Aktuell Hintergrund Dokumentation Archiv Links Kontakt

PRESSEMITTEILUNG

ANLÄSSLICH DER ERSTEN ÜBERGABE DER STERBLICHEN RESTE VON OPFERN DES MASSENMORDES IN EL FRONTON AN DIE HINTERBLIEBENEN


Wir als Angehörige der politischen Gefangenen, die am 19. Juni 1986 während des Massakers in den Gefängnissen El Frontón, Lurigancho und Callao ermordet wurden, wenden uns an die nationale und internationale Öffentlichkeit, um folgendes mitzuteilen:

1. Seit 18 Jahren kämpfen wir unermüdlich um die Übergabe der sterblichen Reste unserer ermordeten Angehörigen, und sind deshalb, vor allem aber wegen unserer Forderung nach Gerechtigkeit und Bestrafung der Schuldigen, sogar ins Gefängnis gesteckt worden.

2. Seit im März 2003 damit begonnen wurde, die Daten der Angehörigen der Opfer von El Frontón für die spätere Identifizierung der Leichen zu sammeln, haben wir vor der Staatsanwaltschaft und der Öffentlichkeit gegen die Blockadepolitik und die absurden Ausflüchte des Staatsanwalts protestiert, mit denen man versucht, uns vom Prozess der Aufnahme von Proben auszuschließen. Und schlimmer noch wurden diejenigen behandelt, die aus der Provinz kamen oder den Ablauf nicht kennen.

3. Obwohl wir im Voraus und schriftlich darum ersucht hatten, wurden wir nicht über den Beginn der Exhumierungen unterrichtet, sondern erfuhren davon aus der Presse. Die Staatsanwältin Dr. Eliana Alvarez ließ sich durch ihre Sekretäre und Stellvertreter verleugnen, die Anweisung hatten, wichtige Termine vorzuschieben, wenn wir vorsprachen und um Informationen baten, und zeigte damit die Parteilichkeit der Staatanwaltschaft zu Gunsten der Verantwortlichen für den Massenmord.

4. Nachdem die Staatsanwältin Dr. Alvarez zurückgetreten war, ernannte die Oberste Staatsanwältin Dr. Nelly Calderon an ihrer Stelle Mario Gonzalez, stellvertretender Staatsanwalt, der im Zugangsexamen für Staatanwälte durchgefallen ist, ein Anhänger der APRA, der bereits zuvor Alan García und die übrigen Verantwortlichen von jeder Schuld freigesprochen und den Fall zu den Akten gelegt hat, und der seine Position bereits vorweg genommen hat, obwohl er sich zurückhalten sollte. Doch er hält sich nicht daran, denn er hat vor, die Straffreiheit weiter aufrecht zu erhalten. Ferner ist die Parteilichkeit der Obersten Staatsanwältin Dr. Nelly Calderon klar und offensichtlich, wogegen wir bei den zuständigen Stellen Beschwerde eingelegt haben.

5. Aufgrund dieser Vorfälle, die unsere Rechte als Hinterbliebene verletzen, ersuchten wir am 7. April die Staatsanwältin Alvarez um die Erlaubnis für die Einbeziehung von Experten unseres Vertrauens. Dies wurde abgelehnt, womit die Staatsanwaltschaft einmal mehr ihre Absicht demonstrierte, die Wahrheit zu verbergen. Wir schlugen die Hinzuziehung der Peruanischen Arbeitsgemeinschaft für Forensische Anthropologie vor, die Erfahrungen mit Exhumierungen in Ex-Jugoslawien und anderen Ländern, darunter auch in Peru hat, doch man verweigerte ihre Teilnahme, was heißt, dass etwas verborgen wird, um Alan García und die übrigen Verantwortlichen zu begünstigen. Und obendrein ließ uns die Staatsanwältin Alvarez keinerlei Ablehnungsbescheid zukommen und nahm uns so die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen.

6. Angesichts all dieser Vorfälle hegen wir MISSTRAUEN UND ZWEIFEL, dass die Reste unserer Angehörigen korrekt untersucht und identifiziert worden sind und man die genaue Todesursache festgestellt hat. Darum werden wir die sterblichen Reste, die die Staatsanwaltschaft uns übergeben will, nicht entgegennehmen, bis die von uns ernannten Experten die Untersuchungen, die dem Fall und der bestehenden Situation angemessen sind, durchgeführt haben. Diese Forderung ist unser Recht und entspricht dem Gesetz.

7. Wir verlangen die sofortige Intervention des Internen Kontrollorgans der Staatsanwaltschaft und des Nationalen Rats der Magistratur, denn einmal mehr befindet man sich auf einem Weg, der zur Straffreiheit führt. Wir kämpfen seit 18 Jahren um Gerechtigkeit, und wir werden diesen Kampf unermüdlich fortsetzen.

8. Wir rufen unser Volk, die Basisorganisationen, alle Demokraten, die nationalen und internationalen Organisationen zur Verteidigung der Menschenrechte und die freie Presse auf, sich weiterhin gegen die Straffreiheit zu wenden, bis sich in unserem Land die Wahrheit und die Gerechtigkeit durchsetzen.


Lima, 5. Juli 2004


Asociación de Familiares de Presos Políticos, Desaparecidos y Víctimas de Genocidio (Assoziation der Angehörigen von politischen Gefangenen, Verschwundenen und Opfern des Völkermords)

Der Vorstand



Übersetzung aus dem Spanischen. Quelle des Orignaltextes: Afadevig (www.afadevig.org)