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"Jahr der Wahrheit und der nationalen Versöhnung"



Erklärung der Assoziation der Angehörigen von Verschwundenen und Opfern des Völkermords (Afadevig) zur Verhaftung ihrer Sekretärin für Organisationsfragen Delia Vidal Mariņo



An die nationale und internationale Öffentlichkeit

An alle Menschenrechtsorganisationen

Die Assoziation der Angehörigen von Verschwundenen und Opfern des Völkermords (Afadevig), eingeschrieben im Vereinsregister unter der Nr. 11351407, sendet Ihnen herzliche und freundschaftliche Grüße.

Mit dieser Mitteilung möchten wir Ihnen und der nationalen und internationalen Öffentlichkeit die Verfolgung und Verhaftung von Mitgliedern unserer Assoziation durch die Regierung von Alejandro Toledo Manrique und speziell durch die DIRCOTE, die politische Polizei unter Führung des Generals Marcos Miyashiro, zur Kenntnis zu bringen, die seit dem 20. Oktober bis heute die Sekretärin für Organisationsfragen unserer Assoziation, Maria Delia Vidal Mariņo, ohne jeden Grund in Haft hält. Einzig motiviert durch die Tatsache, dass ihr Ehemann und ihr Bruder zu den zwangsweise Verschwundenen zählen versucht die Regierung über ihre Polizei vergeblich eine Beziehung zwischen ihr und einer Person zu konstruieren, die seit mehreren Jahren von der Justiz gesucht wird, um sie als Mitglied einer der aufständischen Organisationen hinzustellen und sie der Beteiligung an terroristischen Aktivitäten und Aktionen zu beschuldigen.

Gegenüber dieser gemeinen und feigen Unterstellung von Seiten des Innenministers Gino Costa und des Generals Marcos Miyashiro, die dazu dient, unsere Sekretärin für Organisationsfragen als Terroristin hinzustellen und in Haft zu halten, erklärten wir in einer Pressekonferenz vom 1. November folgendes:

1. Maria Delia Vidal Mariņo, Sekretärin für Organisationsfragen unserer Assoziation, wendet sich gegen jede Art von terroristischen Aktivitäten und Aktionen. Sie steht in keiner Beziehung zu irgendeiner terroristischen Vereinigung. Ihre Tätigkeit dient einzig und ausschließlich den Zielen, die sich unsere Assoziation gesetzt hat. Alle Mitglieder der Afadevig können dies bezeugen und verbürgen sich dafür.

2. Es ist offensichtlich, dass die Regierung von Alejandro Toledo Manrique oder ein Sektor seiner Regierung eine Politik der Straffreiheit für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit verfolgt, wie die Tatsache zeigt, dass sie die Porträts (vergrößerte Fotos) unsere verschwundenen Eltern, Geschwister, Töchter und Söhne, sowie eine Banderole mit der Aufschrift "Gegen die Straffreiheit des Völkermords!" als Beweis für den Tatbestand des Terrorismus darstellt, wie wir alle im Fernsehen sehen konnten. Dabei handelt es sich um Material unserer Assoziation, dessen Rückgabe wir fordern, denn es hat keinerlei subversiven Charakter. Unsere Position als Angehörige ist klar. Wir wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt, dass die Verbrechen gegen die Menschlichkeit (der Völkermord) nicht straffrei bleiben, dass wir Gerechtigkeit erhalten und dass unser Schmerz nicht weiter dadurch verstärkt wird, dass wir nicht wissen, wo unsere verschwundenen Angehörigen sind. Daran halten wir konsequent fest. Eine ähnliche Position vertreten die Menschenrechtsorganisationen, die Defensoría del Pueblo, die Wahrheits- und Versöhnungskommission und alle diejenigen, die die Grundrechte verteidigen.

3. Wir sind der Ansicht, dass die Regierung von Alejandro Toledo Manrique eine feindselige Politik gegen die Presse betreibt, weil sie diese als ein Hindernis für ihre Ziele betrachtet. Dies zeigt sich in folgenden Tatsachen: a) die unaufhörliche Suche nach einer Form der Kontrolle über die Massenmedien; b) die Angriffe (Schläge und Folter) gegen Presseleute gegenüber dem Parlament, die der Innenminister Gino Costa anfangs zu verharmlosen und zu rechtfertigen versuchte; c) die Erklärungen des Präsidenten Alejandro Toledo Manrique selbst, dass die Presse sich nicht in das einmischen solle, was er und seine Regierung tun, dass sie ihn arbeiten lassen solle, womit er verhindern will, dass die politischen Probleme die er und seine Regierung aufweisen, nicht kritisiert und offengelegt werden; d) die letzten Äußerungen des Verteidigungsministers Loret de Mola, der die Journalisten als "Geier" und "Piranhas" bezeichnete. Es lässt sich feststellen, dass dies keine vereinzelten Vorfälle sind, sondern der Versuch, die Presse, hauptsächlich die freie Presse, einzuschüchtern und zu knebeln. Um dieses Problem mit der Presse zu verschleiern, haben sie ein fadenscheiniges Ablenkungsmanöver gestartet, indem sie das Problem des Terrorismus (das sie stets benutzt haben und weiter benutzen werden) aufrühren, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit abzulenken, wie in diesem Fall durch die falsche Beschuldigung unserer Sekretärin für Organisationsfragen, Delia Vidal Mariņo, als Terroristin und den angeblich harten Schlag gegen den Terrorismus. Dieser Plan ist ihnen nicht so gelungen, wie sie dachten. Es besteht eine politische Krise in der Regierung, wie den letzten Äußerungen des Verteidigungsministers zu entnehmen ist.

4. Die Äußerungen von Regierungsvertretern - des Innenministers Fernando Rospigliosi und anderer Mitglieder der damaligen Regierung - als Antwort auf die Habeus-Corpus-Aktion Nr. 28-02 von Mitte Mai 2002, in denen unter anderem der Direktor der DIRCOTE, General Marcos Miyashiro, vertrat, dass es keinerlei Verfolgung, Repressalien, Überwachung und Ähnliches gegen irgendein Mitglied der Assoziation gäbe und dass die Regierung die individuellen Rechte und Freiheiten der Person respektiere, sind falsch und vollkommen unglaubwürdig. Heute zeigt ihre Praxis das genaue Gegenteil.

5. Wir fordern nachdrücklich von der Regierung von Alejandro Toledo Manrique die sofortige Freilassung unserer Sekretärin für Organisationsfragen Delia Vidal Mariņo und machen die Regierung für alles verantwortlich, was ihr zustoßen könnte. Desgleichen fordern wir, dass die Verfolgung und Einschüchterungsversuche unserer Angehörigen und Mitglieder eingestellt wird. Wir werden nicht nachlassen in unseren Kampf um die Aufklärung der Situation unserer verschwundenen Angehörigen und verlangen, dass man uns sagt, wo sie sind, dass wir Gerechtigkeit erhalten und dass der Völkermord nicht straffrei bleibt, wie heute die Regierung über den Innenminister Gino Costa und die DIRCOTE, die für Straffreiheit sind, durchzusetzen versucht.

Wir möchten, dass die offenen Wunden sich schließen und wir auf eine zukünftige nationale Versöhnung erreichen, bei der es keine Hass- und Rachegefühle und keine Verfolgung mehr gibt.

Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und die Verbreitung dieser Mitteilung.

Hochachtungsvoll

Assoziation der Angehörigen von Verschwundenen und Opfern des Völkermords
(Afadevig - Nr. 11351407 des Vereinsregisters)

Dezember 2002


Übersetzung aus dem Spanischen (1. Korrektur). Quelle des Orignaltextes: Afadevig