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Rede über Fragen der Philosophie

Nur durch den Klassenkampf gibt es Philosophie (es hat keinen Sinn, über Erkenntnistheorie zu reden, wenn man von der Praxis getrennt ist). Die Genossen, die sich mit Philosophie befassen, sollten aufs Land gehen. Diesen Winter oder kommendes Frühjahr sollten sie nach unten gehen und am Klassenkampf teilnehmen. Auch wem es gesundheitlich nicht gut geht, sollte gehen. Man wird nicht sterben, nur weil man nach unten geht; schlimmstenfalls erkältet man sich, aber dann braucht man sich nur etwas dicker anzuziehen, und es geht wieder.

So kann man keine Geisteswissenschaften betreiben, wie es heute an den Hochschulen geschieht. Da geht man nur von einem Buch zum nächsten, von einem Begriff zum nächsten. Aber seit wann kommt die Philosophie aus Büchern! Der Marxismus hat drei Grundbestandteile, den wissenschaftlichen Sozialismus, die Philosophie und die Politische Ökonomie. Die Grundlage besteht in der Soziologie und im Klassenkampf. Zwischen Proletariat und Bourgeoisie herrscht Kampf. Marx und die Seinen erkannten, daß die Vorgehensweise der utopischen Sozialisten, die die Bourgeoisie zur Mildtätigkeit überreden wollten, sinnlos ist, daß man sich vielmehr auf den Klassenkampf des Proletariats stützen muß. Es gab damals schon viele Streiks- Das britische Parlament fand in einer Untersuchung, daß der Acht-Stunden-Arbeitstag für die Kapitalisten noch vorteilhafter als der Zwölf-Stunden-Arbeitstag ist. Erst mit diesem Gesichtspunkt begann der Marxismus. Klassenkampf ist die Grundlage. dann erst kann die Beschäftigung mit Philosophie folgen. Wessen Philosophie'? Die Philosophie der Bourgeoisie oder die Philosophie des Proletariats? Die Philosophie des Proletariats ist die marxistische Philosophie. Hinzu kommt die proletarische Wirtschaftswissenschaft, die die klassische Wirtschaftswissenschaft verwandelte. Diejenigen, die sich mit Philosophie befassen, meinen, Philosophie stehe an erster Stelle. Das ist falsch. An erster Stelle steht der Klassenkampf. Die Unterdrücker unterdrücken die Unterdrückten, während die Unterdrückten erst Widerstand leisten und nach einem Ausweg suchen müssen, bevor sie sich auf die Suche nach der Philosophie begeben. Erst als man von diesem Punkt ausging, begann der Marxismus-Leninismus, und man stieß auf die Philosophie. Das ist bei uns allen so gewesen. Erst als andere meinen Kopf wollten, als Tschiang Kai-schek mich töten wollte, machte ich Klassenkampf und befaßte mich mit Philosophie.

Die Studenten sollen von diesem Winter an nach unten gehen, das bezieht sich auf die Geisteswissenschaften. Studenten der Naturwissenschaften brauchen jetzt nicht zu gehen, oder vielleicht ein, zwei Mal. Aber sämtliche Geisteswissenschaftler, gleich, ob sie Geschichte, Politische Ökonomie, Literatur oder Rechtswissenschaft studieren, sollen gehen. Professoren, Assistenten, das Verwaltungspersonal, die Studenten sollen alle nach unten gehen. Sie sollen für volle fünf Monate gehen - dies muß konsequent durchgeführt werden. Sie gehen fünf Monate aufs Land oder in eine Fabrik, damit sie ein bißchen sinnliche Erkenntnis bekommen. Pferde, Rinder, Schafe, Hühner, Hunde, Schweine. Reis. Kolben-Hirse, Hülsenfrüchte, Weizen, Shü-Rispenhirse, Ji-Rispenhirse sollen sie sich alles ansehen. Wenn sie im Winter gehen, bekommen sie zwar nicht das Getreide zu Gesicht. aber zumindest das Land und die Leute. Den Klassenkampf zu führen, das nenne ich eine Universität, wo man vieles lernen kann. Was ist denn schon die Universität Peking oder die Universität des chinesischen Volkes! Diese Universität ist doch besser. Ich komme nämlich aus der Räuberschule und habe dort ein bißchen was gelernt. Ich habe früher einmal Konfuzius, die Vier Bücher und die Fünf Klassiker gelesen, sechs Jahrelang, bis ich sie auswendig konnte, aber verstanden habe ich sie nicht. Damals glaubte sehr an Konfuzius und schrieb sogar Aufsätze darüber. Später bin ich sieben Jahre lang auf eine bürgerliche Schule gegangen. Sieben und sechs macht 13 Jahre. Da habe ich all das bürgerliche Zeug von Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften studiert. Sie unter- richteten auch Pädagogik. Fünf Jahre Lehrerseminar, zwei Jahre Mittelschule, und die Zeit in der Bibliothek ist da auch mit drin. Damals glaubte ich an Kants Dualismus und besonders an den Idealismus. Ursprünglich befürwortete ich Feudalismus und bürgerliche Demokratie. Die Gesellschaft trieb mich zur Teilnahme an der Revolution. Ein paar Jahre lang war ich Grundschullehrer und Direktor an einer vierklassigen Schule. Ich habe auch an einer sechsklassigen Schule Geschichte und Chinesisch unterrichtet. Kurze Zeit habe ich auch an einer Mittelschule unterrichtet und hatte von nichts eine Ahnung. Als ich in die Kommunistische Partei eintrat und Revolutionär wurde, wußte ich nur, daß ich die Revolution wollte. Aber wogegen und auf welche Weise? Natürlich Revolution gegen den Imperialismus und gegen die alte Gesellschaft. Aber was bedeutet Imperialismus? Davon hatte ich keine richtige Vorstellung. Und wie man die Revolution machen sollte, wußte ich erst recht nicht. Was ich alles in den 13 Jahren gelernt hatte, brauchte ich für die Revolution gar nicht. Das einzige Instrument, das ich gebrauchte, war die Schrift; Aufsätze schreiben ist ein Instrument. Was ich an ethischen Grundsätzen gelernt hatte, war völlig nutzlos. Konfuzius sagt: "Menschlichkeit bedeutet Menschentum; Menschlichkeit heißt, die Menschen zu lieben."' Wen soll man lieben? Alle Menschen? So etwas gibt es nicht. Liebte er die Ausbeuter? Auch die nicht alle, er liebte nur einen Teil der Ausbeuter. Warum sonst konnte Konfuzius kein hoher Beamter werden? Die Leute wollten ihn nicht. Er liebte sie und wollte, daß sie sich zusammenschließen. Aber es kam so weit, daß er hungern mußte, doch "der Edle bleibt fest in der Not", und beinahe hätte er daran glauben müssen, als die Leute in Kuäng ihn töten wollten. Er wurde kritisiert, daß er auf seiner Reise in den Westen nicht Qin besuchte. In Wirklichkeit bezieht sich 'im siebten Monat überschreitet Antares den Meridian' aus dem Buch der Lieder auf Ereignisse in Shanxi. Und im Lied 'Die Goldamseln' ist die Rede davon, wie beim Tod des Herzogs Mu von Qin drei Würdenträger getötet und mit ins Grab gegeben wurden. Sima Qiän schätzte das Buch der Lieder sehr; nach ihm sind die 300 Lieder im Buch der Lieder alle von den Weisen und Heiligen des Altertums im Zustand innerlicher Erregung verfaßt worden. Der größte Teil des Buches der Lieder sind Lieder der einzelnen Staaten, es sind Lieder des einfachen Volkes. Die Weisen und Heiligen sind niemand anderes als das einfache Volk. "Im Zustand innerlicher Erregung verfaßt" heißt. daß man, wenn man Wut im Bauch hat, ein Lied schreibt. "Ihr sät nicht und erntet nicht - Wie kommt ihr zu Getreideeinnahmen von 300 Höfen? Ihr geht nicht auf Jagd - Wieso sehen wir in den Höfen eurer Häuser Dachsfelle hängen? O, der Edle! Er würde nicht leben wie ein Parasit! " Der Ausdruck "als Parasit..auf einem Ruhepostcn sitzen" geht hierauf zurück. Das ist ein Lied der Anklage gegen den Himmel und des Widerstandes gegen die Herrschenden. Konfuzius war auch ziemlich demokratisch und nahm sogar Lieder über die Liebe zwischen Mann und Frau mit auf. Nach Zhu Xi's Kommentar handelt es sich um Lieder über heimliche Liebesaffären. In Wirklichkeit gilt das nur für einige, für andere nicht. Die anderen beschreiben vielmehr mit dem Bild der Beziehung zwischen Mann und Frau das Verhältnis von Herrscher und Untertan. Aus dem Staat Shu der Zeit der Fünf Dynastien und der Zehn Reiche gibt es ein Gedicht mit dem Titel 'Winterliche Klage einer Frau aus Qin' von Wei Zhuang, der es in seiner Jugend schrieb, und es bringt die Sehnsucht nach seinem Herrscher zum Ausdruck.

Zurück zum 'nach unten gehen' : Sie sollen von diesem Winter oder kommendem Frühjahr an etappen- und gruppenweise nach unten gehen, um am Klassenkampf teilzunehmen. Nur so können sie etwas erlernen, die Revolution erlernen. Ihr Intellektuellen sitzt tagaus, tagein in den Behörden, habt gut zu essen, seid gut gekleidet und bewegt eure Beine kaum noch, deshalb werdet ihr krank. Kleidung, Nahrung, Wohnung und Beförderungsmittel das sind die vier großen Krankheitsgründe. Wenn sich eure jetzt guten Lebensbedingungen etwas verschlechtern, wenn ihr nach unten geht und am Klassenkampf teilnehmt, mitten hinein in die 'Bewegung der vier Bereinigungen' und die 'Fünf-Anti-Bewegung', und wenn ihr euch gestählt habt, wird sich das Antlitz von euch Intellektuellen ändern.

Was ist das schon für eine Philosophie, die ihr betreibt, wenn ihr keinen Klassenkampf führt! [(Im folgenden spricht er über Wang Guangmei) Das Schlimmste wäre, etwas Fieber zu bekommen; die Intellektuellen sind Unwillens, Härten zu ertragen, wenn die Intellektuellen eine Abhärtung durchmachen, wird sich ihr Antlitz verändern.]

[Wenxuan,41]

Geht nach unten und versucht's! Wer so krank ist, daß es nicht mehr geht, soll zurückkehren; es muß zum Prinzip gemacht werden, daß niemand dabei umkommt. Wer so krank ist, daß es aufs Ende zugeht, sollte zurückkehren. Sobald ihr nach unten o geht, werdet ihr geistig aufleben. (Genosse Kang Sheng wirft ein : Die Forschungsinstitute der Abteilungen für Philosophie und Gesellschaftswissenschaften an der Akademie der Wissenschaften müssen auch alle nach unten gehen. Die sind jetzt bald ein Forschungsinstitut für Antiquitäten, elysische Gefilde, wo man menschlich, mit Rauch in Berührung gekommene Speisen verschmäht. Die Leute vom Philosophischen Institut lesen nicht einmal die Guangming-Tageszeitung.) Ich lese nur die Guangming-Tageszeitung und die Wenhui-Zeitung, aber nicht die Volkszeitung, weil die Volkszeitung keine theoretischen Artikel bringt. Nachdem man ihnen den Vorschlag gemacht hatte, haben sie welche gebracht. Die Zeitung der Volksbefreiungsarmee ist lebendig geschrieben und lesenswert. (Genosse Kang Sheng: Das Forschungsinstitut für Literatur kümmert sich nicht um das Problem Zhou Gucheng, und Sun Yefang vom Wirtschaftsinstitut befaßt. sich mit dem Zeug von Liberman und mit dem Kapitalismus.)

Man kann sich auch ein bißchen mit dem Kapitalismus befassen. Die Gesellschaft ist sehr komplex. Wäre es da nicht zu eintönig, sich nur mit dem Sozialismus und nicht mit dem Kapitalismus zu befassen? Wären wir da nicht, ohne die Einheit der Gegensätze, nur einseitig? Laßt sie sich damit befassen. Sollen sie wahnwitzige Angriffe führen, auf den Straßen demonstrieren und mit dem Gewehr in der Hand rebellieren, mir ist es recht. Die Gesellschaft ist sehr komplex, es gibt keine Kommune, keinen Kreis und keine Abteilung im Zentralkomitee, wo man nicht eins in zwei teilen könnte. Seht mal, ist die Abteilung für Arbeit auf dem Lande nicht aufgelöst worden! Sie befaßte sich ausschließlich mit nach Haushalten festgesetzten Ablieferungsquoten und mit den 'vier großen Freiheiten., nämlich der Freiheit, Darlehen aufzunehmen. Handel zu treiben. Lohnarbeiter einzustellen sowie Land zu kaufen und zu verkaufen. Dazu gaben sie früher einmal eine Bekanntmachung heraus. Deng Zihuj hat mit mir darüber eine Kontroverse gehabt. Auf einer Sitzung des Zentralkomitees machte er den Vorschlag, die vier großen Freiheiten zu praktizieren. Die Neue Demokratie zu konsolidieren, sie auf ewig weiter zu konsolidieren, das bedeutet, Kapitalismus zu praktizieren. Die Neue Demokratie ist eine bürgerlich-demokratische Revolution unter der Führung des Proletariats. Sie trifft nur die Grundherren und die Kompradoren-Bourgeoisie, aber keineswegs die nationale Bourgeoisie. Den Boden unter den Bauern aufzuteilen bedeutet, das Eigentum der feudalistischen Grundherren in bäuerliches Privateigentum zu verwandeln, und das ist noch innerhalb des Rahmens der bürgerlichen Revolution. Die Aufteilung des Bodens ist überhaupt.. nichts Ungewöhnliches. Mac Arthur hat in Japan den Boden aufgeteilt, und auch Napoleon hat das getan. Weder vernichtet eine Bodenreform den Kapitalismus, noch führt sie zum Sozialismus.

Heute ist in unserem Staat ungefähr ein Drittel der Macht in den Händen der Feinde oder feindlicher Sympathisanten. Seit 15 Jahren sind wir dabei, und doch gehören uns erst zwei Drittel im Reiche. Jetzt kann man mit ein paar Schachteln Zigaretten den Sekretär einer Parteizelle kaufen, ganz zu schweigen von dem Fall, daß man ihm die Tochter zur Frau gibt. In einigen Gebieten verlief die Bodenreform friedlich, und die Bodenreformtrupps waren schwach; wie man sieht, gibt es da jetzt nicht wenige Probleme. Das die Philosophie betreffende Material habe ich erhalten (bezieht sich auf Material zur Frage der Widersprüche - Anmerkung des Protokollanten). Den Abriß habe ich gelesen (bezieht sich auf den Abriß eines Aufsatzes zur Kritik der Theorie 'zwei zu einem vereinen' - Anmerkung des Protokollanten), das andere habe ich noch nicht geschafft zu lesen. Das Material über Analyse und Synthese habe ich mir auch angesehen. "

Es ist gut, so Material zu sammeln über das, was die Bourgeoisie zum Gesetz der Einheit der Gegensätze sagt. was Marx, Engels, Lenin und Stalin dazu sagen, was die Revisionisten dazu sagen. Die Bourgeoisie hat darüber geredet. Yang Xianzhen und von den älteren Philosophen Hegel; in alter Zeit gab es das bereits, aber heute geht es heftiger zu. Dann haben wir da noch Bogdanov und Lunacharski, die über Deismus redeten. Bogdanovs Wirtschaftswissenschaft habe ich gelesen. Lenin hat es gelesen, und er scheint den Teil, wo von der ursprünglichen Akkumulation die Rede ist, geschätzt zu haben. (Kang Sheng: Bodganovs Wirtschaftswissenschaft ist möglicherweise sogar etwas gescheiter als das Zeug der modernen Revisionisten. Kautskys Wirtschaftstheorien sind etwas gescheiter als diejenigen Chruscevs, und Jugoslawien ist auch etwas gescheiter als die Sowjetunion. Djilas hat auch einiges Positive über Stalin geäußert, er sagte, dieser habe in der chinesischen Frage Selbstkritik geübt.) Stalin merkte, daß er in der chinesischen Frage einen Fehler begangen hatte, und zwar keinen kleinen Fehler. Wir sind ein großes Land mit einer Bevölkerung von einigen hundert Millionen, und er war dagegen, daß wir Revolution machten und die Macht errangen. Um die Macht im ganzen Land zu erringen, haben wir uns jahrelang vorbereitet, der ganze Widerstandskrieg gegen Japan war Vorbereitung darauf. Das wird schon klar bei der Lektüre der Dokumente des Zentralkomitees aus jener Zeit, einschließlich der Schrift 'Über die Neue Demokratie'. Das heißt, man durfte nicht die bürgerliche Diktatur praktizieren, sondern konnte nur die Neue Demokratie unter Führung des Proletariats errichten, nur die vom Proletariat geführte demokratische Diktatur des Volkes praktizieren. In unserem Land sind über 80 Jahre hinweg die von der Bourgeoisie geführten demokratischen Revolutionen alle gescheitert. Die demokratische Revolution, die wir führen, wird bestimmt siegreich sein. Es gibt nur diesen Weg, keinen anderen. Das ist der erste Schritt, der zweite Schritt ist, den Sozialismus zu praktizieren. Das heißt, 'Über die Neue Demokratie' stellt ein umfassendes Programm dar. Es behandelt Politik, Wirtschaft und Kultur, einzig militärische Angelegenheiten sind nicht erörtert. (Kang Sheng: 'Über die Neue Demokratie!' ist von großer Bedeutung für die kommunistische Weltbewegung. Ich habe spanische Genossen gefragt. Sie meinten, ihr Problem sei die Praktizierung einer bürgerlichen Demokratie, nicht die einer Neuen Demokratie. So klammerten sie dreierlei aus: das Militär, die Dörfer und die Macht. Sie unterwarfen sich völlig den außenpolitischen Bedürfnissen der Sowjetunion und erreichten nichts.)

Genau das, was Chen Duxiu tat!

(Genosse Kang Sheng: Sie sagen, die Kommunistische Partei organisierte eine Armee, die sie dann anderen überließ.) Das hat keinen Zweck.

(Genosse Kang Sheng: Weder wollten sie die Macht, noch haben sie die Bauern mobilisiert. Die Sowjetunion hat ihnen damals gesagt, daß, falls sie dem Proletariat die Führung verschaffen würden, England und Frankreich dagegen sein könnten und das sei nicht im sowjetischen Interesse.)

Und wie war es mit Kuba'! Kuba ist nämlich gerade so ein Fall, wo man sich sowohl um die Macht als auch um eine Armee bemühte und nach alter Art die Bauern mobilisiert hat, deshalb war man erfolgreich.

(Genosse Kang Sheng: Und der Krieg, den sie geführt haben, war ein regulärer Krieg, wie die Bourgeoisie ihn führt. Bis zum letzten Mann haben sie Madrid verteidigt, in allem unterwarfen sie sich der sowjetischen Außenpolitik.)

Vor der Auflösung der 3. Internationale haben wir schon nicht mehr auf sie gehört. Auf der Zunyi-Konferenz haben wir nicht mehr auf sie gehört, dann kamen zehn Jahre Ausrichtungsbewegung, und erst zur Zeit des VII. Parteitags haben wir einen Beschluß gefaßt (‚Beschluß zu einigen historischen Fragen' ) und die linken " Fehler korrigiert; in keinem Fall haben wir auf sie gehört. Überhaupt haben die Dogmatiker Chinas Besonderheiten nie untersucht, und ebensowenig haben sie die Boden- und Produktionsverhältnisse die Klassenverhältnisse auf dem Lande untersucht, als sie für über zehn Jahre auf dem Lande lebten. Aufs Land zu gehen allein bedeutet noch nicht, die ländlichen Probleme zu verstehen, man muß vielmehr die Beziehungen zwischen den einzelnen Klassen und Schichten auf dem Lande untersuchen. Mich hat es über zehn Jahre Arbeit gekostet, ehe ich mir Klarheit verschafft hatte. Mit jedermann in den Teehausern und Spielhöhlen muß man Verbindungen anknüpfen und Untersuchungen anstellen. 1925 war ich am Ausbildungsinstitut für die Bauernbewegung tätig und untersuchte die Lage auf dem Lande. Zur Untersuchung wählte ich in meinem Heimatdorf arme Bauern aus. Sie führten ein elendes Leben und hatten nichts zu essen. Ein Bauer war da, mit dem habe ich Domino gespielt (mit Himmel, Erde, Mensch, Harmonie, meiqiän, changsän und Bank), danach habe ich ihn zum Essen eingeladen. Vorher, nachher und wahrend des Essens habe ich mich mit ihm unterhalten und habe begriffen, wie heftig der Klassenkampf auf dem Lande war. Der Grund, daß er willens war, mit mir zu reden, war erstens, daß ich ihn als Mensch behandelte, zweitens, daß ich ihn zum Essen einlud, und drittens, daß er etwas Geld gewinnen konnte. Ich verlor ständig, verlor ein, zwei Silberdollar, da war er sehr zufrieden. Ich habe einen Freund, der mich nach der Befreiung noch zweimal besuchen gekommen ist. Er war seinerzeit einmal in eine wirklich aussichtslose Lage geraten und kam zu mir, um sich einen Dollar zu leihen. Ich gab ihm drei, als unentgeltliche Beihilfe. Damals waren solche unentgeltlichen Beihilfen sehr schwer zu bekommen. Mein Vater meinte, wenn man nicht für sich selbst sorge, werde man vom Himmel gerichtet und von der Erde vernichtet. Meine Mutter widersprach ihm. Als mein Vater starb, kamen nur wenige Trauergäste, aber als meine Mutter starb, kamen viele. Einmal wurde unsere Familie vom 'Bund der Brüder' beraubt. Ich meinte, das sei richtig, die Leute hätten ja nichts. Meine Mutter konnte das auch überhaupt nicht akzeptieren.

In Changsha kam es einmal zu einem Sturm von Reisplünderungen, bei denen sogar der Provinzgouverneur verprügelt wurde. Ein paar Straßenhändler aus Xiangxiang kehrten, nachdem sie ihre Saubohnen verkauft hatten, einer nach dem anderen nach Hause zurück. Ich hielt sie an und erkundigte mich nach der Lage. Die Grünen und die Roten Banden auf dem Land hielten auch Versammlungen ab und machten sich über die wohlhabenden Familien her. Darüber wurde in der Shen-Zeitung von Schanghai berichtet, und erst von aus Changsha herbei geschickten Truppen wurden sie zerschlagen. Sie waren undiszipliniert und beraubten die Mittelbauern, dadurch isolierten sie sich selbst. Ein Anführer nahm an verschiedenen Stellen Unterschlupf und floh schließlich in die Berge, wurde dann aber gefaßt und hingerichtet. Später hielt die Gentry des Dorfes eine Versammlung ab und tötete noch ein paar arme Bauern. Damals gab es noch keine Kommunistische Partei, es handelte sich um spontanen Klassenkampf.

Die Gesellschaft hat uns hier auf die politische Bühne gestoßen. Wer hätte früher daran gedacht, sich mit Marxismus zu befassen? Nicht einmal gehört hatte ich davon. Wovon ich gehört und worüber ich auch gelesen hatte, das waren Konfuzius, Napoleon, Washington, Peter der Große, die Meiji-Reform und die drei italienischen Nationalhelden, also alles kapitalistisches Zeug. Ich habe auch eine Franklin-Biographie gelesen. Er stammte aus einer armen Familie, wurde später Schriftsteller und führte auch Experimente mit Elektrizität durch. (Chen Boda: Von Franklin stammt ursprünglich die Formulierung, der Mensch sei ein Werkzeuge herstellendes Tier. )

Er hat darüber gesprochen, daß der Mensch ein Werkzeuge herstellendes Tier sei. Früher hieß es, der Mensch sei ein denkendes Wesen, "das Herz ist Sitz des Denkens", es hieß, der Mensch sei die Krönung der Schöpfung. Wer berief eine Versammlung ein und wählte ihn? Er belehnte sich selbst. Das sind Auffassungen, wie sie der feudalen Epoche angehören. Später brachte der Marxismus vor, daß der Mensch Werkzeuge herstellen könne und daß er ein soziales Wesen sei. In Wirklichkeit hat die Entwicklung des Großhirns und der Hände beim Menschen mindestens eine Million Jahre gedauert. Tiere werden sich auch in Zukunft weiterentwickeln. Ich glaube nicht daß nur der Mensch zwei Hände haben kann. Unterliegen Pferde, Rinder, Schafe nicht mehr der Evolution, sondern unterliegen ihr nur die Affen? Und ist es unter den Affen wiederum nur eine Spezies, die sich fortentwickeln kann, und die anderen können es nicht? Wird es in einer Million Jahren, in zehn Millionen Jahren noch die heutigen Pferde. Rinder und Schafe geben? Ich meine, sie werden sich noch verändern. Pferde, Rinder, Schafe und Insekten werden sich alle verändern. Die Tiere haben sich ja aus den Pflanzen, aus den Meeresalgen entwickelt Zhang Taiyan wußte das alles. In seiner Schrift in der er sich mit Kang Youwei über die Revolution auseinandersetzte, hat er dieses Prinzip behandelt. Der Erdball war ursprünglich tot es gab keine Pflanzen, kein Wasser, keine Luft. Wer weiß, wieviel zig Millionen Jahre es gedauert hat, ehe sich Wasser bildete. Es war ja nicht so, daß so über Nacht mit einem Mal aus Wasserstoff und Sauerstoff Wasser geworden wäre. Auch das Wasser hat seine eigene Geschichte. Vorher gab es nicht einmal Wasserstoff und Sauerstoff. Erst nachdem Wasserstoff und Sauerstoff entstanden waren, war die Möglichkeit gegeben, daß sich beide Elemente miteinander zu Wasser verbanden.

Die Geschichte der Naturwissenschaften muß erforscht werden. Es geht nicht, daß man die Geschichte der Naturwissenschaften nicht studiert. Man muß ein paar Bücher lesen. Es ist ein großer Unterschied, ob man Bücher liest, weil es für den jetzigen Kampf nötig ist, oder ob man es tut, ohne damit ein Ziel zu verfolgen. Fu Ying sagt, daß Wasserstoff und Sauerstoff sich Tausende von Malen miteinander verbinden müßten, um Wasser zu bilden und daß es nicht ein simples ‚Zwei zu einem vereinen' sei. Das ist doch eine sehr vernünftige Formulierung, ich werde ihn besuchen und mich mit ihm unterhalten. (Zu [Lu Ping] gewandt) Ihr solltet bei Fu Ying auch nicht alles ablehnen.

Es gibt bisher noch keine klare Darstellung von Analyse und Synthese. Die Analyse ist einigermaßen geklärt, aber über die Synthese hat man nicht viel gesagt. Ich habe mich darüber einmal mit Ai Siqi unterhalten. Er meinte, heute würde nur über begriffliche Synthese und Analyse geredet und nicht über objektive, praktische Synthese und Analyse. Wie analysieren und synthetisieren wir die Kommunistische Partei und die Guomindang? Wie das Proletariat und die Bourgeoisie? Wie die Grundherren und Bauern? Wie das chinesische Volk und den Imperialismus? Nehmen wir die Kommunistische Partei und die Guomindang als Beispiel: Wie analysieren und synthetisieren wir sie? Unsere Analyse fragt ausschließlich: Wie groß sind unsere Kräfte, wie groß ist unser Gebiet, wie zahlreich sind die Menschen, die Parteimitglieder, die Truppen, wie viele Stützpunktgebiete von der Art Yenans haben wir. Wo liegen unsere Schwächen? Wir haben keine großen Städte, nur 1200000 Mann starke Truppen, und wir empfangen keine ausländische Hilfe, während die Guomindang eine Menge ausländische Hilfe erhält. Vergleicht man Yenan mit Schanghai, dann hat Yenan eine Bevölkerung von nur 7000 oder, wenn man die politischen Organe und die Truppen mitzählt, von insgesamt 20000 Menschen, und es gibt bloß Handwerk und Landwirtschaft. Was ist das schon im Vergleich zu den großen Städten! Wir haben den Vorteil, daß das Volk uns unterstützt, während die Guomindang vom Volk abgesondert ist. Ihr habt größere Gebiete, habt mehr Truppen und Waffen, aber eure Soldaten habt ihr einfach ausgehoben, und Beamte und Soldaten stehen in Opposition zueinander. Natürlich haben sie auch ziemlich große, teilweise sehr kampfstarke Truppenteile. Keinesfalls kippen sie alle schon beim ersten Schlag um. Darin liegt nämlich ihre Schwäche, und das ist der Angelpunkt, daß sie vom Volk abgesondert sind. Während wir mit den Volksmassen verbunden sind, sind sie von den Volksmassen abgesondert.

In ihrer Propaganda haben sie behauptet. die Kommunistische Partei hätte Eigentum und Frauen vcrgesellschaftet, und mit der Propaganda sind sie bis in die Grundschulen gegangen. Ein Lied haben sie geschrieben: "Kommen Zhu De und Mao Zedong, morden, brennen und richten alles Mögliche an, was macht ihr dann? Das Lied haben sie den Grundschülern beigebracht, und kaum konnten die es singen, haben sie ihren Eltern und Geschwistern Fragen gestellt und so im Gegenteil für uns Propaganda gemacht. Einmal hat ein Kind, das das Lied gehört hatte, seinen Papa gefragt, und der Papa hat geantwortet: Frag nicht; wenn du erst einmal groß bist, sieh selbst, dann weißt du Bescheid. Das war ein Anhänger des Mittelweges. Dann hat das Kind seinen Onkel gefragt, und der hat es ausgeschimpft und geantwortet: "Morden und brennen? So ein Blödsinn! Wenn du noch mal fragst, setzt es was! Sein Onkel war früher Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes gewesen. Sämtliche Zeitungen und Rundfunkstationen haben auf uns geschimpft. Zeitungen gab es viele, einige Dutzend in jeder Stadt, von jeder Fraktion eine, und alle waren sie antikommunistisch. Und hat das einfache Volk auf sie gehört? Aber nicht im geringsten! In Dingen Chinas haben wir Erfahrungen. China ist ein "Spatz". In anderen Ländern gibt es auch immer nur Reiche und Arme, Konterrevolution und Revolution, Marxismus-Leninismus und Revisionismus. Man darf keinesfalls meinen, daß alle Leute unbedingt der konterrevolutionären Propaganda glauben, sich erheben und den Kommunismus bekämpfen. Haben wir nicht alle Zeitung gelesen? Und wir sind auch nicht davon beeinflußt worden.

Den Traum der Roten Kammer habe ich fünfmal gelesen und bin auch nicht davon beeinflußt worden. Ich habe ihn wie ein Geschichtswerk gelesen. Anfangs habe ich ihn wie eine Erzählung gelesen, später wie ein Geschichtswerk. Keiner, der den Traum der Roten Kammer liest, achtet auf das 4. Kapitel, das in Wirklichkeit die Leitlinie vom Traum der Roten Kammer ist. Dann ist da der Abschnitt "Leng Zixing beschreibt die Rongguo-Residenz", er bringt Lieder und Kommentare. Im 4. Kapitel "Der Flaschen-Kürbis-Mönch löst den Flaschenkürbis-Fall" taucht die Protektionsliste auf, in der vier einflußreiche Familien erwähnt sind: Bei den Jias gibt es nichts Unechtes; die Hallen waren aus weißer Jade und die Pferde aus Gold. Der Afang-Palast dehnte sich über 300 li aus, doch er hatte nicht Raum genug. einen Shi von Jinling zu beherbergen. im Ostmeer fehlte ein weißes Jadebett, deshalb bat der Drachenkönig die Wangs von Jinling zu sich. In reichen Erntejahren gibt es großes Schneegestöber (Xue), Perlen waren für sie wie Erde und Gold wie Eisen- Da ist auf sämtliche vier einflußreichen Familien im Traum der roten Kammer Bezug genommen. Der Klassenkampf im Traum der roten Kammer ist sehr heftig, etliche Dutzend Personen sind umgekommen, aber nicht mehr als 20, 30 davon gehören zu den Herrschenden. (Jemand hat mal 33 Personen gezählt). Die andern sind alle Sklaven, über 300 sind es, wie Yuanyang, Siqi, die Zweite Schwester You, die Dritte Schwester You und andere. Geschichte läßt sich nicht klar darstellen, wenn man sie nicht unter dem Gesichtspunkt der Klassenkämpfe sieht. Nur wenn man eine Klassenanalyse vornimmt, kann man Geschichte klar analysieren. Es ist über 200 Jahre her, daß der Traum der Roten Kammer verfaßt wurde, aber bis heute hat die Forschung über den Traum der roten Kammer keine Klarheit geschaffen. Daran sieht man, wie schwierig die Fragen sind. Yu Pingbo und Wang Kunlun sind beide Spezialisten. He Qifang hat auch ein Vorwort verfaßt. Auch ein Wu Shichang ist aufgetreten. Und das ist nur die neuere Forschung zur Roten Kammer, dazu kommt noch die ältere Forschung. Cai Yuanpei's Standpunkt zum Traum der roten Kammer ist falsch, eher noch trifft Hu Shi 's Ansicht zu.

Wie ist eine Synthese zu erreichen '! Wie sich die Guomindang und die Kommunistische Partei, die beiden Gegensätze, auf dem Festland zu einer Synthese zusammengefügt haben, habt ihr alle gesehen. Die Synthese kam nämlich so zustande: Sie rückten mit ihren Truppen an, und wir haben sie geschluckt, Stück für Stück geschluckt. Das war nicht Yang Xianzhen's 'zwei zu einem vereinen', keine Synthese von zwei friedlich koexistierenden Seiten. Sie wollten keine friedliche Koexistenz, sie wollten dich schlucken. Warum hätten sie sonst Yenan angegriffen? Außer in drei an den drei Provinzgrenzen gelegenen Kreisen sind ihre Truppen überall in Nord-Shanxi gewesen. Ihr habt eure Freiheit, und wir haben unsere Freiheit. Ihr seid 250000, wir sind 25000, ein paar Brigaden, etwas über 20000 Mann. Das war die Analyse, wie soll die Synthese erfolgen? Ihr zieht, wohin ihr ziehen wollt, und wir schlucken eure Truppen, Bissen für Bissen. Können wir gewinnen, dann kämpfen wir, wenn nicht, ziehen wir uns zurück. Von März 1947 bis März 1948 ist ihnen eine ganze Armee restlos davongelaufen, weil wir Zehntausende von ihnen vernichtet haben. Als wir Yichuan umzingelt hatten und Liu Kan zur Verstärkung gekommen war, haben wir Liu Kan als den Armeekommandeur und zwei seiner drei Divisionskommandeure getötet sowie den dritten gefangengenommen, da hat sich die ganze Armee aufgelöst. Das war die Synthese. Sämtliche Gewehre und Kanonen sind durch diese Synthese uns zugefallen, ebenso alle Soldaten. Die, die bei uns bleiben wollten, konnten bleiben, die anderen haben Reisegeld bekommen. Nachdem wir Liu Kan vernichtet hatten, hat die eine Brigade in Yichuan kampflos kapituliert. Wie waren die Methoden der Synthese bei den drei großen Operationen von West-Liaoning- Shenyang, Huai-Hai und Peking-Tianjin? Fu Zuoyi ist uns durch Synthese zugefallen, seine gesamte, 400000 Mann starke Armee übergab kampflos ihre Gewehre.

Der eine frißt den andern, der große Fisch den kleinen, das ist Synthese. So hat es noch in keinem Buch gestanden. In meinen Büchern steht es auch nicht. Yang Xianzhen versteht aufgrund seiner These des 'zwei zu einem vereinen' die Synthese als untrennbare Verbindung zweier verschiedener Dinge. Wo gibt es auf der Welt aber schon untrennbare Verbindungen! Es gibt Verbindungen, aber sie sind grundsätzlich trennbar. Es gibt nichts, das untrennbar wäre. In den über 20 Jahren unseres Kampfes hat es auch unter uns nicht wenige gegeben, die vom Feind geschluckt wurden. Als die 300000 Mann starke Rote Armee das Shan-Gan- Ning-Gebiet erreicht hatte, waren nur noch 25000 Mann übrig, die anderen waren teils vom Feind geschluckt worden, teils waren sie versprengt, oder sie waren verletzt oder gefallen.

Bei der Diskussion der Einheit der Gegensätze muß man vom Leben ausgehen. (Genosse Kang Sheng: Es geht nicht an, nur über Begriffe zu reden.)

Bei der Analyse muß man synthetisieren, bei der Synthese muß man analysieren.

Wenn der Mensch Tiere oder Gemüse ißt, hat er auch zuvor eine Analyse gemacht. Warum ißt er keine Sandkörner? Wenn Sand im Reis ist, schmeckt er nicht. Warum ißt man nicht das Gras, das Pferde, Rinder und Schafe fressen, sondern nur Chinakohl und ähnliche Sachen? Zu al1.em gehört die Analyse. Shen Nong probierte die Kräuter alle, um zu sehen, wie sie als Arzneien zu verwenden seien. Wer weiß, wieviel Zehntausende von Jahren der Analyse nötig waren, ehe Klarheit darüber bestand, was eßbar ist und was nicht. Grashüpfer, Schlangen und Schildkröten sind eßbar. Krebse, Hunde und Innereien sind eßbar. Einige Ausländer essen sie allerdings nicht. In Nord-Shanxi ißt man keine Innereien, keine Fische, man ißt dort auch keine Katzen. Es gab in einem Jahr einmal eine große Überschwemmung durch den Huanghe, so daß einige zehntausend jin an Fischen aufs Land gespült wurden, die hat man alle als Düngemittel verwandt.

Ich bin ein einheimischer Philosoph. ihr seid ausländische Philosophen.

(Genosse Kang Sheng: Kann der Vorsitzende vielleicht etwas zur Frage der drei Kategorien sagen? )

Engels hat über die drei Kategorien gesprochen. Ich glaube aber nicht an zwei dieser Kategorien. (Die Einheit der Gegensätze ist das elementarste Gesetz, das Umschlagen quantitativer in qualitative Veränderungen ist die Einheit des Gegensatzes von Qualität und Quantität. Die Negation der Negation gibt es überhaupt nicht.) Die gleichzeitige Nebeneinanderstellung des Umschlagens quantitativer in qualitative Veränderungen und der Negation der Negation mit dem Gesetz der Einheit der Gegensätze ist ein Triplismus und kein Monismus. Das Grundlegendste ist eine Einheit der Gegensätze. Das Umschlagen quantitativer in qualitative Veränderungen ist die Einheit des Gegensatzes von Quantität und Qualität. So etwas wie Negation der Negation gibt es nicht. Affirmation, Negation, Affirmation, Negation,..in der Entwicklung der Dinge stellt jedes einzelne Kettenglied sowohl eine Affirmation wie auch eine Negation dar. Die Sklavenhaltergesellschaft negierte die Urgesellschaft, stellte aber eine Affirmation gegenüber der Feudalgesellschaft dar. Die Feudalgesellschaft war die Negation der Sklavenhaltergesellschaft, stellte aber eine Affirmation gegenüber der kapitalistischen Gesellschaft dar. Der Kapitalismus ist die Negation des Feudalismus und wiederum die Affirmation gegenüber dem Sozialismus.

Was für Synthese-Methoden gibt es? Können Urgesellschaft und Sklavenhaltergesellschaft etwa nebeneinander existieren? Gewiß, das kommt vor, aber nur bei einem kleinen Teil. Im großen und ganzen wird die Urgesellschaft untergehen müssen. Auch ist es so, daß die gesellschaftliche Entwicklung stufenweise erfolgt, und die Urgesellschaft kennt wiederum zahlreiche Stufen. Damals wurden die Frauen noch nicht ihren Männern mit ins Grab gegeben, sie mußten aber den Männern gehorchen. Zuvor war es so gewesen, daß die Männer den Frauen gehorchten, dann verkehrte es sich ins Gegenteil, und die Frauen gehorchten den Männern. Über diesen Abschnitt der Geschichte herrscht noch keine Klarheit, er dauerte über eine Million Jahre. Die Klassengesellschaft ist noch keine 5000 Jahre alt. Es gab Kulturen wie die Longshan- Kultur und die Yangshao-Kultur. In der Endphase der Urgesellschaft kam farbige Keramik auf. Allgemein gesagt: Einer verschluckt den andern, einer stürzt den andern, eine Klasse geht unter, eine andere Klasse steigt auf, eine Gesellschaft geht unter, und eine andere Gesellschaft steigt auf. Natürlich ist die Entwicklung in ihrem Verlauf nicht v6llig rein; ist die Feudalgesellschaft erreicht, bleiben noch Reste des Sklavenhaltersystems in ihr zurück, wenn auch das Feudalwesen der Hauptbestandteil ist. Es gibt noch einige leibeigene Bauern und leibeigene Arbeiter, wie zum Beispiel Handwerker. Die kapitalistische Gesellschaft ist auch keine dermaßen reine Form, und selbst die fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften haben rückständige Elemente. Ein Beispiel ist die Sklaverei im Süden Amerikas. Lincoln hat die Sklaverei beseitigt, aber noch heute gibt es Negersklaven, : der Kampf ist sehr heftig. Über 20 Millionen Menschen nehmen; daran teil, das sind nicht wenige.

Das eine vernichtet das andere; Entstehung, Entwicklung, Vernichtung, so geht es mit allen Dingen. Wer nicht von andern vernichtet wird, der geht von selbst unter. Warum müssen die Menschen sterben? Sterben Aristokraten auch? Das ist ein Naturgesetz. Ein Wald lebt länger als ein Mensch, und doch auch nur ein paar tausend Jahre. Gäbe es keinen Tod, ach, du liebe Güte! Wenn wir Konfuzius heute noch sehen könnten, hätten die Menschen gar keinen Platz mehr auf der Erde. Ich finde richtig, was Zhuangzi tat: Als seine Frau gestorben war, schlug er ein Becken und freute sich. Wenn jemand gestorben ist, sollte man ein Fest feiern, eine Feier des Sieges der Dialektik und des Untergangs des Alten. Der Sozialismus muß auch untergehen, es wäre schlimm, wenn er nicht unterginge, dann gäbe es keinen Kommunismus. Der Kommunismus wird mindestens Millionen, Zigmillionen von Jahren praktiziert werden. Aber ich glaube nicht, daß es im Kommunismus keine qualitativen Veränderungen geben wird, daß er sich nicht aufgrund qualitativer Veränderungen in Stadien teilt. Das glaube ich nicht! Quantität verwandelt sich in Qualität und Qualität in Quantität. Daß sich ein und dasselbe Wesen über Jahrmillionen hinweg nicht ändert, das glaube ich nicht. Gemäß der Dialektik ist das unvorstellbar. Nehmen wir das Prinzip 'jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen'. Glaubt ihr, daß man eine Million Jahre lang nach derselben Wirtschaftswissenschaft vorgehen kann '? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Dann brauchte man keine Wirtschaftswissenschaftler mehr, denn ein Lehrbuch reichte sowieso aus, und die Dialektik wäre auch tot.

Das Leben der Dialektik, das ist ständiges Umwenden ins Gegenteil. Auch für die Menschheit wird es schließlich einen letzten Tag geben. Wie Theologen vom Jüngsten Gericht reden, das ist pessimistisch und furchterregend. Wenn wir sagen, daß die Menschheit untergeht, bedeutet dies, daß etwas noch Fortschrittlicheres als die Menschheit entstehen wird. Die heutige Menschheit steckt noch in den Kinderschuhen. Engels hat gesagt, daß man sich vom Reich der Notwendigkeit zum Reich der Freiheit bewegen solle, Freiheit sei die Einsicht in die Notwendigkeit. Dieser Satz ist nicht vollständig, nur die Hälfte ist gesagt, die Fortsetzung fehlt. Kann man denn durch bloße Einsicht zur Freiheit gelangen? Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit und die Umgestaltung der Notwendigkeit. Man muß noch daran arbeiten. Geht das denn, einfach mit vollem Bauch untätig dazusitzen und nur von seinen Einsichten zu leben? Wenn man ein Gesetz entdeckt hat, muß man es anwenden, man muß eine neue Welt schaffen, den ersten Spatenstich tun und Häuser bauen, Bodenschätze erschließen und Industrie betreiben. In Zukunft wird es mehr Menschen geben und das Getreide nicht ausreichen, dann müssen aus Mineralien Lebensmittel gewonnen werden. Das ist es, was ich mit Umgestaltung als Voraussetzung der Freiheit meine. Werden wir in Zukunft so frei sein können? Lenin hat gesagt, daß es einmal so viele Flugzeuge in der Luft geben wird wie Fliegen, die werden hin- und hersausen. Was ist zu tun, wenn sie überall zusammenstoßen'? Wie kann man das regeln'? Und wenn man es zu regeln beginnt, wird man dann immer noch frei sein? In Peking gibt es heute 10000 Busse, in Tokio 100000 (oder sind es 800000?), deshalb sind dort Verkehrsunfälle häufiger. Bei uns gibt es weniger Autos, hinzu kommt der Unterricht, der den Fahrern und dem Volk gegeben wird, und so sind Unfälle seltener. Wie wird es in 10000 Jahren in Peking aussehen? Wird es bei den 10000 Bussen bleiben? Vielleicht erfindet man etwas Neues, das die heutigen Verkehrsmittel überflüssig macht: der Mensch wird fliegen mittels einer einfachen Apparatur, er wird einfach irgendwohin fliegen, und ganz gleich, wohin er fliegt, überall wird er landen können. Die Einsicht in die Notwendigkeit allein ist nicht genug, auch deren Umgestaltung ist nötig.

Ich glaube nicht, daß sich die kommunistische Gesellschaft nicht in Stadien teilen und es keine qualitativen Veränderungen geben wird. Lenin hat gesagt, alles sei teilbar. Er nannte das Atom als Beispiel und sagte, daß nicht nur das Atom teilbar sei, sondern auch das Elektron. Früher hielt man es allerdings für unteilbar, und die Wissenschaft von der Spaltung der Atomkerne ist auch noch sehr jung, erst 20, 30 Jahre alt. Seit einigen Jahrzehnten zerlegen die Wissenschaftler den Atomkern, da gibt es Protonen und Antiprotonen, Neutronen und Antineutronen, Mesonen und Antimesonen. Das sind die schweren Teile. Dazu kommen die leichten. Diese Entdeckungen sind hauptsächlich erst während des 2. Weltkrieges und danach erfolgt. Daß die Elektronen vom Atomkern abspaltbar sind, das ist allerdings schon früh entdeckt worden. In einem elektrischen Draht nutzt man die Loslösung der äußeren Elektronen vom Kupfer oder vom Aluminium aus. Man hat auch in der Erdatmosphäre in 300 li Höhe die Ionosphäre entdeckt, in der Elektronen und Atomkerne ebenfalls getrennt sind. Das Elektron ist bis heute nicht gespalten worden, aber eines Tages wird es auch gespalten werden können. Zhuangzi hat gesagt: "Von einem ein chi langen Hammer schneide täglich eine Hälfte ab, und noch nach 10000 Generationen kommt man nicht an ein. Ende." (Zhuangzi, Kapitel tianxia:, Zitat von Gongsun Long) Das ist ein wahrer Satz. Wer's nicht glaubt, soll es probieren, und wenn er an ein Ende kommt, dann hat das nichts mehr mit Wissenschaft zu tun. Alles ist grundsätzlich in Entwicklung begriffen und unendlich. Zeit und Raum sind unendlich. Der Raum ist in makroskopischer und in mikroskopischer Sicht unendlich. Er ist unendlich teilbar. Daher haben Wissenschaftler immer etwas zu tun, auch in einer Million Jahren werden sie noch etwas zu tun haben. Der Aufsatz von Shiyouchi Sakata über Elementarteilchen, der in den Nachrichten zur naturwissenschaftlichen Forschung steht, hat mir sehr gefallen. Ich habe noch nie einen solchen Aufsatz gelesen; er ist dialektischer Materialist, er zitiert Lenin.

Die Schwäche der Philosophie ist, daß keine praktische Philosophie betrieben wird, sondern nur Philosophie aus Büchern. Wir müssen immer wieder Neues vorbringen. Wozu wären wir sonst da? Wozu wären sonst unsere Nachkommen da? Alles Neue liegt in wirklichen Dingen. Man muß die wirklichen Dinge anpacken. Ist Ren Jiyu eigentlich Marxist oder nicht? Mir haben seine Aufsätze über Buddhismus sehr gefallen, da steckt etwas Forschung drin. Er ist ein Schüler Tang Yongtong's. Er bezieht sich nur auf den Buddhismus der Tang-Dynastie, auf den späteren kommt er nicht zu sprechen. Der Neokonfuzianismus der Song- Dynastie hat sich aus dem Zen-Buddhismus der Tang-Dynastie entwickelt, vom subjektiven Idealismus zum objektiven Idealismus. Es gibt Buddhismus und Taoismus; es wäre falsch, sich nicht damit zu beschäftigen. Wie kann es angehen, sich nicht darum zu kümmern? Han Yu legte keinen Wert auf Theorien. Seine Parole war: "Man lerne den Inhalt, nicht die Formulierung." Den Inhalt hat er völlig von andern kopiert, er hat nur die Form und die Art der Aufsätze etwas geändert. Er legte keinen Wert auf Theorien, und wenn er etwas darüber sagte, so ist es im wesentlichen von den Klassikern übernommen. In Essays wie 'Über das Lehren' steckt ein bißchen was Neues. Bei Liu Zihou ist es anders, er beschäftigte sich mit dem Materialismus im Buddhismus, bei Laozi und im Taoismus. Allerdings ist sein 'Der Himmel antwortet' zu kurz, einfach ein wenig zu knapp. Sein' Der Himmel antwortet' geht auf Qu Yuan 's 'Der Himmel fragt' zurück. In Tausenden von Jahren hat es keinen zweiten gegeben, der so etwas wie 'Der Himmel antwortet' verfaßt hätte. Wovon handeln 'Der Himmel fragt' und ‚Der Himmel antwortet'? Ohne genaue Erklärungen sind sie nicht verstehen, man bekommt nur eine grobe Vorstellung, worum es geht. 'Der Himmel fragt' ist wirklich ungeheuerlich, vor einigen tausend Jahren sind da schon alle möglichen Fragen gestellt worden: über das Universum, über die Natur, über die Geschichte. (Zur Debatte über 'zwei zu einem vereinen' ) Die Rote Fahne könnte einige der besseren Sachen nachdrucken und einen Bericht schreiben.

[WS 69, 549-61]

Quelle: Mao Zedong Texte. Herausgeben von Helmut Martin. Hanser Verlag, München/ Wien 1982, Fünfter Band 1961-1964, S.341-367.




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