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Soziale Proteste in Peru

AUGUST 2007

Gremien stellen Proteste wegen Erdbeben ein
Wegen des schweren Erdbebens vom 15. August, bei dem es zahlreiche Tote und schwere Sachschäden in der Küstenregion südlich von Lima gab, beschlossen mehrere Gremien ihre vorgesehenen Protestaktionen einzustellen oder aufzuschieben.

Ärztestreik in Lima Die Ärzte des Gesundheitsministeriums brachen ihren dreitägigen Warnstreik vorzeitig ab
Am 15. August begannen die Ärzte, die in der Ärzteföderation von Peru (FMP) organisiert sind, einen dreitägigen landesweiten Streik, nachdem die Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium nicht das gewünschte Ergebnis erbracht hatte. Die Ärzte forderten mit ihrer Kampfmaßnahme die Bezahlung der ausstehenden Sonderzulagen für medizinische Tätigkeit (AETA), die sie seit April 2004 nicht erhalten haben und sich insgesamt auf fast 50 Millionen Soles belaufen. Diesbezüglich erklärte der Gesundheitsminister Carlos Vallejos, dass für die Bezahlung dieses Zuschlags im Landesinneren die Regionalregierungen zuständig sind. "Die Ärzte in Lima und Callao erhalten diesen Zuschlag. Das Problem besteht in den Regionen und sollte mit jedem Präsidenten der Regionen diskutiert werden", erklärte er in einem Presseinterview. Er fügte hinzu, dass die Regierung den Willen hat, ihre Zusagen zu erfüllen, und forderte die Ärzte auf, ihre Kampfmaßnahme einzustellen. Der Führer der Ärzteföderation, Julio Vargas, erwiderte darauf, dass die Schulden für den Sonderzuschlag AETA seit April 2004 bestehen, als die Verwaltung der Krankenhäuser im ganzen Land noch dem Gesundheitsministerium unterlag und somit dieses für die Auszahlung zuständig ist. Eine weitere Forderung der Ärzte war die Angleichung der Bezüge der rund 2600 pensionierten und vorzeitig ausgeschiedenen Kollegen. Die Gewerkschaftsführer stellten klar, dass es sich dabei nicht um eine Gehaltserhöhung handelt, sondern sie die Einhaltung des Gesetzes fordern, das für diese Kollegen Bezüge von 1010 Soles festlegt.

In Lima begann der Streik am Morgen mit einer Kundgebung vor dem Krankenhaus Arzobispo Loayza in der Avenida Alfonso Ugarte. Danach zog eine Gruppe von Ärzten zum Sitz des Gesundheitsministeriums und zum Kongress. Während in der Hauptstadt der Betrieb in den Krankenhäusern fast normal funktionierte, war der Streik im Landesinneren sehr viel stärker zu spüren. Im Zentrum des Landes schlossen sich rund 400 Ärzte in den Regionen Junin, Pasco und Huáncavelica dem Streik an. Die ambulante Behandlung wurde eingestellt, und Operationen wurden abgesagt. In den Krankenhäusern von Huancayo versammelten sich die Ärzte zu Kundgebungen und brachten große Schilder mit ihren Forderungen an. In den Provinzen Junin, Tarma, La Merced und Satipo war die Situation ähnlich. In Ancash beteiligten sich rund 70% der Ärzte an der Kampfmaßnahme. In Cusco legten die Ärzte in 4 Krankenhäusern der Region die Arbeit nieder. Auch in Ucayali streikten die 120 Ärzte, die der Ärzteföderation angehören, wobei, wie auch andernorts, ein Notdienst eingerichtet wurde. In Trujillo beteiligten sich dagegen nur rund 200 der 480 Ärzte des Gesundheitsministeriums an dem Ausstand. In Arequipa, wo die Führer der Ärzteföderation angekündigt hatten, dass sich die große Mehrheit der 1500 Ärzte des Gesundheitsministeriums dem Streik anschließen würden, war ein Feiertag, sodass die meisten Ärzte ohnehin frei hatten, sodass nicht festzustellen war, ob der Streik ein Erfolg war oder nicht.

Nachdem sich um 18:41 Uhr das Erdbeben ereignet hatte, beschlossen die Ärzte sofort, ihren Streik aufzuheben. "Es ist wichtig, dass wir in diesem Moment unsere Unterstützung des peruanischen Volkes zeigen", kommentierte der Vorsitzende der Ärzteföderation Julio Vargas diesen Entschluss.


Versamlung der Cocabauern in Tingo Maria Cocabauern bereiten neue Proteste vor
Nach einer langen Versammlung, die am 17. August in Tingo Maria stattfand, beschlossen die Gremien der Cocabauern, die für den 20. August zu einem unbefristeten Streik aufgerufen hatten, der Regierung eine neue Frist von 15 Tagen zu setzen, damit sie Verhandlungen aufnimmt. Gamaniel Rojas Laurente, Vertreter der Cocabauern der Provinz Leoncio Prado, wies darauf hin, dass dieser Beschluss auch im Hinblick auf die schwierige Situation getroffen wurde, in der sich Teile von Peru aufgrund des Erdbebens befinden, das viele Opfer gefordert hat. An der Versammlung nahmen die Führer der Gremien teil, die die Nationalen Zentrale der Cocabauern von Peru (CENACOP) in diesem Gebiet bilden, sowie die Führer anderer Gremien, die Teil der Nationalen Konföderation der Landwirte und Cocabauern von Peru (CONPACCP) in Leoncio Prado bilden.

Währenddessen ging der Widerstand der Cocabauern gegen die zwangsweise Vernichtung ihrer Pflanzungen weiter. An 25. August wurden zwei Arbeiter des Projekts CORAH, das mit der Vernichtung der Cocapflanzungen beauftragt ist, durch Sprengladungen verletzt, die die Bauern neben ihren Feldern angebracht hatten, um deren Vernichtung zu verhindern.

Auf einer neuen Versammlung, die am 30. August im Lokal der Vereinigung der Cocabauern "Saul Guevara Díaz" in Tocache stattfand, wurde der Beginn eines unbefristeten Streiks für den 1. September beschlossen. Als Kampfplattform wurden zwei zentrale Punkt festgelegt: die sofortige Einstellung der Vernichtung von Cocapflanzungen und die Schließung des Antidrogenstützpunktes der Polizei in Santa Lucia im Bezirk Uchiza.


Universitätsdozenten verschieben Protestaktionen
Am 18. August informierte der Generalsekretär der Gewerkschaft der Dozenten der Nationalen Universität von Trujillo, Roberto Rojas Alegría, dass wegen des Erdbebens vom 15. August die für den 22. August vorgesehenen Kampfmaßnahmen, mit denen gegen den Widerstand des Wirtschafts- und Finanzministeriums, die Gelder für die Angleichung der Gehälter der Universitätsdozenten freizugeben, protestiert werden sollte, verschoben werden.


Und außerdem ...

Frauen und Kinder von Armeegehörigen fordern von der Regierung Gehaltserhöhungen
  9.8.2007 Eine Gruppe von rund 50 Ehefrauen und Kindern von Offizieren und Technikern der peruanischen Armee versammelten sich zu einer Kundgebung vor der Armeesiedlung Matellini in Chorrillos (Lima). Die Demonstranten forderten, dass die Regierung ihre Zusage erfüllt, den Soldaten eine Gehaltserhöhung zu geben, und ausstehende Sonderzuschläge bezahlt werden. Außerdem protestierten sie gegen die Diskriminierung bei der Vergabe von Grundstücken in den Armeesiedlungen, denn die guten Lagen werden an die Offiziere vergeben, während den anderen Grundstücke in den Außenbezirken von Lima zugewiesen werden.

Warnstreik der Wasserbetreibe von Chimbote Angestellte der Wasserbetriebe von Chimbote traten in einen Warnstreik
  23..8.2007 Die Mitglieder der Einheitsgewerkschaft der Beschäftigten der Wasserbetriebe von Chimbote (Sedachimbote) traten in einen 24-stündigen Warnstreik, um gegen die Einstellung von überflüssigem Personal und den Vorrang der politischen Interessen bei der Führung des Betriebes durch das derzeitige Direktorium zu protestieren. Die Angestellten versammelten sich zu einer Kundgebung vor dem Sitz des Unternehmens und zogen dann durch die Innenstadt, wobei sie in Sprechchören ihr Missfallen an dne Funktionären des Unternehmens und dem Bürgermeister der Provinz Santa, Guzmán Aguirre Altomirano zum Ausdruck brachten. "Weg mit den unfähigen Funktionären! Sedachimbote ist keine Arbeitsagentur!", riefen sie. "Der Bürgermeister hat erlaubt ist, dass in Sedachimbote der Personalchef Alberto Florian macht, was er will. Er hat sogar versucht, die Arbeiter unter Druck zu setzen, damit sie nicht an dem Streik teilnehmen", erklärte die Gewerkschaftsführerin Mirtha Callacna. Der Geschäftsführer des Unternehmens, Luis Alberto Williams Roque versuchte dagegen, den Protest herunterzuspielen, indem er behauptete, dass 42% der Angestellten normal arbeiteten.

Proteste in der Schule für Tiefbau der staatlichen Universität San Cristobal de Huamanga
  26..8.2007 Studenten der Schule für Tiefbau der Universität San Cristobal de Huamanga in Ayacucho besetzten zwei Tage lang das Universitätsgebäude der Schule, um gegen Missstände zu protestieren. Die Studenten forderten unter anderem, dass die Dozenten der Schule die Termine der Lehrveranstaltungen einhalten, denn sie werden ständig willkürlich verlegt, mit Vorliebe auf die Abendstunden und Wochenenden, weil die Dozenten am Tag in verschiedenen Projekten oder öffentlichen und privaten Institutionen arbeiten. Außerdem kritisierten sie, dass die Labore nur unzureichend eingerichtet sind und nicht dem heutigen Stand der Wissenschaft und Technik entsprechen, und dass Teile der Ausrüstung defekt ist, weil sie illegal an andere Personen verliehen wird. Nach einem Gespräch mit der Universitätsleitung und der Aufnahme von Verhandlungen über ihre Forderungen beendeten die Studenten ihre Protestaktion. Die Universitätsleitung versprach, die von den Studenten aufgezeigten Missstände innerhalb von sieben Tagen zu beheben.