm eine Art von Empfang zu bereiten, als sie eine plötzliche Maschinegewehrsalve zurück in ihre Zellen trieb. Sie bemerkten, dass Villanueva nicht der Retter war, denn er zog sich fast augenblicklich zurück. Er hielt sich keine Stunde dort auf.

Um 14.30 Uhr war bereits alles zu Ende, denn ab 13 Uhr gab es keine Gegenwehr der Terroristen mehr, und daraufhin begann die Marine, Bomben zu werfen und alles in die Luft zu sprengen, und das Gelände praktisch in eine Art Friedhof für die Häftlinge zu verwandeln.

Es stimmt, so wurde mir erzählt, dass sie Tunnel aus Zement gebaut hatten, und das war darauf zurückzuführen, dass die Gefängnisverwaltung Zement, Steine, Ziegel, Eisen usw. auf die Insel gebracht hatte, um die Anleger von El Frontón zu bauen. In den meisten Fällen wurde dieses Material den Häftlinge übergeben, damit sie die Infrastruktur verbesserten, und sie brachten es in ihre Unterkünfte, wo sie heimlich begannen, Wände zu durchbrechen, denn sie wussten, dass man sie von dort nur tot wegbringen würde. Weder die Zivilangestellten noch die Polizisten der GR noch irgendeine fremde Person betraten ihre Gebäude. Und sie begannen, unterirdische Gänge zu bauen, um von dort nicht herausgeholt zu werden.



Ein Gefängnisaufseher



Übersetzung aus dem Spanischen. Quelle des Orignaltextes: Maoist Documentation Project (http://www.maoism.org/misc/peru/doh/spanish/heroismo00.htm)



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