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Soziale Proteste in Peru

JUNI 2007

Regionaler Streik in Loreto Regionale Streiks in den Urwaldregionen wegen der Streichung von Steuer-
vergünstigungen

Die Urwaldregionen Loreto, Madre de Dios, Ucayali und Huanuco traten in regionale Streiks aus Protest gegen die Streichung von Steuervergünstigungen.

Die Zentralregierung hatte verfügt, dass ab dem 1. Juli die Steuervergünstigungen für diese strukturschwachen Regionen nach und nach eingeschränkt werden und durch direkte Subventionen ausgeglichen werden. Sie begründete die Maßnahme damit, dass die Steuerbefreiung für bestimmte Güter zur Entstehung eines Schwarzmarktes geführt hat, indem z. B. steuerfreies Benzin in andere Regionen transportiert und dort mit Gewinn verkauft wird. Die betroffenen Regionen argumentierten ihrerseits, dass durch den Wegfall der Steuervergünstigungen die Lebenshaltungskosten, die wegen der wenigen und schlechten Transportwege ohnehin sehr hoch sind, weiter steigen und Armut und Rückständigkeit zunehmen werden. Aus diesem Grunde traten am 4. Juni die Regionen Loreto, Ucayali, und Madre de Dios in regionale Streiks, der in Loreto auf 72 Stunden befristet war, während Ucayali in einen 24-stündigen Warnstreik trat und einen unbefristeten Streik ankündigte, falls die Regierung ihren Beschluss nicht revidiert. In beiden Regionen wurde der Streik von den Regionalregierungen und Lokalpolitikern unterstützt. In Madre de Dios hatten Gewerkschaften, Basisorganisationen und die Handelskammer zu Protestaktionen aufgerufen, während der Präsident der Regionalregierung sich von der Kampfmaßnahme distanzierte und erklärte, dass höhere Steuereinnahmen die Region begünstigen, da mehr Geld für Investitionen zur Verfügung stehen wird.

Regionaler Streik in Loreto Regionaler Streik in Loreto In allen drei Regionen war der Verkehr durch Straßenblockaden lahmgelegt und Geschäfte und öffentliche und private Institutionen blieben weitgehend geschlossen. In Iquitos, der Hauptstadt von Loreto, zogen ab dem frühen Morgen Streikkommandos durch die Straßen, um die Bewohner aufzufordern, sich den Protesten anzuschließen. Neben den Straßen in der Stadt wurde auch der Flughafen von einer Gruppe von rund 150 Demonstranten blockiert, woraufhin der Flugbetrieb eingestellt wurde. Am Vormittag fand eine Demonstration mit rund 10.000 Teilnehmern statt, die von den Führern der "Patriotischen Front von Loreto", Eva Matute und Eloy Pizango, angeführt wurde, der Dachorganisation der sozialen Organisationen in der Region, die zu dem regionalen Streik aufgerufen hatte. Den Protesten schlossen sich auch die Provinzen Nauta. Requena, San Lorenzo und Alto Amazonas an. In der Ortschaft Trompeteros besetzten rund 100 Demonstranten eine Erdölförderanlage der argentinischen Gesellschaft Pluspetrol und forderten in Unterstützung des Streiks die sofortige Einstellung der Produktion. Das Unternehmen sah sich gezwungen, der Forderung nachzugeben, und informierte, dass damit ein Produktionsverlust von rund 10.000 Barrel täglich verbunden sei. Die Provinz Alto Amazonas trat in einen unbefristeten Streik, weil sie in besonderem Maße von dem Wegfall der Steuervergünstigungen betroffen war. Dort blockierte ein Streikkommando die Straße zwischen Yurimaguas und Tarapoto, während eine andere Gruppe den Hafen von Yurimaguas lahmlegte.

Die Zentralregierung reagierte auf den Streik, indem sie versuchte, ihn als das Werk radikaler politischer Gruppen darzustellen und ihn als vollkommen ungerechtfertigt bezeichnete. Der Präsident Alan Garcia vertrat, Loreto habe keinerlei Grund, einen Streik durchzuführen, denn die Zentralregierung habe bereits seiner Forderung entsprochen, die Mittel zur Anstellung von rund 1200 zusätzlichen Lehrern zur Verfügung zu stellen, und außerdem bleibe der Großteil der Steuervergünstigungen in dieser Region bestehen. Auch der Premierminister Jorge del Castillo äußerte sein Befremden über den regionalen Streik in Loreto und äußerte den Verdacht, dass die Bevölkerung von radikalen Kreisen manipuliert worden ist, die damit ihre eigenen politischen Ziele verfolgen. Dabei bezog er sich auf die Kommunistische Partei "Patria Roja" und die "Nationale Front" von Ollanta Humala. Del Castillo beschuldigte den Präsidenten der Regionalregierung von Loreto, "auf den Zug eines Teils der Bevölkerung aufzuspringen, der protestieren will, und nicht dahinter zurückstehen zu wollen". Außerdem erhob er die Anschuldigung, dass Fahrzeuge der Regionalregierung zum Transport von Demonstranten genutzt worden seien, die den Flughafen von Iquitos besetzen wollten, was gesetzwidrig sei. Gegenüber diesen Angriffen erklärte der Präsident der Regionalregierung von Loreto, Yvan Vasquez, dass er lieber eine "Marionette" seines Volkes ist als des Internationalen Währungsfonds.

Am zweiten Streiktag informierte der Präsident der Regionalregierung von Loreto, dass am Abend Vertreter der beteiligten Gremien zusammentreffen werden, um weitere Kampfmaßnahmen zu beschließen, und schloss nicht aus, dass die Region in einen unbefristeten Streik treten wird. Daraufhin änderte der Premierminister Del Castillo seine Haltung und rief die Regionalregierung und die Bürgermeister von Loreto zu Verhandlungen auf, stellte jedoch die Bedingung, dass sie zuvor ihre Protestaktionen einstellen. Am 6. Juni, dem dritten Tag des regionalen Streiks, waren die Straßen von Iquitos weiterhin durch Blockaden aus Glassplittern, Baumstämmen und brennenden Reifen versperrt, die die Bewohner selbst vor ihren Häusern errichtet hatten. Rund 45.000 Demonstranten zogen durch die Straßen der Stadt, um ihren Protest gegen die Streichung der Steuervergünstigungen zum Ausdruck zu bringen.

Regionaler Streik in Yurimaguas Während die Proteste im übrigen Teil von Loreto, wie vorgesehen, am 6. Juni suspendiert wurden, setzten die Bewohner der Provinz Alto Amazonas den Streik mit der Blockade von Straßen, des Hafens von Yurimaguas und täglichen Protestkundgebungen fort. Schulen, Geschäfte, staatliche Institutionen blieben geschlossen, und im Krankenhaus wurden nur Notfälle behandelt. Die "Front zur Verteidigung und Entwicklung von Alto Amazonas" (FRESESAA) erklärte ihre Bereitschaft, mit der Regierung über die Steuervergünstigungen zu verhandeln, und forderte, dass die Mittel aus dem Staatshaushalt direkt an die Provinz gehen und hoch genug sind, um eine wirkliche Entwicklung der Region zu gewährleisten. Zur Unterstützung der Maßnahme kettete sich am 8. Juni eine Gruppe von Journalisten am Eingangstor der Kathedrale an und trat in einen Hungerstreik.

Da die Zentralregierung keinerlei Schritte zur Aufnahme von Verhandlungen unternommen hatte, beschlossen am 10. Juni die Basisorganisationen der "Patriotischen Front von Loreto", ab dem 18. Juni in einen unbefristeten Streik zu treten. Wie die Vorsitzende der FPL, Eva Matute, mitteilte, beteiligten sich an der Versammlung unter anderem Mitglieder verschiedener politischer Parteien, darunter der Regierungspartei APRA, sowie Vertreter der Regionalregierung von Loreto. Am gleichen Tag fand in Yurimaguas eine weitere Massenkundgebung statt. Am 11. Juni traf ein Abgesandter der Präsidentschaft des Ministerrats in Yurimaguas ein, um die Möglichkeiten der Aufnahme von Verhandlungen mit den Führern der FREDESAA auszuloten.

Am 12. Juni rief die Verteidigungsfront von Ucayali die Bevölkerung der Region auf, ab dem 18. Juni in einen unbefristeten Streik zu treten, um gegen die Streichung der Steuervergünstigungen zu protestieren und von der Zentralregierung mehr Mittel zur Bekämpfung der Armut in der Region zu fordern.

Nach neun Tagen Streik der Bevölkerung von Alto Amazonas, bildete die FREDESAA am 13. Juni eine Sonderkommission, um in Lima Verhandlungen mit dem Premierminister Jorge del Castillo über den Forderungskatalog der Provinz aufzunehmen. Der Vorstand der FREDESAA fasste diesen Beschluss, nachdem die Präsidentschaft des Ministerrats zu Gesprächen in Lima eingeladen hatte, ohne daran die Bedingung zu knüpfen, dass der Streik zuvor beendet wird. Nach mehrstündigen Verhandlungen unterzeichneten am 14. Juni die Vertreter der Provinz Alto Amazonas in der Präsidentschaft des Ministerrats in Lima ein Arbeitsprotokoll, in dem sie sich für den Vorschlag aussprechen, in die allmähliche Streichung der Steuervergünstigungen einzuwilligen, wenn die Provinz im Gegenzug Mittel für die Durchführung von Infrastrukturprojekten in den Bereichen Gesundheit, Verkehr und Bildungswesen erhalten. Der Vorsitzende der FREDESAA, Fabian Chu, wies darauf hin, dass über diese Vorschläge auf einer öffentlichen Versammlung in Yurimaguas beraten werden wird, und der Streik erst beendet wird, wenn die Vertreter der Provinz einwilligen. Am selben Tag unterzeichneten der Präsident der Regionalregierung von Loreto, Yvan Vasquez, und die Vorsitzende der FPL, Eva Matute, ein Abkommen mit dem Premierminister Jorge del Castillo, in dem die Regierung zusagte, die Steuervergünstigungen für die abgeschiedenen Gebiete der Region bis 2047 beizubehalten. Eine weitere Vereinbarung war die Anhebung des Anteils der Region an den Einnahmen aus den Bergbau- und Erdölkonzessionen von 10 auf 15 Prozent, ein Vorschlag, der von der Zustimmung des Parlaments abhängig ist. Außerdem wurde vereinbart, dass das Ministerium für Energie und Bergbau die Tarife für Elektrizität in der Stadt Iquitos um 23 % und im Rest der Region um 49 % senkt und im Rahmen des Programms "Wasser für alle" die Region Loreto in den kommenden Jahren 350 Millionen Soles erhält, um Wasser- und Abwassernetze zu bauen und eine Wasseraufbereitungsanlage zu installieren. Im Gegenzug suspendierten die Vertreter der Region den für den 18. Juni angekündigten unbefristeten Streik. Nachdem sie in einer öffentlichen Versammlung den Verhandlungsergebnissen ihrer Vertreter mit der Regierung in Lima zugestimmt hatten, beschlossen am 16. Juni auch die Bewohner von Alto Amazonas, ihre Protestaktionen zu beenden, die die Provinz 13 Tage lang vom Rest des Landes isoliert hatten.

Am 26. Juni machte die Region Ucayali ihre Ankündigung wahr und trat in einen unbefristeten Streik gegen den Wegfall der Steuervergünstigungen für die Amazonasgebiete. Der Streik wurde von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung aktiv unterstützt. Geschäfte, Märkte, Banken, Schulen und öffentliche Einrichtungen blieben geschlossen. Am ersten Streiktag kam es zu einigen kleineren Scharmützeln zwischen der Polizei und Demonstranten, die die Straßen blockierten. Rund 20000 Personen versammelten sich zu einer Protestkundgebung in den Straßen der Regionalhauptstadt Pucallpa, um ihre Unterstützung des Streiks zum Ausdruck zu bringen, zu dem die Front zur Verteidigung der Region Ucayali (FREDEU) aufgerufen hatte und der von dem Präsidenten der Regionalregierung, Jorge Velásquez, und Provinz- und Bezirksbürgermeistern unterstützt wurde. "Wir sind nicht bereit, die Streichung der Steuervergünstigungen hinzunehmen, die trotz ihrer beschränkten Wirkung zur Steigerung der Produktivität der Region beigetragen haben", erklärte der Präsident der Regionalregierung auf der Kundgebung. Währenddessen rechtfertigte der Premierminister Jorge del Castillo in Lima die Maßnahme damit, dass die den Schwarzmarkt fördere. "Diese Steuervergünstigungen erlauben es, dass das Benzin, das nach Ucayali kommt, steuerfrei ist, und wir erleben, dass die Region mehr Benzin verbraucht als Lima, weil es auf dem Schwarzmarkt verkauft wird. Es wird billig eingekauft und außerhalb der Region weiterverkauft", argumentierte er.

Am selben Tag trat auch die Region Huanuco in einen 24-stündigen Warnstreik in Verteidigung des sogenannten Gesetzes des Amazonasgebietes.

Regionaler Streik in Ucayali Regionaler Streik in Ucayali In Ucayali wurden die Protestaktionen von Tag zu Tag gewalttätiger. Am 27. Juni versuchten Tausende von Demonstranten, den Flughafen von Pucallpa zu besetzen. Die Polizei vertrieb die Demonstranten mit Tränengas und nahm mehrere Personen fest. Am nächsten Tag griff eine Gruppe von rund 100 Demonstranten die Polizeistation an. Der Angriff erfolgte, nachdem der Leiter der Polizeistation sich geweigert hatte, die am Vortag Festgenommenen freizulassen, woraufhin die Demonstranten, bewaffnet mit Steinen und Knüppeln, versuchten, das Gebäude zu stürmen, und sich eine Straßenschlacht mit rund 100 Polizisten lieferten, die vergeblich versuchten, sie mit Tränengas zu vertreiben. Am Mittag stieß ein weiteres Streikkommando zu ihnen, worauf die Polizisten sich gezwungen sahen, sich zurückzuziehen und ihre Waffen einzusetzen, um den Ansturm der Demonstranten aufzuhalten. Daraufhin beschloss der Chef der Polizeistation, die Festgenommenen freizulassen, um Schlimmeres zu verhindern. Aufgrund der Vorfälle vom Vortag wurde der Flugbetrieb von und nach Pucallpa eingestellt. Aufgrund des Streiks begannen die Lebensmittel knapp zu werden, und die Preise stiegen. Darum richtete die FREDEU 35 Gemeinschaftsküchen ein, um die Lage erträglicher zu machen. Neben den Strassen wurde auch der Schiffsverkehr auf dem Fluss Urubamba durch Demonstranten unterbrochen. In der Gegend von Atalaya stoppte eine Gruppe von Ashaninka 10 Barkassen, die Material für das Erdgasprojekt Camisea transportierten. Außerdem brach eine Delegation der Ashaninka auf, um die Proteste in Pucallpa zu unterstützen.

Währenddessen beschloss am 27. Juni eine Gruppe von Vertretern der Region Huanuco am 3. Juli einen unbefristeten regionalen Streik zu beginnen. Der Abgeordnete des Regionalrats für die Provinz Pachitea, Raúl Cabello Aquino, informierte, dass der Streik mit dem Besuch des Präsidenten Alan Garcia zusammenfallen wird, der an dem Tag zusammen mit der Ministerin für Frauenfragen, Virginia Borra, zur offiziellen Einweihung des Nahrungsmittelhilfsprogramms "Crecer" in die Region kommen wird.

Am 28. Juni wurde der Flughafen von Pucallpa von 3000 Demonstranten besetzt, die die Landung eines Flugzeugs verhinderten, das Polizisten einer Sondereinheit in die Region transportierte, um die örtliche Polizei zu unterstützen. Der Präsident der Regionalregierung versicherte, dass die Proteste weitergehen werden, bis die Regierung eine hochrangige Kommission unter Leitung des Premierministers Jorge del Castillo in die Region entsendet, um Verhandlungen aufzunehmen. Del Castillo bezeichnete während eines Besuchs in Satipo (Junin) seinerseits die Vertreter der Region Ucayali, einschließlich des Präsidenten der Regionalregierung von Ucayali, Jorge Velásquez, als unverantwortlich, denn sie fördern die Proteste, obwohl ein Gesprächsprotokoll existiere, in dem sie sich mit dem Abbau der Steuervergünstigungen einverstanden erklärt hätten. Diese Version wurde zwei Tage später von Velazquez dementiert, der informierte, dass es sich nur um eine Tagesordnung eines Gesprächs handele, bei dem es keinerlei Übereinkunft gegeben habe, und zum Beweis das Dokument vorlegte.

Nach den Gewaltakten der Vortage erklärte die Zentralregierung am 29. Juni für 15 Tage den Ausnahmezustand in der Provinz Coronel Portillo in Ucayali. Damit wurde unter anderem das verfassungsmäßige Recht der Versammlungsfreiheit eingeschränkt, und die Marine begann in den Straßen zu patrouillieren. Trotzdem versammelten sich erneut rund 20000 Personen zu einer Kundgebung in Pucallpa, auf der die Führer der FREDEU einmal mehr verlangten, dass eine Verhandlungskommission nach Pucallpa kommen solle. Gleichzeitig übernahm die Polizei die Kontrolle über den Flughafen, nachdem sich die Besetzer nach Verhandlungen mit den Polizisten freiwillig zurückgezogen hatten. Trotz der Erklärung des Ausnahmezustandes demonstrierten am nächsten Tag erneut Zehntausende in den Straßen von Pucallpa. Der Präsident der Regionalregierung Jorge Velásquez forderte die Regierung erneut zu Verhandlungen auf und bot an, dass diese auch in Atalaya oder in Purus oder in jedem anderen Ort in der Region stattfinden könnten.


Regionaler Streik gegen das Bergbauunternehmen Minsur in Tacna
Mit gewaltsamen Protesten, der Blockade der wichtigsten Zufahrtsstraßen zur Stadt und der Schließung von Schulen und Märkten fand am 14. Juni in Tacna ein 24-stündiger regionaler Streik statt, mit dem die Bevölkerung gegen das Bergbauprojekt Pucamarca protestierte, das das Unternehmen Minsur in Palca plant.

Regionaler Streik Tacna Zu den Protesten hatte die "Front zur Verteidigung der Umwelt von Tacna" aufgerufen. Rund zehntausend Personen kamen dem Aufruf der Organisation nach und gingen auf die Straße. Die Demonstranten behinderten den Verkehr auf den Straßen nach Ilo und Arica und griffen den Sitz der Regionalregierung an, wo sie eine Mauer einrissen und das Gebäude stürmten. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Tränengas einsetzte und die Besetzung verhinderte. Fünf Personen wurden verletzt und 10 festgenommen. Der Protest fand am selben Tag statt, an dem das Bergbauunternehmen zu einer öffentlichen Anhörung in der Gegend von Vilavilani eingeladen hatte, um die Umweltstudie über das Projekt Pucamarca vorzustellen und die Bewohner der umliegenden Ortschaften über dessen Auswirkungen zu informieren. Der Ort wurde von der Polizei gesichert, so dass es dort zu keinen Zwischenfällen kam. Auf einer Kundgebung erklärte die Vorsitzende der Front zur Verteidigung der Umwelt, Nora Melchor, dass sich die Bevölkerung weiter dem Projekt widersetzen wird, weil es das Wasser in der Region verschmutzen wird. Sie erinnerte daran, dass die Regionale Direktion des Landwirtschaftsministeriums dem Unternehmen Minsur im Januar die Lizenz zur Entnahme von Wasser aus den drei Brunnen von Palca widerrufen und die Einstellung der Arbeiten in Pucamarca verfügt hat. Das Unternehmen Minsur informierte dagegen auf der öffentlichen Anhörung in Vilavilani, dass es kein Wasser der Region Tacna benutzen wird, sondern das Projekt mit Wasser der unterirdischen Zuflüsse des Flusses Azufre betreiben wird, eines Nebenflusses des chilenischen Flusses Yuta. Doch die Gegner des Projekts bekräftigten ihre ablehnende Position und wiesen darauf hin, dass das Wasser der Region sehr wohl verseucht werden wird, da das Unternehmen in der Nähe des Flusses Uchusuma Zyanid einsetzen wird.


Regionaler Streik in Puno Arequipa und Moquegua
Am 20. Juni traten die Bewohner der Regionen Arequipa, Moquegua und Puno in einen 24-stündigen Warnstreik gegen die Zentralregierung, der sich gegen die exzessive Steigerung der Benzinkosten und damit der allgemeinen Lebenshaltungskosten richtete. Daneben vertrat jede Region ihre speziellen Forderungen.

Regionaler Streik in Juliaca Die Bevölkerung von Puno protestierte außerdem dagegen, dass die Ausschreibung zum Bau der Abschnitte 1 und 5 der Fernstraße Interamazonica zum achten Mal verschoben worden ist. In der Region beteiligte sich die große Mehrheit der Bevölkerung an der Kampfmaßnahme, zu der das "Patronat zur Verteidigung der Fernstraße Interamazonica" und das "Vereinigte Kampfkomitee von Puno" aufgerufen hatten, dem Vertreter der Regionalregierung, der Provinzregierungen und Kommunen und die Basisorganisationen angehören. Die Proteste begannen um 4:00 Uhr früh mit der Blockade der Straßen Puno - Desaguadero, Puno - Juliaca, Puno - Moquegua, Juliaca - Arequipa, Juliaca - Cusco und Juliaca - Huancané, womit der Verkehr in der gesamten Region lahmgelegt war. Die Geschäfte blieben geschlossen, und Schulen und Universitäten sagten den Unterricht ab. Den Protesten schlossen sich die Dozenten, Verwaltungsangestellten und Studenten der Universität Andina Néstor Caceres Velazquez von Juliaca an, die die Gelegenheit nutzten, um die Verstaatlichung ihrer Universität zu fordern. Auch die Studenten der staatlichen Universität des Altiplano in Puno beteiligten sich an dem Streik und forderten von der Regierung, dass sie ihr Versprechen einhält, eine weitere staatliche Universität in der Region zu gründen. In der Stadt Puno zogen rund 20.000 Demonstranten zur Plaza de Armas, wo eine Massenkundgebung stattfand. Die Demonstranten übergaben dem Gouverneur als oberstem Vertreter der Zentralregierung in der Region ein Memorandum an den Präsidenten, in dem sie die sofortige Ausschreibung für den Bau der Interamazonica forderten, die die Regionen Puno, Arequipa und Moquegua mit Brasilien und Bolivien verbinden soll. Der Präsident der Regionalregierung, Hernán Fuentes, forderte den Gouverneur auf, eine telefonische Verbindung mit dem Präsidenten herzustellen, um ihm die Forderungen der Region direkt vortragen zu können, was jedoch abgelehnt wurde. Daraufhin kündigte Fuentes an, dass die Bewohner der Region Puno am 2. Juli in einen unbefristeten Streik treten werden, wenn die Regierung sich bis dahin nicht über dieses und andere Probleme der Region zu Verhandlungen bereit findet. Auf einer Versammlung am Abend wurde diese Ankündigung von den Bürgermeistern und Vertretern der Basisorganisationen unterstützt.

Der Präsident Alan Garcia reagierte auf die Proteste mit Kritik an den Vorständen der "Agentur zu Förderung von privaten Investitionen" (ProInversión) und der "Organisation für Investitionen in öffentliche Infrastruktur und Verkehr" (Ositran), die er für die Verzögerung bei der Ausschreibung des Baus der Interamazonica verantwortlich machte. Diese war für die 1. Junihälfte vorgesehen.

Regionaler Streik in Arequipa Regionaler Streik in Arequipa In Arequipa hatte die "Vereinigung der Wohngebiete und Armenviertel" zu Protesten gegen die steigenden Benzinpreise und Fahrpreise in den öffentlichen Verkehrsmitteln aufgerufen. Der Streik begann um Mitternacht mit der Blockade der wichtigsten Straßen, worauf bis 9:00 Uhr vormittags der Verkehr vollkommen zum Erliegen kam. Die Geschäfte, Märkte, Banken und öffentlichen Einrichtungen blieben geschlossen, und im größten Teil der Schulen fiel der Unterricht aus. Ab 8:30 Uhr zogen die Bewohner aus den Außenbezirken in einem Sternmarsch ins Zentrum der Stadt und versammelten sich zu einer Kundgebung auf der Plaza de Armas. An den Aktionen beteiligten sich die Mitglieder von Nachbarschaftsorganisationen, Gewerkschaften, sozialen Organisationen, Vertreter der Kommunen und Bürgermeister verschiedener Distrikte. Der Präsident der Regionalregierung von Arequipa, Juan Manuel Guillen, solidarisierte sich mit den Protesten und verteidigte das Recht des Volkes, für seine Forderungen auf die Straße zu gehen. In einer Rede während der Kundgebung auf der Plaza de Armas kündigte er an, dass für denselben Tag die Bildung einer Arbeitsgruppe mit der Regierung vorgesehen sei, um über die Reduzierung der Benzinsteuer zu verhandeln, eine der Forderungen der Bevölkerung von Arequipa. Daneben umfasste der Forderungskatalog der Region die Übertragung der Elektrizitätswerke und der Wasserbetriebe an die Regionalregierung, die sofortige Ausschreibung für den Bau des Bewässerungsprojekts Angostura, eine wirkliche Dezentralisierung der Steuermaßnahmen und die sofortige Ausschreibung für den Bau des Abschnitts 5 der Interamazonica.


Bergarbeiter von Casapalca Die Arbeitskämpfe in den Bergbauunternehmen gingen weiter
Die Streiks der Arbeiter des Unternehmens Shougang in Marcona (Ica) und der Arbeiter von Casapalca in der Provinz Huarochiri (Lima) spitzten sich zu und waren begleitet von gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die in Casaplaca zwei Tote forderte. Währenddessen nahmen die Arbeiter des Unternehmens Southern Peru (Moquegua) ihren am 5. Mai vorläufig eingestellten unbefristeten Streik wieder auf, nachdem sie bei Verhandlungen mit Vertretern des Unternehmens zu keiner Einigung gelangt waren.

Bergarbeiterstreik in Marcona Streik der Arbeiter des Bergbauunternehmens Shougang
Die Arbeiter der Subunternehmen Santo Domingo und Coopsol, die für das Bergbauunternehmen Shougang tätig sind, setzten ihren unbefristeten Streik fort, den sie am 11. April begonnen hatten, um von dem chinesischen Unternehmen die Wiedereinstellung einer Gruppe von willkürlich entlassenen Arbeitern, das Recht auf gewerkschaftliche Organisation und die Festanstellung der Arbeiter aus den sogenannten Servicegesellschaften mit den damit verbundenen Rechten zu fordern. Die Arbeiter gingen mit der Beschwerde an die Öffentlichkeit, dass das Unternehmen dazu übergegangen sei, Druck auf einzelne Arbeiter auszuüben oder ihnen Sonderzahlungen anzubieten, damit sie die Arbeit wieder aufnehmen, während es auf der anderen Seite Strafanzeige gegen rund 90 streikende Arbeiter wegen der Angriffe auf die Betriebsanlagen des Unternehmens vom 12. April erstattet hat und gegen diese Haftbefehle erlassen wurden. Am 4. Juni wurde der Vorsitzende der Gewerkschaft der beiden Subunternehmen, Ronnie Cueto, von der Polizei verhaftet. Die Verhaftung fand in Lima statt, wo der Gewerkschaftsführer versuchte, Verhandlungen zur Lösung des Konflikts in Gang zu bringen, und sich unter anderem mit den Beratern der Vizepräsidentschaft des Kongresses und der Bergbauföderation in Verbindung gesetzt hatte. Bei einem zufälligen Treffen mit dem Premierminister Jorge del Castillo erinnerte er ihn an sein Versprechen, sich für eine Lösung des Konflikts einzusetzen, das er am 17. April gegenüber einer Kommission der streikenden Arbeiter abgegeben hatte, woraufhin Del Castillo alle weiteren Verhandlungen ablehnte, indem er antwortete: "Ich rede nicht mit Vandalen".

Am Vormittag des 20. April nahm die Polizei die Bezirksabgeordnete von Marcona, Juana Velasquez, unter der Beschuldigung der Anstiftung der Ausschreitungen gegen die Betriebsanlagen von Shougang vom 12. April fest. Als sie von der Verhaftung erfuhren, gingen die Bergarbeiter und die Bewohner von Marcona auf die Straßen, um erneut gegen das Unternehmen Shougang zu protestieren und die Freilassung der Kommunalpolitikerin zu fordern. Zwei Stunden nach der Verhaftung kam es zu einem verdächtigen Brand in dem Armenviertel Ruta del Sol, dessen Gelände das Unternehmen Shougang für sich beansprucht. Dabei brannten 40 Strohhütten ab, die den Bewohner als Unterkunft dienten.

Streik der Arbeiter von Southern Perú Arbeiter von Southern Peru nehmen ihren Streik wieder auf
Am 3. Juni setzte die Einheitsgewerkschaft der Arbeiter des Bergbauunternehmens Southern Peru in Ilo dem Unternehmen eine Frist von 72 Stunden, um befriedigende Ergebnisse bei den Verhandlungen um höhere Löhne und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erzielen, und drohte damit, andernfalls den im Mai ausgesetzten unbefristeten Streik wieder aufzunehmen. Nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft, Vertretern des Unternehmens und des Arbeitsministeriums und der Durchführung einer neuen Urabstimmung nahmen die Arbeiter der drei Produktionsstätten von Southern Peru am 23. Juni ihren unbefristeten Streik wieder auf. Laut Informationen des Gewerkschaftsführers Daniel Ascona Calderón legten die Arbeiter dem Unternehmen erneut ihre Forderung nach einer Lohnerhöhung von 25 Soles pro Tag vor.

Arbeiter von Casapalca Bergarbeiter von Casapalca setzten ihren Streik gegen willkürliche Entlassungen fort
Die Arbeiter des Bergbauunternehmens Casapalca in der Provinz Huarochiri (Lima) setzten ihren am 28. Mai begonnenen Streik fort, mit dem sie gegen willkürliche Entlassungen von Hunderten von Arbeitern durch das Unternehmen protestierten. Dabei handelte es sich um Arbeiter von Subunternehmen, deren Verträge nicht verlängert wurden, weil sie sich gewerkschaftlich organisiert hatten und für ihre Rechte eingetreten waren. Die streikenden Arbeiter forderten die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiter, das Recht auf gewerkschaftliche Organisation und die Eliminierung der so genannten Servicegesellschaften. Das Arbeitsministerium schaltete sich als Vermittler in den Konflikt ein, schaffte es jedoch nicht, Vertreter des Unternehmens an den Verhandlungstisch zu bekommen, da diese argumentierten, dass die betroffenen Arbeiter nicht direkt bei der Firma angestellt seien. Aufgrund dieser Haltung beschlossen die streikenden Arbeiter am 14. Juni, die Carretera Central zu blockieren, die wichtigste Fernstraße zwischen der Hauptstadt Lima und den Zentralanden. Der Polizei gelang es kurzfristig, die Blockade zu räumen, doch Stunden später besetzten die Bergarbeiter die Straße erneut. Daraufhin kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Demonstranten und der Polizei, bei dem zwei Arbeiter getötet und mehrere Personen, darunter mindestens 20 Polizisten, verletzt wurden.

Währenddessen traf eine Gruppe von Gewerkschaftsvertretern in Lima ein, um an einem Verhandlungstermin mit Vertretern des Unternehmens teilzunehmen, zu dem das Arbeitsministerium eingeladen hatte. Doch die Gewerkschafter und die Vertreter des Ministeriums warteten vergeblich auf die Repräsentanten des Unternehmens Casapalca. Der Gewerkschaftsführer Juan Astucuri führte dieses Verhalten darauf zurück, dass das Unternehmen die Gewerkschaft nicht als Verhandlungspartner anerkennen will.

Am 16. Juni reiste eine Regierungskommission, angeführt von der Arbeitsministerin Susana Pinilla nach Chicla in der Nähe des Bergwerks Casapalca und erreichte nach mehrstündigen Verhandlungen mit den Gewerkschaftsführern die Einstellung der Protestaktionen, insbesondere die Räumung der Blockade der Carretera Central, wo Hunderte von Fahrzeugen festsaßen und die Lage der Passagiere aufgrund der Kälte in der Nacht dramatisch war. Im Gegenzug verpflichtete sich die Regierung eine unverzügliche Untersuchung der Umstände durchzuführen, die zu dem Tod der beiden Arbeiter geführt hatten. Außerdem sagte das Arbeitsministerium zu, die Vertreter der Gesellschaft Casapalca und der Subunternehmen ein weiteres Mal zu Gesprächen aufzufordern und beraumte zu diesem Zweck ein neues Treffen mit den Gewerkschaftsführern am Vormittag des 18. Juni im Arbeitsministerium in Lima an. Am folgenden Tag warnte die Arbeitsministerin Susanna Pinilla das Unternehmen Casapalca, dass der Staat ihm die Konzession entziehen könnte, wenn es weiter gegen die Gesetze verstößt. Sie wies darauf hin, dass neben dem Konflikt mit den Arbeitern, die zu gewaltsamen Protesten geführt haben, das Unternehmen auch beschuldigt wird, gegen Umweltschutzbestimmungen verstoßen zu haben, indem es giftige Abwässer in den Fluss Rimac geleitet hat, und deswegen derzeit ein Ermittlungsverfahren bei den zuständigen Behörden läuft.

Am 18. und 19. Juni kam es schließlich zu Verhandlungen zwischen Vertretern des Arbeitsministeriums, der Gewerkschaft und des Unternehmens Casapalca, die jedoch zu keiner Annäherung führten, da sich das Unternehmen weigerte, die entlassenen Arbeiter wieder einzustellen. Daraufhin unterbreitete das Arbeitsministerium dem Unternehmen einen letzten Vorschlag und setzte ihm eine Frist bis zum folgenden Tag, um darauf zu antworten.

Blockade der Carretera Central Streik der Arbeiter von Casapalca Da das Unternehmen Casapalca auf diesen Vorschlag nicht reagierte, nahmen die Arbeiter am 25. Juni ihre Proteste wieder auf und blockierten erneut die Carretera Central in der Provinz Huarochiri. Am 26. Juli setzten die Arbeiter die Blockade fort. Es kam zu Zusammenstößen zwischen den streikenden Arbeitern und den Passagieren der Fernbusse und Lastwagenfahrer, die ihren Weg nicht fortsetzen konnten und unter der intensiven Kälte litten, die besonders nachts in der Gegend herrscht. Casaplaca liegt in 4200 Höhe in der Nähe des Passes von Ticlio. Der Minister für Energie und Bergbau, Juan Valdivia, kritisierte die Straßenblockade der Bergarbeiter, aber auch die mangelnde VErhandlungsbereitschaft der Gecshäftsleitung von Casapalca. Die Blockade bewirkte, dass die Lebensmittel in Huancayo (Junín) knapp wurden, was zu Preissteigerungen führte. Bei einer Auseinandersetzung mit der Polizei wurde am 27. Juni ein Polizist durch einen Steinwurf der Demonstratnen getötet, die die Straßen weiter blockiert hielten.

Nach mehr als vierstündigen Verhandlungen mit der Arbeitsminsiterin Susana Pinilla willigten die Vertreter der Arbeiter von Casapalca schließlich ein, die Straßenblockade zu beenden. Die Ministerin sagte im Gegenzug zu, die Polizei aus der Gegend abzuziehen. Sie informierte, dass sie außerdem gegen das Unternehmen Casapalca Anzeige wegen der Nichtanerkennung der gewerkschaflichen Organisation der Arbeiter erstatten wird, durch die die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiter bewirkt werden wird. An dem Treffen, das im Rathaus von Chicla stattfand, nahmen 14 Vertreter der Gewerkschaft von Casapalca, die Parlamentarierin Nidia Vílchez und der Generalsekretär der Bergarbeiterföderation, Luis Castillo, teil. Es fand sich jedoch kein Vertreter des Unternehmens Casapalca ein. Aufgrund der Übereinkunft begannen die Polizisten in den frühen Morgenstunden des 29. Juni damit, die Blockade zu räumen. Danach normalisierte sich der Verkehr, und die Polizei zog sich aus der Gegend zurück. Währenddessen informierte die Nationale Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und Energie (SNMPE), dass sie gegen das Unternehmen Casaplaca ein Ermittlungsverfahren wegen Verletzung der Gesundheits- und Sicherheitsnormen und der Umweltschutzbestimmungen eingeleitet hat.


Universitätsdozenten treten in einen unbefristeten Streik
Nach mehreren Warnstreiks traten die Dozenten der staatlichen Universitäten, die in der Nationalen Föderation der Universitätsdozenten von Peru (Fendup) organisiert sind, in einen unbefristeten Streik, um die Angleichung ihrer Gehälter an die der Justizbeamten zu fordern, wie es gesetzlich festgelegt ist.

Kundgebung von Dozenten in Huancayo Nach einem mehrmonatigen Streik der FENDUP im Jahre 2005 hatte die damalige Regierung zugesagt, in den Jahren 2006, 2007 und 2008 eine stufenweise Angleichung der Gehälter der Universitätsdozenten an die Gehälter der Richter vorzunehmen. Doch die Regierung der APRA stellte für das Jahr 2007 keine Haushaltsmittel für diesen Zweck bereit, sodass die zugesagte Gehaltserhöhung von 35 Prozent für das Jahr 2007 nicht vorgenommen werden konnte. Nach mehreren Warnstreiks und ergebnislosen Verhandlungen mit der Regierung griffen die Dozenten der Fendup zum Mittel des unbefristeten Streiks, um zu erreichen, dass die Regierung ihre Zusage einhält. Außerdem forderten sie die Verabschiedung eines Zusatzhaushalts für die im Januar 2008 fällige Erhöhung ihrer Gehälter um weitere 35 Prozent.

Weitere Forderungen waren eine Änderung des Hochschulgesetzes in dem Sinne, dass die Hochschulleitung durch direkte, geheime und allgemeinen Wahlen bestimmt wird und eine Erhöhung des Etats für die Hochschulen zur Verbesserung der Infrastruktur. Am ersten Tag des Streiks informierte der Gewerkschaftsführer Julio Lazo, dass sich in Lima 80% der Universitätsdozenten dem Streik anschlossen, während die Streikbeteiligung in Landesinneren 100 Prozent betrug. Der Streik war verbunden mit Protestkundgebungen, Demonstrationen und der zeitweisen Besetzung von Universitätseinrichtungen durch die Dozenten.

Straßenblockade in Ica Zum Auftakt des Streiks zogen die Universitätsdozenten Lima in einem Demonstrationszug zum Kongress, wo sie ein Memorandum mit ihren Forderungen hinterlegten. In den folgenden Tagen führten die Universitätsdozenten landesweit Protestaktionen durch, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Nachdem neun Tage nach Beginn des Ausstandes die Regierung immer noch nicht auf die Forderungen der Dozenten reagiert hatte, kündigten die Fendup an, dass die ihre Protestaktionen verstärken werden. In den folgenden Tagen gingen die Dozenten verstärkt auf die Straße. In Ica blockierte eine Gruppe von Dozenten der Universität San Luis Gonzaga die Panamericana Süd.


Streik der Sutep Streik der Lehrergewerkschaft SUTEP
Die Lehrer protestierten erneut gegen die Pläne der Regierung zur Reform des Bildungswesens. Die Proteste konzentrierten sich auf das Gesetz über die Lehrerlaufbahn. Angesichts der Ankündigung, dass über das Gesetz noch in der 2. Junihälfte beschlossen werden sollte, trat am 18. Juni ein Teil der Lehrerschaft in einen unbefristeten Streik, dem sich nach und nach immer mehr Lehrer anschlossen.

Die Modifizierung des Gesetzes über die Lehrerlaufbahn ist Teil der so genannten Bildungsreform, die die Regierung der APRA propagiert, um die Qualität der Bildung an den staatlichen Schulen zu verbessern, nachdem diese bei einem Vergleichstest der lateinamerikanischen Länder auf einem der letzten Plätze gelandet waren. Das neue Gesetz führt unter anderem regelmäßige Leistungstests der Lehrer, die Verpflichtung zur Teilnahme an Weiterbildungskursen, sowie die Möglichkeit von Entlassungen ein, falls die Lehrer nicht zu den Prüfungen antreten oder diese nicht bestehen. Die große Mehrzahl der Lehrer lehnt das Gesetz ab, weil sie befürchten, dass die Leistungstests zum Vorwand für willkürliche Entlassungen von unbequemen Lehrern wie z. B. Gewerkschaftsführern benutzt wird, und verweisen darauf, dass auch das derzeit geltende Gesetz Leistungstests und die regelmäßige Weiterbildung der Lehrer vorsieht, der Staat jedoch nie seiner Verpflichtung nachgekommen ist, Fortbildungskurse für alle Lehrer anzubieten und zu finanzieren. Außerdem wehren sie sich dagegen, dass die Regierung die Bildungsmisere an den staatlichen Schulen allein den Lehrern anlastet, während das Hauptproblem die chronische Unterfinanzierung des staatlichen Bildungssystems ist, die sich sowohl auf den Zustand und die Ausstattung der Schulen als auch auf die Schülerzahlen pro Klasse und die Lehrergehälter auswirkt. Der Geldmangel hat dazu geführt, dass von den Eltern in zunehmendem Maße Beiträge zum Unterhalt der Schulen erhoben werden, obwohl laut Verfassung jedes Kind das Recht auf kostenlosen Zugang zu den staatlichen Schulen hat. Wo die Eltern das Geld nicht aufbringen können, wie in den Armenvierteln der Städte und entlegenen Dörfern auf dem Lande, sind die Schulen primitiv und marode und es gibt weder Lehrmittel noch Wasser und Strom. Unter diesen Bedingungen unterrichtet ein Lehrer oftmals in einer Klasse Kinder mehrerer Alterstufen, deren Lernfähigkeit häufig durch Unterernährung beeinträchtigt ist, und erhält dafür ein miserables Gehalt, das nicht ausreicht, um eine Familie zu ernähren, sodass viele Lehrer einen Zweit- oder Drittjob ausüben müssen, um ihre Familien ernähren zu können. Aus diesem Grunde fordern die Lehrer einen höheren Bildungsetat zur Instandhaltung und besseren Ausstattung der Schulen, die Einstellung von mehr Lehrkräften und eine bessere Bezahlung, die es ihnen ermöglicht, sich ganz auf ihre Lehrtätigkeit zu konzentrieren.

Nachdem der Bildungsausschuss des Kongresses am 12. Juni dem Gesetz über die Lehrerlaufbahn zugestimmt hatte, rief die nationale Führung Lehrergewerkschaft SUTEP für den 14. Juni zu einem landesweiten Warnstreik auf. Daraufhin legten die Lehrer in der Mehrzahl der staatlichen Schulen im ganzen Land die Arbeit nieder und gingen auf die Straße, um ihren Protest zum Ausdruck zu bringen. In Lima zogen die Lehrer in einer Protestdemonstration zum Kongress, um ein Memorandum mit ihren Forderungen zu übergeben. Dem Streik schloss sich auch die Fraktion des "Nationalen Komitees zur Neuorientierung und zum Wiederaufbau der SUTEP" (CONARE) an, die der nationalen Führung der Gewerkschaft, die von der Kommunistischen Partei "Patria Roja" kontrolliert wird, wegen ihrer Nachgiebigkeit kritisch gegenübersteht und ihre eigenen Kampfmaßnahmen durchführt.

Demonstration von Lehrern in Lima Streikende Lehrer in Huancavelica Nachdem die Debatte und die Verabschiedung des Gesetzes über die Lehrerlaufbahn durch das Parlament für die zweite Julihälfte angekündigt worden war, beschloss die Basis des CONARE, ihren für den 4. Juli geplanten unbefristeten Streik vorzuverlegen, und trat am 18. Juni in einen unbefristeten Streik. Die Fraktion des CONARE hat ihre Hochburgen in den Regionen Junin, Ayacucho und Huancavelica, wo laut Informationen des nationalen Kampfkomitees 90% der Lehrer in den Ausstand traten. Außerdem wurde der Streik von Teilen der Lehrerschaft in den Regionen Piura, Tumbes, Moquegua, Ancash, Huánuco, Apurimac und in den Provinzen der Region Lima befolgt. In den folgenden Tagen schlossen sich immer mehr Lehrer dem Streik an. In Piura, wo anfangs nur die Lehrer von fünf Schulen in den Ausstand traten, legte am 20. Juni überraschend die Basis der SUTEP in den übrigen Bildungseinrichtungen die Arbeit nieder und ging, unterstützt von einer Gruppe von Schülern, in einem Protestmarsch auf die Straße. In Tacna hatten sich bis zum 20. Juni 80% der Lehrer dem Streik angeschlossen. Der Generalsekretär der SUTE-Puno, Jorge Luis Castillo, kündigte an, dass sich nach Beendigung des regionalen Streiks am 21. Juni 16.000 Lehrer der Region dem nationalen Streik anschließen werden. Auch die Lehrer der Region Moquegua traten ab dem 21. Juni in einen unbefristeten Streik. Ihnen folgten am 25. Juni die Lehrer der Provinz Lambayeque in der gleichnamigen Region.

Der Streik war verbunden mit täglichen Demonstrationen, Kundgebungen und anderen Protestaktionen, in denen die Lehrer ihre Forderungen öffentlich machten und versuchten, bei Eltern, Schülern und der Bevölkerung im allgemeinen Bewusstsein über die Auswirkungen der Pläne der Regierung zur Reform des Bildungswesens zu wecken, um auf diese Art der Kampagne der Regierung entgegenzuwirken, die ihren Widerstand gegen die Leistungstests als Faulheit und mangelnde Bereitschaft zur Weiterbildung darstellte. Dies führte dazu, dass am 22. Juni in der Provinz Huanta in der Region Ayacucho Tausende von Studenten, Eltern, Bauern, Mitgliedern von Basisorganisationen und Gewerkschaften in einen 24-stündigen regionalen Streik zur Unterstützung des Lehrerstreiks traten, mit dem sie auch der Demonstranten gedachten, die im Kampf für das Recht auf kostenlose Bildung im Jahre 1969 in Huanta von der Polizei getötet wurden. In mehreren Städten schlossen sich die streikenden Lehrer mit den Universitätsdozenten und den Beschäftigten des Gesundheitsministeriums zusammen, die sich ebenfalls im Streik befanden, um in gemeinsamen Protestkundgebungen ihre Forderungen zu vertreten.

Auf der anderen Seite befand sich das Kampfkomitee des CONARE in Lima, wo sich dessen Mitglieder darum bemühten, Verhandlungen mit Vertretern des Parlaments, insbesondere mit der Parlamentspräsidentin, Mercedes Cabanillas, aufzunehmen, um zu erreichen, dass der Gesetzentwurf nicht wie vorgesehen verabschiedet wird. Am 19. Juni wurde eine Delegation der streikenden Lehrer vom Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Rafael Vasquez, und anderen Parlamentariern empfangen, und machte ihnen den Vorschlag, einen Aufschub der Debatte des Gesetzentwurfes im Plenum zu erwirken und eine weitere Debatte im Ausschuss zu beantragen. Am gleichen Tag brachen aus verschiedenen Landesteilen Delegationen nach Lima auf, um am nächsten Tag am so genannten "Marsch der dreifachen Verteidigung", der Verteidigung des Rechtes des Volkes auf staatliche, kostenlose Bildung, des Rechts auf Arbeit und Kündigungsschutz und das Recht auf gewerkschaftliche Organisation der Lehrer, teilzunehmen.

Währenddessen begann am 25. Juni die Fraktion der SUTEP, die von "Patria Roja" kontrolliert wird, mit ihren eigenen Aktionen gegen das Gesetz über die Lehrerlaufbahn in Form von Demonstrationen, der Besetzung von Bildungseinrichtungen und Hungerstreiks in verschiedenen Städten des Landes. In Lima nahm eine Gruppe von Lehrern, mehrheitlich Mitgliedern des nationalen Exekutivkomitees der SUTEP, bereits am 22. Juni im Haus des Lehrers im Zentrum der Stadt einen Hungerstreik auf. Im Gegensatz zum CONARE, das die Rücknahme des Gesetzentwurfes zur Neuregulierung der Lehrerlaufbahn fordert, verlangte diese Fraktion lediglich eine erneute Debatte des Gesetzes unter Beteiligung der Lehrer. Wie die Führer der CONARE informierten, stellte die Basis in den Gewerkschaftsversammlungen zunehmend diese Haltung in Frage und forderte die nationale Führung der SUTEP auf, einen landesweiten unbefristeten Streik auszurufen.


Demonstration in Chiclayo Die Beschäftigten des Gesundheitsministeriums traten in einen unbefristeten Streik
Nach mehreren Warnstreiks traten am 18. Juni Tausende von Beschäftigten der medizinischen Einrichtungen des Gesundheitsministeriums im ganzen Land in einen unbefristeten Streik.

Streik in Chiclayo Mit dem Ausstand forderten sie die Festanstellung von mehr aus 7000 befristet Beschäftigten, die weder Kündigungsschutz haben noch sozial abgesichert sind, die Angleichung der Gehälter der Beschäftigten im Landesinneren an die in Lima, die Anerkennung von Sonderzulagen auf den Rentenanspruch, die Aufgabe der Pläne der Regierung, die Verwaltung der medizinischen Einrichtungen zur Grundversorgung der Bevölkerung den Gemeinden zu übertragen, die Aufhebung der Zwangsmitgliedschaft in den privaten Pensionsfonds (AFP), die Anerkennung und sofortige Auszahlung der Sonderzuschläge entsprechend dem Dringlichkeitsdekret 037, dessen Gültigkeit vom Verfassungsgericht bestätigt worden ist, sowie allgemeine Gehaltserhöhungen und die Erhöhung des Gesundheitsetats auf 7% des Bruttoinlandsprodukts. Der Streik wurde in der großen Mehrzahl der Krankenhäuser und Gesundheitszentren des Gesundheitsministeriums im ganzen Land befolgt, einschließlich der abgelegenen Urwaldregion Madre de Dios, wo alle Beschäftigten des Krankenhauses von Puerto Maldonado, sowie der Gesundheitszentren in den Randgebieten in den Ausstand traten und dabei neben den allgemeinen Forderungen die sofortige Umstrukturierung der regionalen Direktion des Gesundheitsministeriums verlangten, weil diese in der derzeitigen Form nicht dazu in der Lage ist, ihre Aufgaben zu erfüllen. Mit Ausnahme der Behandlung von Notfällen wurde der Betrieb überall eingestellt, und die Angestellten versammelten sich zu täglichen Kundgebungen und Demonstrationen auf den Straßen. In Trujillo traten zum Auftakt des Streiks die Beschäftigten der regionalen Direktion des Gesundheitsministeriums in einen 24-stündigen Warnstreik zur Unterstützung des Ausstandes des medizinischen Personals, und forderten außerdem vom Präsidenten der Regionalregierung José Murgia die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen. In Ilo traten am 20. und 21. Juni auch die Ärzte der Einrichtungen des Gesundheitsministeriums in einen 48-stündigen Warnstreik, um die Auszahlung von Sonderzulagen für medizinische Tätigkeit zu verlangen, die ihnen der Staat seit 2006 schuldet. In Tumbes blieb am 22. Juni das Krankenhaus des Gesundheitsministeriums überraschend geschlossen, weil das gesamte Personal in den Streik trat.

Der Beginn des Streiks wurde von den Mitgliedsorganisationen der Gewerkschaftszentrale der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, CITE, unterstützt, die zu einem 24-stündigen Warnstreik im ganzen Land aufgerufen hatte. Dieser richtete sich auch gegen den Entwurf des Rahmengesetzes für den Öffentlichen Dienst, der unter anderem die ständige individuelle und kollektive Leistungsbewertung und die Möglichkeit von Entlassungen im Fall der Reorganisation einer Institution vorsieht, was den Kündigungsschutz aushöhlt und die Gefahr von willkürlichen Entlassungen mit sich bringt.