Jose Carlos Mariátegui      PERU KÄMPFT
UNA PUBLICACION DEL CIRCULO DE TRABAJO MARIATEGUI  EN ESPAŅOL Y ALEMAN
Peru kämpft
Nr. 6
RESTAURATION DES KAPITALISMUS UND GEGENRESTAURATION DER DIKTATUR DES PROLETARIATS

Die proletarische Weltrevolution begann 1848 mit den ersten unabhängigen Kämpfen der Arbeiter gegen die Bourgeoisie. Im gleichen Jahr erschien das "Kommunistische Manifest", in dem die Forderungen und Ziele der Arbeiterklasse theoretisch untermauert und festgelegt wurden: der unversöhnliche Kampf gegen das kapitalistische System und die Errichtung einer neuen Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung, des Kommunismus. Schon Marx zeigte damals auf, daß der Weg dahin lang und gewunden ist und über viele Niederlagen und Rückschläge führt, denn die herrschende Klasse wird sich nicht kampflos die Macht entreißen lasen. Die Revolution ruft unweigerlich eine Konterrevolution hervor, die den Vormarsch der proletarischen Revolution immer wieder aufhält und sie zurückwirft. Die Erfahrung von jetzt 146 Jahren proletarischer Weltrevolution hat dies bestätigt. Die Entwicklung der Revolution verlief in Wellen; auf eine Periode des revolutionären Aufschwungs folgte unweigerlich ein Rückzug. Dieser Umstand ist durch den Widerspruch zwischen Revolution und Konterrevolution bedingt. Doch dieser Widerspruch stellt sich heute nicht auf die gleiche Weise dar wie vor hundert Jahren. Im vorigen Jahrhundert war er bestimmt durch die Unerfahrenheit der Arbeiterklasse und die Tatsache, daß viele Probleme des Kampfes um die Macht noch nicht gelöst waren, während gleichzeitig der Kapitalismus sich in der Phase der Konsolidierung und der Ausweitung seines Systems befand, die im Übergang zum Imperialismus gipfelte. Heute liegt die Situation anders. Das Proletariat hat gelernt, die Macht zu erobern, seine Diktatur zu errichten und den Sozialismus zu verteidigen, und der Imperialismus ist in einen langwierigen Todeskampf eingetreten und kann sich nur durch die verschärfte Ausbeutung der Völker und Aggressionen am Leben erhalten, was ihm von Zeit zu Zeit eine vorübergehende Wiederbelebung gestattet. In dieser Situation stellt sich der Widerspruch Revolution - Konterrevolution dar als ein Kampf zwischen Restauration des Kapitalismus und Gegenrestauration der Diktatur des Proletariats. Unter diesem Gesichtspunkt müssen die Ursachen des derzeitigen allgemeinen politischen Rückzugs der proletarischen Weltrrevolution betrachtet werden.

Die Lebenssituation der Menschen auf der Welt hat sich in den letzten Jahren rapide verschlechtert. Die große Mehrheit der Bevölkerung lebt heute in den unterdrückten Nationen und ihr Alltag ist gekennzeichnet durch extreme Armut, Rückständigkeit, Hunger, Krankheiten, soziale Unsicherheit und die Auswirkungen imperialistischer Raubzüge. Doch auch in imperialistischen Ländern wie Deutschland sehen wir eine zunehmende Verarmung, wachsende Ausbeutung und Unterdrückung und eine ständig geringer werdende soziale Absicherung. Jeder Einzelne von uns empfindet dies tagtäglich, wenn er wieder einmal Abstriche von seinem gewohnten Lebensstandard machen muß, weil das Geld nicht ausreicht, wenn der Druck am Arbeitsplatz zunimmt und die drohende Arbeitslosigkeit dazu zwingt, sich ihm zu beugen, oder wenn Krankheit und Alter gleichbedeutend sind mit Armut. Viele sagen, "so kann es nicht weitergehen" und verlangen nach einer Veränderung, doch die Wenigsten tun ernsthafte Schritte, um dies zu erreichen. Das öffentliche Bewußtsein ist geprägt von einem Gefühl der Unvermeidlichkeit der herrschenden Verhältnisse, der Ausweglosigkeit und der fehlenden gesellschaftlichen Perspektiven. So konzentriert sich denn jeder auf sich selbst, versucht so viel wie möglich für sich aus der Situation herauszuholen, und die Macht des Stärkeren und der Egoismus sind die anerkannten Werte einer Gesellschaft, in der der Mensch immer mehr zum Tier wird.

Untersuchen wir die Gründe für diese Entwicklung, stellen wir fest, daß diese Tendenz sich in den achtziger Jahren verstärkt hat. Sie bildet eine Gegenbewegung zu der Aufbruchstimmung der Sechziger und Siebziger, in der es weltweit eine anti-imperialistische Massenbewegung gab und Begriffe wie "Revolution" oder "Marxismus" Gegenstand der allgemeinen öffentlichen Auseinandersetzung waren. Viele Menschen vertraten damals den Anspruch, das kollektive Interesse über das persönliche zu stellen und das Gesellschaftssystem in diesem Sinne zu verändern. Selbst bürgerliche Intellektuelle und Politiker sahen sich gezwungen, sich als "fortschrittlich" oder gar als "Marxisten" auszugeben. Heute dagegen ist nur noch davon die Rede, daß der "Marxismus überholt" und der "Sozialismus gescheitert" sei, und häufig sind selbst die wenigen Leute, die für eine Veränderung des Gesellschaftssystems eintreten, Antimarxisten. Festgemacht wird diese Position am Zusammenbruch der sogenannten sozialistischen Staaten und den Mißständen, die diese Entwicklung ausgelöst haben.

Was die Gegner des Marxismus verschweigen und verschleiern ist, daß diese Staaten schon seit langem nicht mehr als den Namen mit dem Sozialismus gemein hatten. In Wirklichkeit ist dort der Kapitalismus nicht erst Ende der achtziger Jahre wiederhergestellt worden, wie allgemein vertreten wird, sondern bereits sehr viel früher. In der UdSSR begann dieser Prozeß 1953 nach dem Tode Stalins, der einen harten Kampf um die Macht in der Partei und im Staat nach sich zog. Revisionistische Elemente innerhalb der Partei unter der Führung Chruschtschows errangen schließlich die Übermacht und begannen auf dem 20. Parteitag der KPdSU ihren Angriff auf die Diktatur des Proletariats. Zum Vorwand nahmen sie Fehler Stalins und den sogenannten Personenkult und benutzten sie, um grundlegende Prinzipien des Marxismus in Frage zu stellen. Auf dem 22. Parteitag von 1961 systematisierten sie schließlich ihre Positionen und die revisionistische Linie wurde damit offenkundig.

Ihre wesentlichen Elemente lassen sich in den Begriffen der friedlichen Koexistenz, des friedlichen Übergangs zum Sozialismus und der friedlichen Konkurrenz der Systeme, sowie in der Propagierung der KPdSU als "Partei des ganzen Volkes" und der UdSSR als "Staat des ganzen Volkes" zusammenfassen.

Der Begriff der friedlichen Koexistenz stammt von Lenin, der ihn auf die Beziehung zwischen Staaten bezog. Chruschtschow gab ihm den Sinn des friedlichen Nebeneinanders der Systeme. Als Argument führte er an, daß es gelte, unter allen Umständen den Krieg zu verhindern, denn im Zeitalter der Atomwaffen würde ein zukünftiger Krieg die Menschheit als Ganzes ohne Unterschied zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten vernichten. Daher müßten die Menschen friedlich zusammenleben und den Krieg unter allen Umständen vermeiden. Er empfahl also den unterdrückten Völkern, sich den imperialistischen Kriegsdrohungen widerstandslos zu beugen und sich der imperialistischen Herrschaft zu fügen. Und die Imperialisten bittet er, freiwillig auf die Unterwerfung anderer Völker zu verzichten. In die gleiche Richtung ging seine Position des friedlichen Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus. Er erklärte die revolutionäre Gewalt als Mittel der Machtübernahme des Proletariats für überholt, da unter den heutigen Bedingungen die kommunistischen Parteien die Macht auch auf friedlichem Wege über Wahlen und die Teilnahme am Parlament übernehmen könnten. Genau wie alle Revisionisten vor ihm leugnete er damit eines der Grundprinzipien des Marxismus, die Notwendigkeit der revolutionären Gewalt als einziges Mittel zur Eroberung der Macht. Ferner propagierte er die friedliche Konkurrenz der Systeme, wodurch der Sozialismus seine Überlegenheit über den Kapitalismus beweisen würde, und die Imperialisten freiwillig zum Sozialismus übergehen würden.

Über den Staat vertraten Chruschtschow und seine Anhänger die These des "Staates des ganzen Volkes" und leugneten damit die Diktatur des Proletariats und ihre historischen Aufgaben und somit auch die marxistische Staatstheorie, die den Staat als Klassendiktatur begreift. Desgleichen nahmen sie der kommunistischen Partei ihren Charakter als Partei des Proletariats, indem sie sie zur Partei des ganzen Volkes erklärten. Sie meinten, die Klassen und Klassenwidersprüche wären in der UdSSR bereits überwunden und das Land könne innerhalb von relativ kurzer Zeit zum Kommunismus übergehen. Damit widersprachen sie der marxistischen These, daß entweder alle Länder gemeinsam oder keines in den Sozialismus eintreten könne. Die Beschlüsse des 22. Parteitages erhoben sie zum neuen Programm der Kommunisten und erklärten, das Kommunistische Manifest sei überholt.

Damit war die KPdSU endgültig zu einer revisionistischen Partei geworden, die nur noch dem Namen nach kommunistisch war, in Wirklichkeit jedoch die Interessen der Bourgeoisie vertrat, eine Partei, die auf internationaler Ebene die Kapitulation vor dem Imperialismus predigte, den unterdrückten Völkern in den kapitalistischen und imperialistischen Ländern die Kapitulation vor ihren einheimischen Ausbeutern empfahl und in den sozialistischen Staaten die Entwicklung kapitalistischer Kräfte stimulierte.

Mit der Veränderung der Parteilinie gingen politische und wirtschaftliche Reformen einher, mit denen der Staat schrittweise in eine faschistische Diktatur und die Wirtschaft in einen monopolistischen Staatskapitalismus verwandelt wurde. Gleichzeitig begann die UdSSR mit der Unterjochung anderer Völker, angefangen bei den Staaten des sogenannten sozialistischen Blocks, den sie als ihr natürliches Einflußgebiet betrachtete. Daneben trat sie in den Wettstreit um die Weltherrschaft mit den USA ein und versuchte ihr Einflußgebiet in Asien, Afrika und Lateinamerika auszuweiten. Dabei bediente sie sich häufig der gerechten Kämpfe der unterdrückten Nationen, indem sie die Volksbefreiungsbewegungen mittels einheimischer revisionistischer Parteien unter ihre Kontrolle brachte, wie etwa in Kuba oder Nicaragua. Spätestens beim Einmarsch in die Tschechoslowakei 1968 zeigte die Sowjetunion offen ihren sozialimperialistischen Charakter.

Der Vorsitzende Mao analysierte die Veränderungen in der UdSSR und bekämpfte den zeitgenössischen Revisionismus Chruschtschows von Anfang an. Nach dem 22. Parteitag der KPdSU machte er seine Position öffentlich und lieferte uns die Grundlagen zum Verständnis des imperialistischen Charakters der UdSSR. Ende der sechziger Jahre definierte er den nordamerikanischen Imperialismus und den sowjetischen Sozialimperialismus als die Hauptfeinde der Menschheit.

Er war es auch, der aufbauend auf dem Marxismus-Leninismus die Entwicklungsgesetze des Sozialismus untersuchte und das Phänomen der Restauration des Kapitalismus als einen Ausdruck des Klassenkampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie erklärte. Bereits 1949 kurz vor Gründung der Volksrepublik China wies er darauf hin, daß die Machtübernahme nur ein erster Schritt auf einem langen Weg des Kampfes um die Konsolidierung des Sozialismus sei, und warnte die Kommunisten vor Überheblichkeit. Denn mit dem Sieg der Revolution verliert die Großbourgeoisie zwar ihren Status als herrschende Klasse, sie besteht jedoch in der sozialistischen Gesellschaft weiter und wird alles daran setzen, an die Macht zurückzukehren. Sie verfügt immer noch über gewisse finanzielle Mittel, ungleich höhere Kenntnisse und mehr Erfahrungen in der Staats- und Wirtschaftsführung und über internationale Beziehungen und wird diese Mittel zu ihrem Vorteil einsetzen. Ihre Hauptwaffe zur Wiederherstellung des Kapitalismus sind jedoch die "Zuckergeschosse" ihrer bürgerlichen Ideen. In täglicher Kleinarbeit sorgt sie dafür, daß sich die bürgerlich-kapitalistische Ideologie im Volk ständig reproduziert, und damit auch in Partei, Staat und Armee, denn diese sind ein Teil der Gesellschaft.

Begünstigt wird dies dadurch, daß der sozialistische Staat in seinem Anfangsstadium noch viele Überreste des kapitalistischen Systems in sich birgt, denn das Proletariat kann erst nach der Machtübernahme mit dem Aufbau der sozialistischen Produktionsverhältnisse beginnen. (Im Gegensatz dazu konnten sich die kapitalistischen Produktionsverhältnisse bereits in der Feudalgesellschaft herausbilden und sich in dieser entwickeln.) In der sozialistischen Gesellschaft sind die kapitalistischen Produktionsverhältnisse zwar nicht mehr vorherrschend, bestehen jedoch in der Kleinproduktion weiter, und diese produziert 24 Stunden am Tag Kapitalismus, wie Lenin sagte. Das ist im Anfangsstadium des Sozialismus unumgänglich, da die proletarische Revolution nur siegen kann, wenn sie sich mit dem Kleinbürgertum und den Bauern verbündet, und daher deren Interessen wahren muß, was konkret bedeutet, ihr Privateigentum an Produktionsmitteln zu schützen. Abgesehen davon benötigt sie anfangs noch die Kleinproduktion, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Die kapitalistischen Ideen leben in dieser Masse der Kleinproduzenten weiter, denn sie entsprechen ihrer täglichen Erfahrung, und diese wirken auf das allgemeine gesellschaftliche Bewußtsein ein. Von ihren Einflüssen sind auch diejenigen nicht frei, die die Macht ausüben. Es ist Aufgabe der kommunistischen Partei durch die Umerziehung der breiten Massen diese volksfeindlichen, bürgerlichen Ideen zurückzudrängen und durch die proletarische Ideologie zu ersetzen. Dazu ist es notwendig zunächst und vor allem, diese Einflüsse in der Partei selbst durch einen ständigen ideologischen Kampf zu unterdrücken. Denn bekommen Vertreter bürgerlicher Ideen die Gelegenheit zur Machtausübung, werden sie ihre Position unweigerlich zu ihrem persönlichen Vorteil ausnutzen, und es bildet sich eine neue Bourgeoisie, die nicht nur das eigene Volk, sondern auch andere Völker unterdrückt und ausbeutet, indem sie den Machtapparat des sozialistischen Staates für ihre Zwecke benutzt. Allerdings können sie das nur erreichen, indem sie sich als Marxisten ausgeben. Also müssen sie den Marxismus nach ihren Bedürfnissen zurechtbiegen, ihn "reformieren" unter dem Vorwand, ihn weiterzuentwickeln. Der Revisonismus ist nach der Definition des Vorsitzenden Mao die Essenz der Restauration, denn die bürgerlichen Ideen treten in ihrem Kampf gegen die proletarischen Ideen in der sozialistischen Gesellschaft als Revisionismus in Erscheinung, und setzt dieser sich im Machtapparat der Gesellschaft durch, verwandelt sich die Diktatur des Proletariats in einen faschistischen Staat und die sozialistische Wirtschaft in Staatskapitalismus. Und genau das geschah in der UdSSR nach dem Tode Stalins.

Auch in China zeigten sich revisonistische Abweichungen in Partei, Staat und Armee. Schon in den fünfziger Jahren bekämpfte der Vorsitzende Mao die Vertreter bürgerlicher Ideen innerhalb der Partei, allen voran Liu Tschao-tschi, den er den "chinesischen Chruschtschow" nannte, und der sich zusammen mit anderen systematisch dem sozialistischen Aufbau widersetzte. Mitte der sechziger Jahre stellte der Vorsitzende Mao fest, daß ein großer Teil des Staatsapparates in der Hand von Funktionären war, die eine kapitalistische Politik vertraten. Daraufhin löste er die Partei mit Ausnahme der Zentralkomitees auf und rief zur Kulturrevolution auf. Damit gab der Vorsitzende Mao dem Proletariat eine Waffe in die Hand, um die Restauration zu verhindern, seine Diktatur zu verteidigen und den Sozialismus weiterzuentwickeln. Er mobilisierte das einfache Volk und gründete die roten Garden, um diese korrupten Funktionäre zu stürzen und den Staatsapparat von der Basis her zu erneuern. Da bereits Teile der Armee unter dem Einfluß der bürgerlichen Funktionäre standen und diese sich nicht scheuten, gegen die Volksbewegung mit Waffengewalt vorzugehen, ging der Kampf bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Im September 1976 starb der Vorsitzende Mao und die Situation spitzte sich zu. Einigen revisionistischen Parteifunktionären, darunter Teng Siao-ping, dem heutigen starken Mann Chinas, war es gelungen nach einer Periode der Umerziehung ins Zentralkomitee der KPCH zurückzukehren. Sie erlangten die Kontrolle über die Armee und benutzten sie zu einem Staatsstreich. Eine andere Gruppe innerhalb des Zentralkomitees mit Tschang-tsching an der Spitze versuchte in Schanghai, der Hochburg der Kulturrevolution, die roten Garden gegen den Umsturz zu mobilisieren. Doch die Gegenseite kam ihnen zuvor, sie wurden verhaftet und als sogenannte "Viererbande" unter Anklage gestellt. Damit war auch die Restauration des Kapitalismus in China vollzogen. Die Wiederherstellung kapitalistischer Verhältnisse ging dort sehr viel schneller und hemmungsloser vor sich als in der UdSSR. Heute ist China ein imperialistisches Land mit Ambitionen, sich zu einer Großmacht zu entwickeln, während sich die Situation des Volkes ständig verschlechtert und die Klassengegensätze sich immer schärfer abzeichnen.

Mitte der achtziger Jahre fand der Prozeß der Restauration seine Fortsetzung in der UdSSR mit Gorbatschow. Das staatskapitalistische System war in seinem Kampf um die Weltherrschaft ins Hintertreffen geraten. Zusätzlich hatte das faschistische Regime mit einer Reihe von schweren inneren Problemen zu kämpfen. Die sowjetische Wirtschaft befand sich in einer tiefen Krise, die wie in jedem kapitalistischen Land auf das Volk abgewälzt wurde. Die Produktivität der Wirtschaft war rückgängig und die Versorgung der Bevölkerung wurde immer schwieriger. Hohe Inflationsraten und ein starker Kaufkraftverlust des Rubels senkten die Reallöhne und die Lebensbedingungen verschlechterten sich zusehends. Es kam zu Streiks und Bauernaufständen, die blutig niedergeschlagen wurden. Hinzu kam der wachsende Widerstand der in der UdSSR zusammengefaßten Nationalitäten.

Diese ganze Situation machte eine Umstrukturierung notwendig. Daraufhin rief Gorbatschow zur sogenannten "Perestroika" auf, die er zynischerweise als "Revolution" bezeichnete. In Wirklichkeit war sie eine Weiterentwicklung der Konterrevolution, und sollte den Weg zu einem offen bürgerlich-kapitalistischen Staat ebnen. Gorbatschow nannte sich selbst einen "überzeugten Leninisten", doch seine Positionen stehen in offenem Widerspruch zu den Grundsätzen des Leninismus und vertreten eine eindeutig bürgerliche, pro-imperialistische Ideologie. Bezeichnend ist, daß er sich auf den 20. Parteitag der KPdSU berief und Chruschtschow als einen großen Mann lobte. In klarer Ablehnung des Klassencharakters der Ideen propagierte er ein sogenanntes "neues Denken", das über den Ideologien stehen und die Interessen der Menschheit als Ganzes sehen müsse. Den Interessengegensatz zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten und den Klassenkampf fegte er einfach vom Tisch und ging so noch einen Schritt weiter in der Negierung des Marxismus als seine revisionistischen Vorgänger. Folgerichtig predigte er denn auch die Zusammenarbeit der beiden Großmächte, die ihre internationale Politik "auf ethischen und moralischen Normen" begründen müßten, um die dringendsten Probleme der Menschheit gemeinsam zu lösen. Damit sprach er den Supermächten das Recht zu, über das Schicksal anderer Völker zu entscheiden. Das gleiche Kriterium lag seinen Äußerungen über den Krieg zugrunde. In der Weiterentwicklung der Positionen Chruschtschows führte Gorbatschow aus, der Krieg könne nicht mehr die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sein, wie es Klausewitz definierte und von Lenin und dem Vorsitzenden Mao aufgegriffen wurde. In der heutigen Zeit müßte notgedrungen jeder Krieg zur Vernichtung der Menschheit führen und sei deshalb kein legitimes politisches Mittel mehr. Damit leugnete er den Klassencharakter des Krieges und sprach den unterdrückten Völkern das Recht auf den revolutionären Krieg ab. Den Supermächten hingegen käme nach seiner Auffassung aufgrund ihres Militärpotentials die Verantwortung für den Rest der Welt zu. Das ist eine unverblümte Legitimierung der Rolle der Supermächte als Weltpolizisten.

Im Innern der Sowjetunion fanden in rascher Folge eine Reihe von Veränderungen statt, die schließlich zur Umwandlung des faschistischen Regierungssystems in ein demo-liberales führten. In diesem Prozeß kam es zu einem offenen Machtkampf verschiedener Fraktionen und Interessengruppen innerhalb der Ausbeuterklasse, die Zwischenfälle wie den Putschversuch im August 1992 hervorriefen. Schließlich konnte sich die Fraktion Jeltsins durchsetzen, die als Machthaber in Rußland die Auflösung der UdSSR betrieb und die Nachfolge des Sozialimperialismus antrat. Im Gegensatz zu Gorbatschow war Jeltsin Fürsprecher einer schnellen Umwandlung der Wirtschaft hin zur freien Marktwirtschaft und setzte dies in die Praxis um. Die herrschende Klasse ist die gleiche geblieben, es ist die Bourgeoisie.

Der Niedergang des Revisionismus in der UdSSR hatte weitgehende internationale Auswirkungen, die sich am stärksten in den osteuropäischen Ländern zeigten. Ohne den Rückhalt der UdSSR war es den dortigen faschistischen Regierungen nicht möglich, sich noch länger zu halten, und sie stürzten. Dieser Prozeß wurde von einer weltweiten Propagandakampagne des Imperialismus begleitet, der den Niedergang des Revisionismus als "Scheitern des Sozialismus" darstellte. Indem die Mißstände in der UdSSR und ihren Halbkolonien als Mängel des sozialistischen Systems verkauft wurden, zielten sie darauf ab, die Völker der Welt davon zu überzeugen, der Kommunismus sei eine Utopie und die Revolution eine Illusion. Die Folge waren Pessimismus, Perspektivlosigkeit und in vielen Fällen Kapitulation der fortschrittlichen Kräfte.

Einmal mehr hat der Revisionismus seine historische Rolle als Vorhut der Bourgeoisie in den Reihen der Arbeiterklasse gespielt. Durch die Verdrehung und Verfälschung des Marxismus hat er es geschafft, daß viele Menschen den Glauben an die Revolution und an ein besseres und gerechteres Gesellschaftssystem verloren haben.

Das ist der Grund für den derzeitigen Rückgang der revolutionären Bewegungen und die Stärkung der bürgerlichen Ideen. Doch solange es Ausbeutung gibt, wird es auch den unversöhnlichen Gegensatz zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten geben, der die Welt in zwei große Lager spaltet, und diese Tatsache läßt sich auch mit der allergeschicktesten imperialistischen Propaganda nicht ändern. Früher oder später werden die Völker sich dessen bewußt werden und werden sich neu formieren, um nach einem Weg in die Zukunft zu suchen.

Engels sagte einmal, es gäbe 2 Mächte auf der Welt, die organisierte Macht der Ausbeuter und die unorganisierte Macht des unterdrückten Volkes, und beide ständen sich in einem unversöhnlichem Konflikt gegenüber. Wer von beiden die Übermacht hat, hängt entscheidend davon ab, in welchem Maße das Volk politisches Bewußtsein entwickelt, seine wirklichen Interessen erkennt und sich von einer unorganisierten Macht in eine organisierte verwandelt. Der Prozeß der Bewußtseinsbildung ist jedoch nicht einfach, denn es liegt im Interesse der Ausbeuterklassen, diese zu verhindern, und daher tun sie alles, um die Ausbeutungsverhältnisse zu verschleiern. Dabei setzen sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel ein, um ihre Weltanschauung und Wertvorstellungen als die allgemein gültigen durchzusetzen und das imperialistische Gesellschaftssystem als das einzig mögliche darzustellen. So ist gesellschaftliche Veränderung zuallererst eine Frage der Weltanschauung, der Ideologie, und in jeder Gesellschaft findet ein Kampf der alten Ideen gegen die neuen statt. Der Fortschritt oder Rückgang der revolutionären Bewegungen wird heute durch den Kampf der Ideologien bestimmt. Auch der derzeitige allgemeine Rückzug der proletarischen Weltrevolution unterliegt diesem Gesetz. Seine Hauptursache liegt in dem gering entwickelten politischen Bewußtsein der breiten Massen als Folge der jahrelangen konterrevolutionären Kampagne des Imperialismus und des Revisonismus.

Doch der Marxismus ist nicht tot, er lebt weiter im Proletariat, in den kommunistischen Parteien, im Kampf der Völker. Wir befinden uns in einer revolutionären Situation, die in den verschiedenen Ländern unterschiedlich weit entwickelt ist. Das Problem ist das Fehlen von kommunistischen Parteien, die sich auf den Marxismus-Leninismus-Maoismus stützen und durch dessen Anwendung auf ihre konkreten Bedingungen ihre eigenen Leitgedanken hervorbringen. Der Marxismus es unvergänglich, denn er kann nicht verfallen. Er ist unbesiegt. Er erneuert sich ständig wie ein Baum, er ist lebendig und entwickelt sich. Er ist die einzige Ideologie, die richtig angewandt eine allumfassende und richtige Erklärung der Welt und ihrer Entwicklungsgesetze leisten kann, und damit das einzige Mittel zu ihrer grundlegenden Veränderung. Darum wird er sich früher oder später durchsetzen. Wie schnell das geht, hängt ab von den Kommunisten und von der Bildung kommunistischer Parteien als höchster Organisationsform des Proletariats und von ihrer Fähigkeit, den Marxismus in seiner bisher am weitesten entwickelten Etappe, dem Maoismus zu verstehen und auf die konkreten Bedingungen anzuwenden. Nur so kann aus der unorganisierten Masse der Unterdrückten die organisierte Kraft werden, die jede Ausbeutung endgültig abschaffen wird.